9. Im neunten Monat glüht der
Astern Gold.
Chih Ta gebiert ein Söhnchen
klein und hold.
Voll Kummers war im Haus
die »dritte Braut«,
Sie trieb den Mahlstein, bis
der Morgen graut.
Im Haus dreht die gequälte
Frau die Handmühle, indessen
ein Mann und ein Mädchen (?),
wie es scheint mit Stöcken, der
Wohnung sich nähern.
Viertes Blatt:
10. Im zehnten Monat welkt der
Weiden Grün.
Seht hier Shan Po zu Chu
Ying-tai hinziehn!
In Einer Schule lernten sie
drei Jahr —
Er wußte nicht, daß sie ein
Mädchen war.
Shan Po mit seinem Diener
kommt zu dem Haus, in dessen
Tür er den vermeintlichen Schul-
freund als Dame mit ihrer Dienerin
rindet.
11. Im elften Monat schneit es
weit und breit.
Chou Chien verbringt im
Wirtshaus Geld und Zeit.
So opfert er sein Leben für
Chao Shuo —
Der Waise Chaos fand seine
Rache so.1
Ein Mädchen lockt den
Farbenbolzschnitt von Ting ^herZ-h
rsten drei Monate des Jahres.
gern folgenden Jüngling zum Wirtshaus, in dessen Tor der Wirt aut ihn wartet,
während im oberen Stock ein vornehmer Herr mit einem geschmückten Mädchen bei Tische sitzt.
12. Im zwölften Monat blüht die Pflaume schon.
Herr Meng Cheng-tang zieht eines Tags davon.
Sein treues Weib, welch Kummer drückt sie schwer!
Sie wartet hungernd seiner Wiederkehr.
In einer winterlichen Hütte sieht man die Frau den Teekessel und ihre Hände wärmen. Der sich naht, ist
wohl ihr Mann, er scheint spähend zu forschen, wie sie die Zeit hingebracht hat.
Einen Zusammenhang unter sich scheinen die einzelnen Szenen nicht zu haben, nach der Menge der ver-
schiedenen Namen zu schließen, dürften sie kaum der Entwicklung einer einzigen Geschichte angehören. Auch die
Beziehung des einzelnen Vorganges auf den Monat, den er illustriert, ist wenig deutlich. Daß eine Liebesszene im
Frühling spielt oder daß es sich im Winter dreimal um eine Einkehr ins Haus, um eine Bewirtung handelt, ist das
einzige, was man anführen könnte. Offenbar aber sind es Vorgänge aus aller Welt bekannten volkstümlichen Geschichten,
mit denen hier die Monatsfolge einer Art von Bilderkalender illustriert worden ist. Es ist mir nicht gelungen, die
Quellen der einzelnen Geschichten nachzuweisen, zweifellos wird es aber für einen genauen Kenner der chinesischen
Literatur möglich sein. Ob sie in den Novellensammlungen, in Romanen oder auch im Drama zu suchen sind, ist
vorläufig nicht zu entscheiden, ganz gewiß aber, daß sie aus einem im Volk verbreiteten Schatz von Geschichten
stammen.
i Eine wohl scherzhaft gemeinte Anspielung auf die berühmte Rache des Waisen vom Hause Chao.
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Astern Gold.
Chih Ta gebiert ein Söhnchen
klein und hold.
Voll Kummers war im Haus
die »dritte Braut«,
Sie trieb den Mahlstein, bis
der Morgen graut.
Im Haus dreht die gequälte
Frau die Handmühle, indessen
ein Mann und ein Mädchen (?),
wie es scheint mit Stöcken, der
Wohnung sich nähern.
Viertes Blatt:
10. Im zehnten Monat welkt der
Weiden Grün.
Seht hier Shan Po zu Chu
Ying-tai hinziehn!
In Einer Schule lernten sie
drei Jahr —
Er wußte nicht, daß sie ein
Mädchen war.
Shan Po mit seinem Diener
kommt zu dem Haus, in dessen
Tür er den vermeintlichen Schul-
freund als Dame mit ihrer Dienerin
rindet.
11. Im elften Monat schneit es
weit und breit.
Chou Chien verbringt im
Wirtshaus Geld und Zeit.
So opfert er sein Leben für
Chao Shuo —
Der Waise Chaos fand seine
Rache so.1
Ein Mädchen lockt den
Farbenbolzschnitt von Ting ^herZ-h
rsten drei Monate des Jahres.
gern folgenden Jüngling zum Wirtshaus, in dessen Tor der Wirt aut ihn wartet,
während im oberen Stock ein vornehmer Herr mit einem geschmückten Mädchen bei Tische sitzt.
12. Im zwölften Monat blüht die Pflaume schon.
Herr Meng Cheng-tang zieht eines Tags davon.
Sein treues Weib, welch Kummer drückt sie schwer!
Sie wartet hungernd seiner Wiederkehr.
In einer winterlichen Hütte sieht man die Frau den Teekessel und ihre Hände wärmen. Der sich naht, ist
wohl ihr Mann, er scheint spähend zu forschen, wie sie die Zeit hingebracht hat.
Einen Zusammenhang unter sich scheinen die einzelnen Szenen nicht zu haben, nach der Menge der ver-
schiedenen Namen zu schließen, dürften sie kaum der Entwicklung einer einzigen Geschichte angehören. Auch die
Beziehung des einzelnen Vorganges auf den Monat, den er illustriert, ist wenig deutlich. Daß eine Liebesszene im
Frühling spielt oder daß es sich im Winter dreimal um eine Einkehr ins Haus, um eine Bewirtung handelt, ist das
einzige, was man anführen könnte. Offenbar aber sind es Vorgänge aus aller Welt bekannten volkstümlichen Geschichten,
mit denen hier die Monatsfolge einer Art von Bilderkalender illustriert worden ist. Es ist mir nicht gelungen, die
Quellen der einzelnen Geschichten nachzuweisen, zweifellos wird es aber für einen genauen Kenner der chinesischen
Literatur möglich sein. Ob sie in den Novellensammlungen, in Romanen oder auch im Drama zu suchen sind, ist
vorläufig nicht zu entscheiden, ganz gewiß aber, daß sie aus einem im Volk verbreiteten Schatz von Geschichten
stammen.
i Eine wohl scherzhaft gemeinte Anspielung auf die berühmte Rache des Waisen vom Hause Chao.
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