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Dagegen ist dies bei einer Gruppe von Werken der
Fall, die das Thema vom Samariter behandeln, der
den Verwundeten verbindet.1 Es sind uns vier Illu-
strationen Rembrandts zu dieser Szene erhalten:
A. Eine aus der Sammlung E. Habich stam-
mende Zeichnung im kgl. Kupferstichkabinett zu
Berlin, bezeichnet rechts oben 1644. Kat. HdG. Nr. 61.
Reproduziert im Auktionskatalog Habich.
B. Eine zweite Zeichnung ebenda. Kat. HdG.
Nr. 62. Reproduziert Lippm. 25. Hofstede de Groot
setzt das Blatt um 1648 an; offenbar stützt er sich
bei dieser Datierung auf das Gemälde des Louvre
von 1648, die berühmte Illustration zu Lucas X, 34
(der Samariter läßt den Verwundeten in die Herberge
tragen, Bode V. 328), denn es liegt nahe, daß auch
die Zeichnung B, die ebenfalls eine Szene aus der
Geschichte des barmherzigen Samariters behandelt
und nach ihrem Stil um 1650 angesetzt werden muß,2
im selben Jahre oder wenig später als dieses Gemälde
entstand. (Abb. 5.)
C. Ein von Charles Sedelmeyer aus englischem
Privatbesitz erworbenes Gemälde (Bode V. 330), jetzt
bei Jules Porges, das nach Angabe des Bode-Werkes
»Rembrandt f.« bezeichnet ist (Abb. 6).« Da Ver-
fasser das Werk nicht aus eigener Anschauung
kennt, würde ein Datierungsversuch nach stilistischen
Merkmalen sehr gewagt sein. Bode datiertes um 1650;
als Stütze für diese Annahme führt er in der Vorrede
zum V. Bande an, daß für den Samariter dasselbe
Modell verwendet ist wie in dem bei B zitierten Ge-
mälde im Louvre (Bode V. 328), ferner die Überein-
stimmung in der Form des Turbans auf beiden Ge-
mälden sowie daß ein Pferd in ganz gleicher Stellung
in der Allegorie auf den Westfälischen Frieden (Bode
V. 321) im Museum Boymans in Rotterdam vorkommt.
Keiner dieser Hinweise scheint ganz stichhaltig.
Der Versuch einer Identifizierung des Samariters dürfte sich kaum aufrecht halten lassen, eine Übereinstimmung besteht
höchstens in der etwas ähnlichen Bartform, sonst ist wohl alles verschieden. Auch die Gleichstellung der beiden Kopf-
bedeckungen unterliegt erheblichen Bedenken; was endlich die Stellung der beiden Pferde betrifft, so ist die Ähnlichkeit
lange nicht groß genug, um einer bestimmten Datierung des Pariser Gemäldes als Grundlage zu dienen; man beachte,
daß das Pferd in letzterem Werke viel verkürzter gesehen ist, daß es den Kopf weit weniger stark nach links wendet,
daß es den einen Huf hebt usw. Obgleich es also hiernach unmöglich sein dürfte, auf der Grundlage des Bode-Werkes
das Gemälde um 1650 zu datieren, dürfte dennoch aus den folgenden Zeilen sich mit Sicherheit ergeben, daß das Werk
nicht vor Zeichnung B und daß es im engen Anschluß an diese entstand; das heißt aber nichts anderes, als daß es um
1650 zu datieren ist.
D. Eine Zeichnung im großherzoglichen Schloß zu Weimar. Die Beschreibung bei Hofstede de Groot (Kat. Nr. 536)
lautet: »Der barmherzige Samariter. Aktstudie eines sitzenden Mannes nach links, hinter ihm der Oberkörper eines
zweiten, der einen Turban auf dem Kopf trägt und sich hinter dem Verwundeten niederbeugt«. (Phot. Braun Nr. 79574.)
Von A, B und C so völlig verschieden, daß sie hier nicht weiter in Betracht kommt.4
1 Lucas X. 31 -34.
2 Vergleiche die Zeichnungen Kat. HdG. Nr. 1234, 1172 und 677.
s Nach Michel, Rembrandt (Paris 1893) S. 564: Sig. et date 1639, probablement iausses. Offenbar ist in der Zeit bis zur Herausgabe des V.
Bandes des Bode-Werkes (1901) die echte Signatur, Rembrandt f., durch Reinigung des Gemäldes zutage gekommen, weshalb Bode von der Jahres-
zahl 1639 überhaupt nicht spricht.
4 Übrigens aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich nur eine Aktstudie, die erst durch Hinzufügung des Alten mit dem Turban zu einer
Komposition ergänzt wurde.
