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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.4207#0016
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Dr. Julius Hofmann. Photographie.

unübersetzbaren Ehrentitel »Amateur« kennzeichnen kann.
Er glaubte noch an die Wichtigkeit der Etats, der spitzen

Besprechungen neuer Erscheinungen.

Friedrich Winkler, Der Meister von Flemalle
und Rogier van derWeyden. Studien zu ihren Werken
und zur Kunst ihrer Zeit mit mehreren Katalogen zu
Rogier. (Zur Kunstgeschichte des Auslandes, Heft 103.)
Straßburg. J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1913.

Der Verfasser geht sofort in medias res. Ausgehend von Tschudis
bekanntem Aufsatz über den Flemalle-Meister bespricht er zuerst die nach
Erscheinen dieser Arbeit aufgetauchten eigenhändigen Werke dieses
Künstlers. Die von Voll bestrittene thronende Madonna in Aix, eine von
Hulin entdeckte Zeichnung im Louvre, in der wir wahrscheinlich eine
Nachzeichnung zu erkennen haben, ein Bild mit Christus und Maria bei
Johnson in Philadelphia, die Madonna in der Kapelle und das gleichfalls
von Voll bestrittene Berliner Porträt, das Friedländer publiziert hatte. Mit
berechtigten Gründen wird dann die Brüsseler und die Madrider Verkün-
digung dem Meister selbst abgesprochen, die Berliner Epiphanie Nr. 538 als
Kopie nach Daret bezeichnet und werden einige neue Werke von Schülern
und Nachahmern hinzugefügt. Wichtig sind dann die Rekonstruktions-
versuche von verlorenen Werken. Als bedeutendste Entdeckung ist hier
eine Zeichnung in Braunschweig zu erwähnen, die Tötung des Sissera
durch Jael darstellend, in der Winkler die Kopie eines untergegangenen
Bildes des Meisters erkennen möchte. Er bringt sie mit der Tomyris-Kopie
in Berlin zusammen und glaubt, daß die Originale zu einer Folge von Dar-

oder gerundeten Plattenecken und schenkte Stichel-
glitschern, Ätzflecken, polierten Rändern eine so liebevolle
Beachtung, wie sie nur der vertraute Verkehr mit einem
alten Freunde zeitigt. Und ein alter Freund war ihm seine
Sammlung von jeher. Er kannte kein größeres Vergnügen
als sich in stillen Stunden eine Mappe vorzunehmen und
Blatt um Blatt zärtlich zu betrachten, wobei er für den
musterhaft geführten Zettelkatalog die sorgsamsten No-
tizen über Zustand, Literatur, Wasserzeichen und Pro-
venienz zu Papier brachte«.

Dr. Hofmann war in Karlsbad am 12. April 1840
geboren. In seiner Vaterstadt, die ihm das Ehrenbürger-
recht verlieh und in der er auch zur letzten Ruhe bestattet
wurde, war er als vielbeschäftigter Arzt tätig gewesen.
Einige Zeit lang hat er als Abgeordneter dem böhmischen
Landtag angehört. In Wien — als eifriges Mitglied des
Kameraklubs — wirkte er auch auf einem Grenzgebiete
der Kunst, dem der Amateurphotographie, mit großer
Liebe und schönstem Erfolge.

Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst betrauert
in dem Heimgegangenen, darin allen gleich, die ihn per-
sönlich zu kennen das Glück hatten, den vornehmen und
gütigen Menschen, außerdem aber einen ihrer werktätigsten
Förderer, der ihr nicht nur in künstlerischen, sondern auch
in rein geschäftlichen Fragen stets helfend zur Seite
stand. Ihr hat er auch seine zwei wertvollen kunstwissen-
schaftlichen Arbeiten, den Katalog der Radierungen und
Lithographien Francisco de Goyas (1907) und den der
Kupferstiche des italienischen »Meisters PP mit der
Schlinge« (1911), in mehr als selbstloser Weise zum Verlag
überlassen. Unsere Gesellschaft wird sein Andenken stets
dankbar in Ehren halten. D. R.

Stellungen aus dem Speculum humanae salvationis gehörten. Stilistische
Verwandtschaft der Berliner Kopie mit derZeichnung ist unleugbar vorhan-
den. Dennoch kann ich den Beweis noch nicht für völlig erbracht halten. Es
stört mich nicht so sehr das Format als solches — wie Winkler mit Recht
betont, beweist dessen Verschiedenheit bei solchen Darstellungen wenig —
als der Umstand, daß bei dem Tomyris-Bild die Figuren ungefähr die Bild-
höhe einnehmen, bei der Jael-Zeichnung aber diese als stehende Figur nur
ungefähr die Hälfte der Blatthöhe mißt. Man müßte also annehmen, daß
diese Darstellung der andern gegenüber bedeutend überhöht gewesen
ist. Auch in der Massenanordnung zeigen sich Unterschiede; auf der
Tomyris-Darstellung füllen die Personen, vor eine dunkle Wand gestellt,
ungefähr die Bildfläche, — bei der Jael-Zeichnung ist nicht nur rechts und
links ober der dargestellten Handlung viel leerer Raum, sondern es öffnet
sich auch darunter ein weiter Ausblick auf Kampfszenen. Interessant ist
ferner der Nachweis vom Kopieren Flemallescher Madonnenkompositio-
nen bis in die Zeit des Marientod-Meisters und des Patenir. Außerdem
scheinen mir die Halbfiguren Christi und Mariä von Quentin Massys in
der National Gallery mit den obenerwähnten, zum erstenmal publizierten
Köpfen der Sammlung Johnson eine Verwandtschaft zu haben, die über
die ikonographische Ähnlichkeit mit analogen Darstellungen der alt-
niederländischen Kunst hinausgeht. Diese Anlehnung des Massys an den
Flemaller ist vielleicht nicht die einzige. Bei einem Besuche der Samm-
lung Andre in Paris eröffnete mir E. Bertaux die Hypothese, daß der
 
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