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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3683#0013
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MITTEILUNGEN

DER

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE".

1919.

WIEN.

Nr. 2/3.

<« von

Studien und Forschungen.

Em kunsttheoretisches Thesenblatt Carlo Marattas und seine ästhetischen

Anschauungen.

»Le nom seul de Charles Maratti fait
son eloge.« (D'Argenville, Abrege de la
vie des plus fameux peintres, Paris 17G2,
I, S. 87.)

Über den Lehrplan und über die Unterrichtsbedingungen, wie sie zur allmählichen Ausbildung des angehenden
Künstlers in den Künstlerwerkstätten und später in den Akademien gehandhabt wurden, wird uns Josef Meder in
seinem lang erwarteten Buche über die Handzeichnung äußerst wertvolle Aufschlüsse geben. Doch werden sich seine
Aufklärungen, gemäß dem Endziele seiner Arbeit, der Hauptsache nach der Aufhellung der technischen Seite dieser
Fragen zuwenden.

Indes liegt den Statuten, den Vorschriften, nach denen man die Unterweisung des jungen Schülers ausgeübt,
reformiert und erweitert wissen wollte, die Dokumentierung ungemein wichtiger theoretischer und ästhetischer
Anschauungen zugrunde, deren Analyse die sinnfälligsten Voraussetzungen für ein vertieftes Verständnis der Kunst-
entwicklung dieser Epochen ergeben würde; und so ergänzt die Betrachtung dieses programmatischen Verfahrens
auf das wertvollste die Stimme der kunsttheoretischen Schriften, wie sie veröffentlicht oder bisher noch ungedruckt
uns mehr oder weniger leicht zu Gebote stehen.

Bisher ist in zusammenfassender Darstellung recht wenig über diese Fragen gehandelt worden. Mit Ausnahme
des schätzbaren Buches von Birch-Hirschfeld1 haben vorzüglich französische Forscher (Courajod, Fontaine, teil-
weise auch Lemonnier, Marcel) sich mit derlei Dingen auseinandergesetzt. Denn die einzelnen Geschichten der
verschiedenen Kunstakademien beschränken sich in der Regel, wie es die Natur ihrer Arbeiten mit sich bringt, auf
die Darlegung der historischen Vorführung der Gründung und allmählichen Ausgestaltung des Institutes, denen diese
zumeist als Festschriften erschienenen Abhandlungen gewidmet sind, ohne auf allgemein wichtige Fragen in breiterer
Sichtung und Verwertung des speziellen Materials einzugehen. Der Verfasser will in einem späteren Zeitpunkt in
einer größeren Untersuchung die zahlreichen Skizzenbücher, jene Zeichnungsvorlagen, die unter den Sammelbegriff
der »Elementi del disegno per i principianti della pittura« zusammengefaßt wurden und an deren Herausgabe seit
den Tagen der Akademie der Carracci die namhaftesten Künstler teilgenommen haben, besprechen. In jener Ab-
handlung werden die verschiedenen dok^inären Anschauungen mehr oder weniger eingeschlossen sein; heute soll
nur gleichsam als Vorbericht darauf hingewiesen werden, gelegentlich eines engbegrenzten Themas, das hier zur
Erörterung gelangen wird.

Eine weitere und unmittelbarere Quelle für die Offenbarung dieser Probleme aber bieten (neben den zahlreichen
allegorischen Darstellungen der drei Künste, die im XVII. und XVIII. Jahrhundert ein gern gesehenes Illustrationsobjekt
bildeten)2 die Abbildungen von Künstlerateliers und Kunstakademien, aus denen man einen ungemein wertvollen Ein-
blick in den Entwicklungsgang und in die Gesetze, die die Heranbildung des Schülers regelten, gewinnen kann. Einige
ausgewählte Beispiele dieser bildlich vorgeführten Lehrreglements werden in der praktischen Anwendung jener oft
literarisch festgelegten Vorschriften recht aufschlußreich werden; nicht allein als die bessere Bestätigung und Ver-
deutlichung der in den Büchern gelesenen Beschreibungen und Vorschriften, sondern auch dann, wenn man sie als

1 Karl Birch-Hirschfeld, Die Lehre von der Malerei im Cinquecento, Rom 1912; vgl. Albrecht Dresdner, Die Kunstkritik, München 1915.

2 Zanotti (Storia dell' accademia Clementina, Bologna 1739, vol. I, S. 176) berichtet, daß Benedetto Gennari in seinen Memoiren über eine
von ihm ausgeführte Darstellung der >Pittura« erzählte, in der er die Summe seiner ästhetischen Maximen niedergelegt hatte.

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