Dagegen ist dies bei einer Gruppe von Werken der
Fall, die das Thema vom Samariter behandeln, der
den Verwundeten verbindet.1 Es sind uns vier Illu-
strationen Rembrandts zu dieser Szene erhalten:
A. Eine aus der Sammlung E. Habich stam-
mende Zeichnung im kgl. Kupferstichkabinett zu
Berlin, bezeichnet rechts oben 1644. Kat. HdG. Nr. 61.
Reproduziert im Auktionskatalog Habich.
B. Eine zweite Zeichnung ebenda. Kat. HdG.
Nr. 62. Reproduziert Lippm. 25. Hofstede de Groot
setzt das Blatt um 1648 an; offenbar stützt er sich
bei dieser Datierung auf das Gemälde des Louvre
von 1648, die berühmte Illustration zu Lucas X, 34
(der Samariter läßt den Verwundeten in die Herberge
tragen, Bode V. 328), denn es liegt nahe, daß auch
die Zeichnung B, die ebenfalls eine Szene aus der
Geschichte des barmherzigen Samariters behandelt
und nach ihrem Stil um 1650 angesetzt werden muß,2
im selben Jahre oder wenig später als dieses Gemälde
entstand. (Abb. 5.)
C. Ein von Charles Sedelmeyer aus englischem
Privatbesitz erworbenes Gemälde (Bode V. 330), jetzt
bei Jules Porges, das nach Angabe des Bode-Werkes
»Rembrandt f.« bezeichnet ist (Abb. 6).« Da Ver-
fasser das Werk nicht aus eigener Anschauung
kennt, würde ein Datierungsversuch nach stilistischen
Merkmalen sehr gewagt sein. Bode datiertes um 1650;
als Stütze für diese Annahme führt er in der Vorrede
zum V. Bande an, daß für den Samariter dasselbe
Modell verwendet ist wie in dem bei B zitierten Ge-
mälde im Louvre (Bode V. 328), ferner die Überein-
stimmung in der Form des Turbans auf beiden Ge-
mälden sowie daß ein Pferd in ganz gleicher Stellung
in der Allegorie auf den Westfälischen Frieden (Bode
V. 321) im Museum Boymans in Rotterdam vorkommt.
Keiner dieser Hinweise scheint ganz stichhaltig.
Der Versuch einer Identifizierung des Samariters dürfte sich kaum aufrecht halten lassen, eine Übereinstimmung besteht
höchstens in der etwas ähnlichen Bartform, sonst ist wohl alles verschieden. Auch die Gleichstellung der beiden Kopf-
bedeckungen unterliegt erheblichen Bedenken; was endlich die Stellung der beiden Pferde betrifft, so ist die Ähnlichkeit
lange nicht groß genug, um einer bestimmten Datierung des Pariser Gemäldes als Grundlage zu dienen; man beachte,
daß das Pferd in letzterem Werke viel verkürzter gesehen ist, daß es den Kopf weit weniger stark nach links wendet,
daß es den einen Huf hebt usw. Obgleich es also hiernach unmöglich sein dürfte, auf der Grundlage des Bode-Werkes
das Gemälde um 1650 zu datieren, dürfte dennoch aus den folgenden Zeilen sich mit Sicherheit ergeben, daß das Werk
nicht vor Zeichnung B und daß es im engen Anschluß an diese entstand; das heißt aber nichts anderes, als daß es um
1650 zu datieren ist.
D. Eine Zeichnung im großherzoglichen Schloß zu Weimar. Die Beschreibung bei Hofstede de Groot (Kat. Nr. 536)
lautet: »Der barmherzige Samariter. Aktstudie eines sitzenden Mannes nach links, hinter ihm der Oberkörper eines
zweiten, der einen Turban auf dem Kopf trägt und sich hinter dem Verwundeten niederbeugt«. (Phot. Braun Nr. 79574.)
Von A, B und C so völlig verschieden, daß sie hier nicht weiter in Betracht kommt.4
1 Lucas X. 31 -34.
2 Vergleiche die Zeichnungen Kat. HdG. Nr. 1234, 1172 und 677.
s Nach Michel, Rembrandt (Paris 1893) S. 564: Sig. et date 1639, probablement iausses. Offenbar ist in der Zeit bis zur Herausgabe des V.
Bandes des Bode-Werkes (1901) die echte Signatur, Rembrandt f., durch Reinigung des Gemäldes zutage gekommen, weshalb Bode von der Jahres-
zahl 1639 überhaupt nicht spricht.
4 Übrigens aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich nur eine Aktstudie, die erst durch Hinzufügung des Alten mit dem Turban zu einer
Komposition ergänzt wurde.