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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4233#0044
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— 40

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7 M

Radierung, Goya zugeschrieben.

Sammlers Dr. H. H.
Meier jun., aus dessen
Nachlaß ein schönes
und umfangreiches
Goya-Oeuvre in die
Bremer Kunsthalle ge-
langte.

»Los Caprichos«.
Schönes Exemplar der
1. Ausgabe in rotem
Lederband von Carsi.
BräunlicheDruckfarbe.
80 Blatt. Erworben
bei Quaritch, London,
18 £. Zu H. 45 ist zu
bemerken, daß der
schräge Plattenkratzer
über dem Munde des
obersten Kopfes, der
ein Merkmal der
5. Ausgabe sein soll,
hier schon in der 1.
deutlich zu sehen ist.
»La Tauroma-

quia«. Schönes Exemplar der 1. Ausgabe, in braunem Lederband mit Gold-
monogramm C M. Erworben bei Quaritch, London, 12 JL' 12 s.

H. 151.2. Etat. Das Exemplar der Auktion Burty. Katalog Nr. 463.

H. 100. 1. Etat. Das Exemplar der Auktion Lefort.

II. 168. 1. Etat Das Exemplar der Auktion Burty. Katalog Nr. 464.
(Burtys Stempel. Kagan 517.)

IL 169. 2. Etat. Auf weißem festen Papier. Grausilberne Druckfarbe.

H. 225 und H. 226. 2. Etats. (Man muß, wie Herr Dr. Hofmann
mir freundlichst mitteilt, von diesen beiden Blättern jetzt 2 Etats unter-
scheiden, nämlich: [. Etat: reine Atzung, II. Etat: mit zahlreichen Nadel-
arbeiten.) Die Exemplare der Auktion Burty 1876, zusammen 18 s.

H. 230. Faksimiledruck. Exemplar der Auktion Burty 1878.

H. 231. 1. Etat. Aufgeschöpftem Papier. Mit Unterschrift: »Dios
te (sie!) lo pague! Que dieu vous le rende! Le cuivre appartient ä
M. P. Lefort, Public 1867.« Moderner Abdruck.

H. 234. 2. Etat. Mit Burtys Sammlerstempel.

H. 239. 2. Etat.

H. 242. 2. Etat.

H. 251. 2. Etat. Exemplar der Auktion Burty.
H. 252. 2. Etat. Ebenfalls.
H. 254. 2. Etat. Ebenfalls.

H. 258. 2. Etat. Ebenfalls. Die Unterschrift mit der Feder ein-
geschrieben. Im Hofmannschen Katalog ist ein Druckfehler dahin zu ver-
bessern, daß der Name »Diego Velasquez« links steht und das Mono-
gramm F. G. rechts, nicht umgekehrt.

H. 263. 3. Etat. Das Exemplar der Auktion Burty.

H. 264. 3. Etat. Ebenfalls.

Lithographie:

H. 278. I. Etat. Das Exemplar der Auktion Burty. 19 s.
Probedruck einer Radierung.

H. 127. 1. Etat. Das Exemplar der Auktion Burty, das Lauser für
1 £ 2 s. erwarb und das im Auktionskatalog als 2. Zustand aufgeführt
wurde. Es ist aber ein 1. Zustand, reiner Ätzdruck, nur mit zahlreichen
Bleistiftretuschen, die wahrscheinlich von Goyas Hand herrühren und
dem Verfasser des Auktionskatalogs als Veränderungen der Platte
erschienen. Die Retuschen finden sich an folgenden Stellen (vergleiche die
Abbildung): An der Innenseite des rechten Unterschenkels, an der Innen-
seite des linken Unterschenkels und an der Innenseite des rechten Unter-
arms bei dem tanzenden Kerl; ferner am Rücken und Kopf des Mannes,
der die Puppe hält, und zu seinen Füßen, sowie am Kopfumriß des
Phantoms ganz rechts. — Auf der Rückseite des Blattes steht mit Bleistift
geschrieben: »L'homme du peuple«.

Y ä 1 s c h u n g.

In einer bremischen Privatsammlung befindet sich eine kleine,
Goya zugeschriebene Radierung (80 : 60 mm), das Brustbild eines alten
bartlosen Mannes darstellend, der seine Rechte auf den Griffeines Stockes
legt. Auf dem im übrigen unbezeichneten Blatte steht mit Bleistift: »Eau
forte de Goya, inedite et dont je suis le possesseur de la planche«. Die
Schrift ist die des spanischen Malers Ignacio Zuloaga. Doch hat die
Arbeit mit Goya nicht das Geringste zu tun in ihrem modernen Sentimento und
ihrer zaghaft ängstlichen Mache. Der Druck ist von absolut erster Frische,
ohne irgend eines der charakteristischen Merkmale von Neudrucken. Die
Platte, von welcher der Abzug genommen ist, muß vollkommen scharf
sein und keine Spuren früherer Abnutzung zeigen. Im allgemeinen also
eine ziemlich plumpe Fälschung, vor der aber doch die Laien
gewarnt seien, da die Provenienz in diesem Falle keine Garantien
für Echtheit bietet. (Vgl. die Abbildung.) E. Waldmann.

