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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.4139#0004
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MITTEILUNGEN

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE'

1920.

WIEN.

Nr. 1.

Studien und Forschungen.

Neues zum Werke des Hans Weiditz.

Heinrich Röttinger hat in diesen Blättern, Band 34, Jahrgang 1911,
Seite 46 bis 52, unter dem Titel »Neues zum Werke Hans Weiditz'«, diesem
Meister eine Reihe von 17 Holzschnitten zugewiesen, die mit Ausnahme von
Nr. 8 »Darstellung aus dem Gebiete der Astronomie« Flugblätter, durchweg
großfiguriger Art und inhaltlich in eine Gruppe religiöser Darstellungen, eine
Gruppe grotesk-komischer Karikaturen und eine Gruppe von Darstellungen aus
der Tierfabel zu unterscheiden sind.

Diese Reihe läßt sich durch eine Anzahl von Hoizschnittflugblättern des
Berliner Kupferstichkabinetts, wo sie bisher unter den deutschen Unbekannten
des XVI. Jahrhunderts verwahrt sind, ergänzen. Sie fügen sich formal wie inhalt-
lich, letzteres im unmittelbaren Anschluß an die zweite der drei vorbezeichneten
Gruppen, in das Röttingersche Verzeichnis ein. Erfreulicherweise sind gerade
die hier besonders in Betracht kommenden Nummern 10 bis 14 des Röttinger-
schen Verzeichnisses, die mit Nr. 9 zusammen dessen mittlere Gruppe aus-
machen, auch im Berliner Kabinett vertreten, was Röttinger selbst entgangen
ist, so daß uns eine authentische Stil- und Formvergleichung unserer neuen
> Hans-Weiditz«-Blätter mit den Röttingerschen ermöglicht und ihr beider-
seitiger künstlerischer Zusammenhang gesichert ist.1

Was freilich den Namen Weiditz als solchen anlangt, mit dessen Werk
Röttinger unsere Holzschnitte verknüpft, so hat Röttinger selbst daran
gedacht, es möchten sich gegen ihre Zuweisung an ihn vielleicht Bedenken
erheben. »Ich hoffe«, sagt er, »daß auch die Stücke der beiden anderen Gruppen«
— für die erste Gruppe mit den religiösen Darstellungen ist ihm Weiditz' Hand
am deutlichsten erkennbar — »einem Zweifel nicht begegnen werden«. Röttinger
hat wohl seiner Zuweisung unserer Schnitte an Weiditz durch den Hinweis
auf die Typen der Blätter des Glücksbuches I, 109, 132 v.; II, 1, 126, 127, 128
(Ausgabe 1532) und den Officien-Schnitt 84 (Ausgabe 1531, 1532) — es ließe

Abb. 1. Hans Weiditz, Die Dame mit
dem Hahn. Holzschnitt.

1 Nr. 11 des Röttingerschen Verzeichnisses, »Das Schlemmerpaar«, ist gelegentlich (in der von J. von Pflugk-Harttung im Verlag
Ullstein & Co., Berlin, herausgegebenen Weltgeschichte [Band 4] 1907, Seite 309) als »zeitgenössische Karikatur auf Luther und seine Frau« abgebildet
worden. Diese Bezugnahme, an sich unbegründet, wird durch den über dem Exemplar in Gotha stehenden Text vollends unmöglich gemacht. In ihm
ist lediglich die Rede von einem Fettwanst und seine Tänzerin heißt Grete, nicht Käthe, wie man bei Luthers Frau erwarten müßte. Ich danke die
Abschrift des Textes der Güte des Herrn Geheimrates Dr. Karl Purgol d in Gotha. Er lautet so:

Der Fettwanst.
(Linke Reihe.) (Rechte Reihe.)

Gar höflichen kan ich tantzen Mit tantzen treibt sie adlich kunst

Mit meiner greten umher schwantze Darum hat sie ach fil mein gunst

Die hat ein mündlin das ist klug Ob ich dan hab ain grossen bauch

Ir naß wer gut zum essich krug So find ich dännocht wol das rauch.

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