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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3683#0008
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Kopie nach Hugo van der Goes: Ein Konig mit seinem Gefolge vor einer Grabstätte.

Federzeichnung in der Hamburger Kunsthalle.

Da ist vor allem die Begegnung Jakobs mit Rahel und mit Laban in der Handzeichnungensammlung der Library
of Christ Church zu Oxford (Abb. 1) zu nennen. Sowohl Sidney Colvin1 als Joseph Destree2 haben dieses große Blatt — es
mißt 34«« in der Höhe und 57 cm in der Breite — als ein Original des Hugo van der Goes publiziert, obwohl die in den
Niederlanden im XV. Jahrhundert nicht nachweisbare Technik sie hätte stutzig machen müssen. Wir haben eine
lavierte, weißgehöhte Federzeichnung auf dunkelgrau grundiertem Papier vor uns. Betrachtet man nun die auffallend
schlecht gezeichneten Tiere, die plumpen und steifen Hände und Füße, die harte, unstoffliche Faltenbehandlung, die
fast stümperhaft zu nennende Zeichnung des Terrains, so wird es offenbar, daß es sich nur um eine Nachzeichnung
handeln kann, die nach der malerischen Art, wie die Landschaft des Hintergrundes flüchtig skizziert ist, bereits
den zwanziger Jahren des XVI. Jahrhunderts angehören muß. Die Gesichtstypen und die Bewegungsmotive, die
Faltengebung der Gewänder, die Gruppierung der Figuren und die Anordnung der Landschaft, deren horizontal
geschichtete Gliederung durch hohe dünne Bäumchen unterbrochen wird, sprechen dafür, daß die Komposition des
Hugo van der Goes getreu wiedergegeben ist. Es wäre nun die Frage aufzuvverfen, ob das Original eine Zeichnung oder
ein Gemälde war. Abgesehen davon, daß uns ausführliche Kompositionszeichnungen aus dem XV. Jahrhundert nicht
überliefert sind, spricht die malerische Art der Übertragung, mit der die Vordergrundsfiguren genau, die Landschaft im
Hintergrund aber nur ihrer Wirkung nach wiedergegeben ist, dafür, daß es sich nicht um das Abzeichnen eines graphischen
Vorbildes, sondern um zeichnerische Reduktion einer gemalten Tafel handelt. Daß das Vorbild aber kein Bildteppich

1 Selected drawings from Old Masters . . . Oxford, Part V, 17.

2 Hugo van der Goes, Bruxelles et Paris, G. van Oest & Cie., 1914, p. 73 s.

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