Anna Ostroumoff-Lebedeff, Blick auf die Newa durch die Säulenhalle der
Börse in St. Petersburg.
Farbiger Holzschnitt.
und die Monumentalität der Nevvastadt sehr sprechend
zu künstlerischem Ausdruck gebracht. Mit Frau Ostrou-
mowa konnte der zweite Holzschneider der Ausstellung,
der jetzt in Paris wohnhafte N. N. Seddeler, nicht kon-
kurrieren. In seinen Blättern waren dekorative Motive
vergangener Stilepochen technisch recht geschickt ver-
arbeitet, einen individuellen Eindruck ließen sie jedoch
nicht aufkommen.
Konstantin Somow war fast ausschließlich als
dekorativer Zeichner vertreten und seine piece de resi-
stance waren die Originale der Illustrationen zu dem
bereits im vorigen Jahre erschienenen »Lesebuch der
Marquise«, die den Künstler in seiner ganzen Meister-
schaft, vielleicht aber nicht von seiner anziehendsten Seite
zeigen. Was bei Somow neben dieser unleugbaren Mai-
trise und dem Reiz seiner eigenartigen Persönlichkeit am
meisten fesselt, dürfte wohl der überzeugende Ernst sein,
der aus jeder seiner Zeichnungen spricht, sei es auch nur
eine Vignette, ein Buchumschlag oder ein Kalender auf
Bestellung. Da gibt es nichts Nebensächliches, Flüchtiges,
nichts, das ungenügend durchgearbeitet wäre. In diesen
Kleinigkeiten bleibt Somow stets ein echter Kleinmeister,
wie er auch bei andern Aufgaben, so in seinen Porträten,
immer als ganzer Meister aufzutreten weiß. Ausgezeichnet
war diesmal seine Porträtzeichnung nach Eugen Lan-
ceray. Dieser letztere stellte eine Reihe von Zierstücken
und Vignetten aus, welche für das Werk von Alexander
Benois über die kaiserliche Sommerresidenz »Tsarskoje
Sselo« bestimmt sind. Lanceray ist bei weitem keine so
starke Individualität wie Somow, aber ein durchaus
reifer Buchkünstler von gediegenem Geschmack. Die
besagten Zeichnungen waren technisch und stilistisch
ganz vollendet ausgeführt, wenn auch gewisse Anklänge
an Menzel fühlbar waren. Aber in unsern Zeiten so
saloppen Buchschmucks darf dies wohl eher als Kompli-
ment, denn als Vorwurf gelten. A. Benois hatte ein paar
ältere Sachen gesandt, die ihn als espritvollen Zeichner
zeigten, der sich stets der dekorativen Wirkung bewußt
ist. L. Bäk st erschien diesmal unbedeutend. Die Kostüm-
zeichnungen M. Dobuzynkis für DAnnunzios »Fran-
cesca da Rimini« waren ebenfalls nicht von Bedeutung;
jedenfalls hatte der Künstler in seinen früheren intimen
Zeichnungen aus dem Petersburger Stadtbild mehr sub-
jektives Talent offenbart. Hübsche Figurinen hatte auch
J. Bilibin ausgestellt, die ihm wohl überhaupt besonders
gut liegen, da er ja in seinen jetzt auch im Ausland
beliebten Bilderbüchern schließlich sein Bestes in der
Behandlung der Kostüme gibt.
Abseits von diesen dekorativen Gruppen standen
die flotten, intimen Skizzen und Studien aus der Kinder-
stube in Blei- und Buntstift von L. Pasternak, die des
Künstlers Zeichnertalent ins beste Licht stellen.
Börse in St. Petersburg.
Farbiger Holzschnitt.
und die Monumentalität der Nevvastadt sehr sprechend
zu künstlerischem Ausdruck gebracht. Mit Frau Ostrou-
mowa konnte der zweite Holzschneider der Ausstellung,
der jetzt in Paris wohnhafte N. N. Seddeler, nicht kon-
kurrieren. In seinen Blättern waren dekorative Motive
vergangener Stilepochen technisch recht geschickt ver-
arbeitet, einen individuellen Eindruck ließen sie jedoch
nicht aufkommen.
Konstantin Somow war fast ausschließlich als
dekorativer Zeichner vertreten und seine piece de resi-
stance waren die Originale der Illustrationen zu dem
bereits im vorigen Jahre erschienenen »Lesebuch der
Marquise«, die den Künstler in seiner ganzen Meister-
schaft, vielleicht aber nicht von seiner anziehendsten Seite
zeigen. Was bei Somow neben dieser unleugbaren Mai-
trise und dem Reiz seiner eigenartigen Persönlichkeit am
meisten fesselt, dürfte wohl der überzeugende Ernst sein,
der aus jeder seiner Zeichnungen spricht, sei es auch nur
eine Vignette, ein Buchumschlag oder ein Kalender auf
Bestellung. Da gibt es nichts Nebensächliches, Flüchtiges,
nichts, das ungenügend durchgearbeitet wäre. In diesen
Kleinigkeiten bleibt Somow stets ein echter Kleinmeister,
wie er auch bei andern Aufgaben, so in seinen Porträten,
immer als ganzer Meister aufzutreten weiß. Ausgezeichnet
war diesmal seine Porträtzeichnung nach Eugen Lan-
ceray. Dieser letztere stellte eine Reihe von Zierstücken
und Vignetten aus, welche für das Werk von Alexander
Benois über die kaiserliche Sommerresidenz »Tsarskoje
Sselo« bestimmt sind. Lanceray ist bei weitem keine so
starke Individualität wie Somow, aber ein durchaus
reifer Buchkünstler von gediegenem Geschmack. Die
besagten Zeichnungen waren technisch und stilistisch
ganz vollendet ausgeführt, wenn auch gewisse Anklänge
an Menzel fühlbar waren. Aber in unsern Zeiten so
saloppen Buchschmucks darf dies wohl eher als Kompli-
ment, denn als Vorwurf gelten. A. Benois hatte ein paar
ältere Sachen gesandt, die ihn als espritvollen Zeichner
zeigten, der sich stets der dekorativen Wirkung bewußt
ist. L. Bäk st erschien diesmal unbedeutend. Die Kostüm-
zeichnungen M. Dobuzynkis für DAnnunzios »Fran-
cesca da Rimini« waren ebenfalls nicht von Bedeutung;
jedenfalls hatte der Künstler in seinen früheren intimen
Zeichnungen aus dem Petersburger Stadtbild mehr sub-
jektives Talent offenbart. Hübsche Figurinen hatte auch
J. Bilibin ausgestellt, die ihm wohl überhaupt besonders
gut liegen, da er ja in seinen jetzt auch im Ausland
beliebten Bilderbüchern schließlich sein Bestes in der
Behandlung der Kostüme gibt.
Abseits von diesen dekorativen Gruppen standen
die flotten, intimen Skizzen und Studien aus der Kinder-
stube in Blei- und Buntstift von L. Pasternak, die des
Künstlers Zeichnertalent ins beste Licht stellen.