Achill. 15 Lithographien zur Ilias von Max
Slevogt. München, A. Langen.

Wenn man es nicht durch Eckermann wüßte, würde man kaum
glauben, daß Goethe Gefallen fand an Delacroix' Illustrationen zum
„Faust". Und che Slevogts Lithographien zur Ilias erschienen waren,
mochte mancher zweifeln, ob er den richtigen Ton finden würde. So sehr
dachte man sich den Homer immer im Zusammenhang mit Flaxman und
dem Stil griechischer Meistcrschulen. Aber Slevogt hat einen richtigen
Ton gefunden. So wie Delacroix sich aus dem Faust das herausnahm, was
sein Temperament am meisten reizte, so behandelte Slevogt die Ilias: aus
dem breiten Epos der Begebenheiten wählte er sich das überaus ruhmvolle
Heldenleben des Achill, das in die Dichtung das Furioso hineinbringt,
mit einer rasenden Aneinanderreihung der Ereignisse.

Der Gesamtcharakter der Folge ist gewaltsam, Schlacht und
Zweikampf herrschen, und nur wenige idyllische Szenen finden sich. Das
geistige Kolorit ist orientalisch-barbarisch, in aller Naivität der Auffassung.
Helena auf der Zinne bei den tuschelnden Greisen ist eine Haremsdame,
Achill, der die Gefangenen am Genick durch den Fluß mit sich schleift, ein
Wilder, und der Tod des Paris wird mit der ganzen uralten Freude an
Blut und Grausamkeit dargestellt, die aus den tönenden Versen der
Dichtung dröhnt und im Gedächtnis haust.

Das ist gewiß nicht der „klassische" Achill, an den wir mit unserer
Bildung immer denken und der doch in Wahrheit nur ein Hirngespinst ist
und heutzutage im Ernstfalle zu dem charakterlosen Sterbenden der Villa
auf Corfu führt, sondern es ist ein Achill von Fleisch und Blut und voll
von künstlerischem Leben.

Da sind zunächst die Kampfszenen, Troer und Achäer bei den
Schiffen, Achill, der ins Lager hineinbrüllt — Aufregung und Getümmel
der Massen. Man muß bis zu Goyas steingedruckten Stierkämpfen zurück-
gehen, um eine ähnliche Kraft zu spüren und eine solche Beherrschung
der Komposition bei unmittelbarstem Ausdruck der entfesselten Menschen-
natur. Manches, zum Beispiel das Blatt, wo Achill die Feinde in den Fluß
hineinjagt, reißt den Beschauer mit sich fort, wie sonst nur Rubens tut.
Der Wechsel von Hell und Dunkel, der Zug der Massen, das Spiel von
Schärfe und Weichheit, alles das übt eine schlagende Suggestion aus.
Daneben stehen dann die heroischen Zweikämpfe mit ihrer wundervollen
Konzentriertheit in der Bewegung und einem ganz seltenen Reichtum in
der Entwicklung der körperlichen Funktion. Man vergißt den Achill, der
in den Nebel sticht, nie wieder, so einheitlich und wahr ist er durchgefühlt,
und die Jagd um die Mauer, wie Hektor rennt, in Angst, mit nach außen
fliegenden Knien, und Achill blitzschnell um die Ecke fliegt, ganz knapp,
ganz hart, das ist eine künstlerische Erfindung von ungeheurer Lebens-
fähigkeit. Hier kann man wie Goethe von den Bildern Delacroix' zum
Faust sagen, daß der Maler die Vorstellung des Poeten mit aller Klarheit
zu Ende gedacht habe.

Ergreifend ist das Blatt vom toten Patroklus, wie er daliegt im
Zelt, in dem nur ein paar Fackeln brennen, bleich, stillschön und sehr
melancholisch; und auf der Erde ausgestreckt der nackte weiße Körper
Achills, hingeschmettert wie ein blitzgetroffener Baum; eine große
Traurigkeit geht von dieser Darstellung aus, von ihrer strengen Kompo-
sition, in parallelen Bahnen geführt, und ihrem Verzicht auf alles Detail.
 
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