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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4233#0051
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Hand des Heiligen
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Partien ganz mißratenen Nachzeichnung.
Man betrachte den linken Ann des
heiligen Bernhard, welcher nach derBrust
Christi sich ausstreckt. Der Gewand-
ärmel geht in die Hand über, ohne daß
man erkennt, wo das eine aufhört und
das andre anfängt. Diese Stelle war dem
Kopisten besonders unklar.

Ebenso unverstanden sind die
Faltenzüge, welche unten und links auf
dem Boden ruhen sollen, ebenso die
linke Hand Christi und der rechte kurze
Kreuzesarm.

Die Bemerkung Molsdorfs, daß ein
kolorierter Holzschnitt in Basel1 (siehe
Abb. 2) eine genaue Kopie nach unserem
besprochenen Blatte darstelle, führte mich
auf die wirkliche Vorlage. Ein genauer
Vergleich der Größenverhältnisse zwi-
schen beiden, die oben erwähnten Unklar-
heiten und Mißverständnisse zeigen mit
Bestimmtheit,daß das SchreiberscheBlatt
nach dem Holzschnitt in Basel ein-
lach gepaust wurde. Die Konturen des
heiligen Bernhard, des sich herabneigen-
den Christus sowie des Kreuzstammes
decken sich übereinander gelegt so voll-
kommen, daß man nicht einmal von einer
freien Nachzeichnung, sondern nur von
einer ziemlich rohen Pause reden darf.
Durch den Hinweis auf die Vorlage er-
klärt sich nun auch der kurze Kreuzes-
ann rechts, der im Original durch die
Handlinie abgeschnitten wird, und ebenso
die sinnlosen Linien der Mantelfalten,
welche die Füße des Heiligen ein-
schließen sollen. Auch hier schneidet in
der Vorlage die Randlinie kurz ab. Das
Säckchen in der rechten Achselhöhle
Christi, welches sich in der Pause gar

nicht deuten läßt, erklärt sich im Original — als ein Stück der fortlaufenden Mauerquadern. Als eigene Zutat
— gewiß recht bescheiden — sind die kurzen Schattierungslinien an dem Kreuzesstamm und am Mantel zu betrachten.

An eine Fälschung möchte ich hier nicht denken. Derartige Darstellungen des heiligen Bernhard mit Hinzu-
fügung des Zisterzienser Wappens-wurden vielfach für Klöster dieses Ordens benötigt. Reichten die Holzschnitte nicht
aus, so mochten die Klosterschreiber kurzer Hand zu Kopien oder Pausen greifen. Die Rückseite des Schreiberschen
Blattes, das nun endlich aus der Kunstliteratur verschwinden möge, zeigt außerdem in Spiegelschrift, das heißt als
Abklatsch einer alten Handschrift, die Spuren eines nach Molsdorf im XV. Jahrhundert geschriebenen deutschen
Textes. Aber auch die ganze Faktur spricht mehr für eine alte Pause als für ein neueres Fabrikat. Josef Meder.

Abb. 2. St. Bernhard von Clairvaux, Holzschnitt in Basel.

1 Holzschnitte des XV. Jahrhunderts in der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel. Herausgegeben von Emil Major, Straßburg 1Ü08, Tafel 14.
3 Nach Bouchot (Deux Cents Incunables, Textband, pag. 20) jenes der Abtei von Clairvaux, dem Haupt- und Stammkloster der Zisterzienser.
 
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