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Abb. 3. Nürnberger Schule.
Farbige Federzeichnung in Berlin.
und ihn mit den verfeinerten technischen Mitteln der
Hopfer-Werkstatt vertraut gemacht haben. Jedenfalls ist es
sicher, daß der Meister unserer Waffenätzung ein Blatt wie
die Radierung D. Hopfers B. 80 kannte und auch technisch
vollkommen verstand. Es ist sehr auffallend, daß Beham
zur Füllung der ornamental verzierten Flächen dieselben
spiraligen Ranken verwendet, die ganz vereinzelt gerade
auf B. 80 vorkommen.
Zum Schluß einige Bemerkungen über die Geschichte
unseres Abdrucks. Das doppelt gebrochen gewesene Blatt,
das offenbar in einem Klebeband kleinen Formats befestigt
gewesen ist, war, als ich es auffand, auf ein Stück Papier
aufgezogen, dessen Rückseite von der Hand eines in den
fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit der Ab-
fassung des Kupferstichkatalogs betrauten Beamten die
Bleistiftnotiz trägt: »Nr. 391. Dieses Blatt war auf p. 120ver-
kehrt eingeklebt in fSB«.Die alte Tradition hatte also dieses
Blatt ebenso wie die meist nur in dem Coburger Exemplar
bekannten Blätter Behams P. 20, 62, 63, 148, 192, 205, die
Kaltnadelarbeit P. 61. I, usw. in einem Bande als Werke
Sebald Behams vereinigt, bis dann das XIX. Jahrhundert
die Blätter, die nicht im Bartsch standen, in die Anonymen
warf. Die Quelle dieser reichen Beham-Sammlung auf der
Feste Coburg ist jedenfalls der Sammelband mit Stichen
und Radierungen des H. S. Beham, der nach einer Katalog-
notiz mit einem Bestand von »410 Blatt nebst einigen
Copien von denselben« 1787 aus der Sammlung des Hof-
rats von Hagen in Nürnberg gekauft worden ist.1 Unser
Blatt trug wahrscheinlich in diesem Sammelband die
»Nr. 391« und war auf »p. 120« eingeklebt gewesen. Leider
konnte ich über diesen Band und seine Geschichte
nichts Weiteres erfahren; manche der Coburger Selten-
heiten scheinen als vielleicht einzige Abdrucke von ver-
worfenen Platten und Zuständen einem Sammler angehört
zu haben, der dem Behamkreis noch persönlich nahestand.
Max Loßnitzer. .
Nachtrag. Die Legende unter »Pompilius vor König Antiochus« stimmt mit der Unterschrift einer total über-
malten Darstellung derselben Szene im großen Rathaussaal zu Nürnberg überein. Sie gehört einem durch die Restau-
rierung zerstörten Freskenzyklus an, dem Beham wohl manche Anregungen auch sonst noch verdankt. So findet sich
hier die Erklärung für die Radierung P. 209. Herr Dr. Eyßen wies mich auf diese Bilder hin. Nach der oft zitierten
Notiz Neudörffers malte Georg Pencz 1521 im Nürnberger Rathause. M. L.
Die Wiederholungen, ohne Monogramm, von Dürers frühen Holzschnitten.
Seit dem Erscheinen des ersten Bandes meines Katalogs der deutschen und niederländischen Holzschnitte im
Britischen Museum (1903), in dem ich (p. 269) ein provisorisches Verzeichnis dieser seltenen Blätter gab, haben die-
jenigen Fachgenossen, welche Gelegenheit hatten, sich darüber zu äußern,2 meine Meinung geteilt, daß sie nur
als betrügerische Kopien von einem Zeitgenossen Dürers gelten dürfen. Da sie trotzdem, wenn nicht so sehr für
Forscher, doch wenigstens für den beschränkten Kreis der Sammler und Museumsbeamten wegen ihres Alters und
ihrer Seltenheit ein hohes Interesse beanspruchen, gebe ich hier ein vollständigeres Verzeichnis, welches nicht nur
neue Exemplare der schon bekannten Blätter, sondern auch eine bisher überhaupt unbeschriebene Kopie (Nr. 3) enthält:
1 Verzeichnis einer sehr ansehnlichen Kupferstich-Sammlung. . . . welche zu Nürnberg in der von Hagenischen Bewohnung , . . verkauft . . .
werden. Nürnberg 1786, S. 9, Nr. 41. Auf das seltene Böham-Werk macht der »Vorbericht« besonders aufmerksam.
2 Jaro Springer, Kunstgeschichtliche Gesellschaft, Berlin, Sitzungsbericht, V, 1904 (13. Mai); Weisbach, Der junge Dürer, 1906, S. 72.
