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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.4207#0007
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Die Betrachtung der Postille bestätigt also, daß Haber-
ditzl recht hatte, als er die drei Swart-Holzschnitte der
»Anbetung der Könige«, der »Anbetung der Hirten« und
der »Beschneidung« für zusammengehörig hielt; dagegen
verliert die Vermutung des genannten Autors, 'daß die drei
ihm nur als Einzelblätter bekannten Holzschnitte vielleicht
Teile einer größeren Reihe von Darstellungen sein könnten,
an Wahrscheinlichkeit, wenn man sich vergegenwärtigt,
daß die eben besprochene Postille an Darstellungen in dem
fraglichen Format (197 : 141 mm) nichts weiter enthält als
eben die drei Holzschnitte. Dagegen lehrt uns die Postille
ein neues Datum in der Wirksamkeit des Künstlers kennen:
1528 wurden in Basel zum Schmuck eines in niederlän-
discher Sprache gedruckten Buches Holzschnitte verwendet,
die auf Zeichnungen des Jan Swart zurückgehen.

Dieses Datum ist das vierte, das von illustrierten
Büchern des Jan Swart bisher bekannt geworden ist.
Denn für Werke des Swart werden meines Wissens nur
die drei folgenden Bücher angesehen: a) die 1528 von
W. Vorsterman in Antwerpen gedruckte Bibel, b) das 1529
in Antwerpen bei M. de Keizer gedruckte Enchiridion des
Des. Erasmus,1 c) der 1530 in Paris bei Christian Wechel
gedruckte Pomponius Mela (Dodgson a. a. O. pag. 34).

Hieran anschließend möchte ich auf eine Serie von
Swart-Blättern hinweisen, die uns eine ganz andere
Schaffenszeit des Künstlers kennen lehrt als das bisher von
der Forschung zusammengestellte Holzschnittwerk, das
in seiner Gesamtheit der Zeit vor 1530 angehört, also der Jan Swart, Gastmahl. Zeichnung,
frühen Periode des Künstlers vor seiner Italienreise. Beim

Durchsuchen der »Unbekannten Niederländer« des Berliner Kupferstichkabinetts war mir eine Folge von Stichen
aufgefallen, die ich dem Stil nach sofort auf Swart bestimmen konnte. Leon Preibisz las, von mir auf die Serie auf-
merksam gemacht, außerdem auf einem der Blätter das Monogramm des Künstlers, und hat es inzwischen auch
unternommen, die Stiche für die künstlerische Entwicklung des Jan Swart zu verwerten.- Da ich für die Serie auch
noch eine alte Literaturstelle als Zeugnis anführen kann, und die Blätter nebenbei für die technische Geschichte der
Stichkunst von Interesse sind, so bringe ich hier einige Blätter der Folge zur Reproduktion. Die Blätter bilden
eine zusammenhängende Serie, denn sie tragen alle in der Darstellung dick gravierte Ziffern, die von 1 bis 10 laufen;
Blatt 5, das Preibisz unbekannt geblieben war, weil es in Berlin von den übrigen Blättern der Serie getrennt lag, ist ohne
Nummer; dafür steht links unten »Liefrynck / 1558« kräftig eingestochen.3 Die Maße betragen an der Einfassungslinie
24'2 (bis 24-4) : 18 6 (bis 18'8) cm. Die Szenen entstammen dem Leben Johannis des Täufers, das von Swart auch
sonst mit Vorliebe behandelt wurde. Der Reihe der Ziffern nach sind folgende Szenen dargestellt:

1. Räucherzeremonie (Luc. I 8 sqq.),

2. Geburt (Luc. I 57 — 58),

3. Beschneidung (Luc. I 59),

4. Johannes spricht mit vier Männern (Luc. III 9; Matth. III 10),

5. Predigt des Täufers im Walde,

6. Taufe Christi (Luc. III 21—23),

7. Johannes weist zwei seiner Jünger auf Jesus hin (Joh. I 35),

8. Johannes im Gefängnis (Matth. XI 2),

9. Tanz der Tochter der Herodias (Matth. XIV 6),
10. Enthauptung (Matth. XIV 10).

1 Abbildung des Titels bei Nijhoff »L'Art Typographique dans les Pays-Bas«. 9« Livraison: Anvers, Martinus de Keizer, Nr. 17. Mündliche
Mitteilung, die ich der Freundlichkeit von Direktor M. Geisberg verdanke.

2 L. Preibisz: Martin van Heemskerck. Leipzig 1911, pag 62, und Anm. 80.

3 Die dicken Ziffern, der Namenszug des Verlegers Liefrynck und das Datum 155S sind offenbar auf die Platten von ein und derselben Hand
im Auftrage des Verlegers nachtraglich eingestochen worden.
 
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