Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4233#0078
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meister unserer Richtung gemahnen,
zumal an Hirschvogel und H. S, Lauten-
sack. Offenbar kannte und benutzte Fan-
tuzzi Blätter dieser Künstler.

Greifbarer sind die Beziehungen
zum Donaustil bei Sebastiano da Ya-
len tini,\vieBrulliotdenMonogrammisten
D. Val.(Nagler IV, 4050) auflöst. Dessen
Blatt, die »Ruhe auf der Flucht«, 1558
datiert, muß auf eine Zeichnung aus Alt-
dorfers Kreis unmittelbar zurückgehen.
Beweisend ist die sonderbare Form des
Baumes in der Mitte, die auf einem
heiligen Georg in Florenz wiederkehrt,
den ich der Donauschule zuwies (Ur-
sprung des Donaustils, Seite 219), ferner
die landschaftliche Ferne links und die
ganze kompositionelle Anlage des Blattes.
Wesentlich verändert wurde nur die
Zeichnung des Figürlichen; das Vorbild
mochte mit seinen nordischen Naivetäten
in der Anatomie und Bewegung dem
Italiener anstößig erscheinen, immerhin
dürften manche Faltenpartien im Gewand
Maria auf das Vorbild zurückgehen.
Charakteristisch altdorferisch ist der
Engel in der linken oberen Ecke, dessen
Anwendung an dieser Stelle eine Art
Monopol der Donaurenaissance ist.

Der Florentiner heilige Georg steht
Meister der Donauschule, »St. Georg«. Ölgemälde in den Cffizien. dem stich wegen des auffallend ähnlichen

Pbot. graphie von g. Brogi. Baumes besonders nahe. Ich benutze die

Gelegenheit, um das sehr reizvolle kleine Bild, das bislang gänzlich unbeachtet war, zu reproduzieren. Vielleicht
findet sich Gelegenheit, darauf in anderem Zusammenhang zurückzukommen.

Ein anderer heiliger Georg aus der Richtung Altdorfers wird im Museum von Piacenza aufbewahrt. Obwohl es
sich nur um ein mittelmäßiges, stark an den Holzschnitt B. 55 angelehntes Gemälde von trockenem unerfreulichen
Kolorit handelt, sei es hier im Zusammenhange kurz erwähnt.

Eine eigentümliche, überraschende Wirkung hat die Donaurenaissance auf Norddeutschland ausgeübt. Drei inter-
essante Meister sind frühzeitig in die nördlichen Marken des Reiches gegangen: Cranach (der freilich noch nicht ganz
zur Donaurenaissance zu rechnen ist), Erhard Altdorfer, der Bruder Albrechts, und Georg Lemberger. Über den
letzteren schrieb Röttinger in diesen Blättern, und die Bedeutung der Lembergerschen Holzschneidekunst rechtfertigt
kaum eine nochmalige Betrachtung. Über Erhard Altdorfer wird von andrer Seite eine Arbeit geplant. Eigentümlich
ist an diesem Künstler, daß er ganz in den Gleisen seines Bruders beginnt und dann im Norden mehr zu Cranach
hinüberlenkt. Wie Lemberger gibt er sein Bestes auf dem Gebiet der Landschaft, ohne jedoch in seinen Figuren so
maniriert wie dieser zu sein. Auch den um 1540 bis 1550 in Sachsen tätigen Monogrammisten A.W. möchte ich zu den
vom Süden Beeinflußten rechnen. Auch er ist von Interesse, besonders in der Darstellung der Landschaft. In den Figuren
gemahnt er gelegentlich an Feselen, ist aber wohl vornehmlich von Altdorfer beeinflußt und mit Lemberger in Zu-
sammenhang.

Man möchte wissen, ob der Einschlag des Donaustils in Norddeutschland, außer auf die reiche Produktion der
angeführten Meister auch auf andre, direkte Quellen zurückgeht. Man könnte sich denken, daß Stiche, Holzschnitte
und Zeichnungen aus Altdorfers Kreis häufiger in die Nordmarken gelangt seien und vielleicht auch ein unmittelbares
Echo in der heimischen Produktion gefunden haben. In der Kunst des besten norddeutschen Stechers, Aldegrever, ist
der Einfluß Altdorfers gering, derjenige Dürers und der Nürnberger Kleinmeister überwiegend. Von Jakob Binck
dagegen kennen wir mehrere radierte Blätter, die bestimmt auf Zeichnungen der Donauleute zurückgehen. In erster
Linie meine ich die beiden durch Pauli (Inkunabeln der Radierung, Tafel XVI) publizierten Landschaftsradierungen
(B. 97 und B. 140), bei denen man nicht ganz allgemein auf Mutmaßungen angewiesen ist, sondern wo man
 
Annotationen