Abb. 3. Nürnberger Schule.
Farbige Federzeichnung in Berlin.
und ihn mit den verfeinerten technischen Mitteln der
Hopfer-Werkstatt vertraut gemacht haben. Jedenfalls ist es
sicher, daß der Meister unserer Waffenätzung ein Blatt wie
die Radierung D. Hopfers B. 80 kannte und auch technisch
vollkommen verstand. Es ist sehr auffallend, daß Beham
zur Füllung der ornamental verzierten Flächen dieselben
spiraligen Ranken verwendet, die ganz vereinzelt gerade
auf B. 80 vorkommen.
Zum Schluß einige Bemerkungen über die Geschichte
unseres Abdrucks. Das doppelt gebrochen gewesene Blatt,
das offenbar in einem Klebeband kleinen Formats befestigt
gewesen ist, war, als ich es auffand, auf ein Stück Papier
aufgezogen, dessen Rückseite von der Hand eines in den
fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit der Ab-
fassung des Kupferstichkatalogs betrauten Beamten die
Bleistiftnotiz trägt: »Nr. 391. Dieses Blatt war auf p. 120ver-
kehrt eingeklebt in fSB«.Die alte Tradition hatte also dieses
Blatt ebenso wie die meist nur in dem Coburger Exemplar
bekannten Blätter Behams P. 20, 62, 63, 148, 192, 205, die
Kaltnadelarbeit P. 61. I, usw. in einem Bande als Werke
Sebald Behams vereinigt, bis dann das XIX. Jahrhundert
die Blätter, die nicht im Bartsch standen, in die Anonymen
warf. Die Quelle dieser reichen Beham-Sammlung auf der
Feste Coburg ist jedenfalls der Sammelband mit Stichen
und Radierungen des H. S. Beham, der nach einer Katalog-
notiz mit einem Bestand von »410 Blatt nebst einigen
Copien von denselben« 1787 aus der Sammlung des Hof-
rats von Hagen in Nürnberg gekauft worden ist.1 Unser
Blatt trug wahrscheinlich in diesem Sammelband die
»Nr. 391« und war auf »p. 120« eingeklebt gewesen. Leider
konnte ich über diesen Band und seine Geschichte
nichts Weiteres erfahren; manche der Coburger Selten-
heiten scheinen als vielleicht einzige Abdrucke von ver-
worfenen Platten und Zuständen einem Sammler angehört
zu haben, der dem Behamkreis noch persönlich nahestand.
Max Loßnitzer. .
Nachtrag. Die Legende unter »Pompilius vor König Antiochus« stimmt mit der Unterschrift einer total über-
malten Darstellung derselben Szene im großen Rathaussaal zu Nürnberg überein. Sie gehört einem durch die Restau-
rierung zerstörten Freskenzyklus an, dem Beham wohl manche Anregungen auch sonst noch verdankt. So findet sich
hier die Erklärung für die Radierung P. 209. Herr Dr. Eyßen wies mich auf diese Bilder hin. Nach der oft zitierten
Notiz Neudörffers malte Georg Pencz 1521 im Nürnberger Rathause. M. L.
Die Wiederholungen, ohne Monogramm, von Dürers frühen Holzschnitten.
Seit dem Erscheinen des ersten Bandes meines Katalogs der deutschen und niederländischen Holzschnitte im
Britischen Museum (1903), in dem ich (p. 269) ein provisorisches Verzeichnis dieser seltenen Blätter gab, haben die-
jenigen Fachgenossen, welche Gelegenheit hatten, sich darüber zu äußern,2 meine Meinung geteilt, daß sie nur
als betrügerische Kopien von einem Zeitgenossen Dürers gelten dürfen. Da sie trotzdem, wenn nicht so sehr für
Forscher, doch wenigstens für den beschränkten Kreis der Sammler und Museumsbeamten wegen ihres Alters und
ihrer Seltenheit ein hohes Interesse beanspruchen, gebe ich hier ein vollständigeres Verzeichnis, welches nicht nur
neue Exemplare der schon bekannten Blätter, sondern auch eine bisher überhaupt unbeschriebene Kopie (Nr. 3) enthält:
1 Verzeichnis einer sehr ansehnlichen Kupferstich-Sammlung. . . . welche zu Nürnberg in der von Hagenischen Bewohnung , . . verkauft . . .
werden. Nürnberg 1786, S. 9, Nr. 41. Auf das seltene Böham-Werk macht der »Vorbericht« besonders aufmerksam.
2 Jaro Springer, Kunstgeschichtliche Gesellschaft, Berlin, Sitzungsbericht, V, 1904 (13. Mai); Weisbach, Der junge Dürer, 1906, S. 72.