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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.4139#0026
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an den wenigen Stellen, wo sie
unverdünnt aufgetragen wird,
wirkt sie stumpf, als reine Deck-
farbe. Grundsächlich aber handelt
es sich stets entweder um ein
andeutendes Tönen oder um ein
kolorierendes Ausfüllen zarter
Umrisse. Dementsprechend ist
auch für unsere Farbenholz-
schnitte folgendes charakteri-
stisch. Der weiße Papiergrund
beherrscht die farbige Haltung
des Blattes. Die meisten Farben
treten nur in blassen, ganz hellen
Abtönungen auf: Hellblau, Blau-
grau, Mausgrau, Gelbgrau und
Oliv. In stumpfen, doch immer
noch hellen Mitteltönen kommt
vor: Schiefergrau, Olivgrün, Oliv-
gelb, Gelb, Mattrot und Rosa-
braun. Endlich in starkem, dickem
Auftrag, doch nur an wenigen
Stellen, so besonders in dem
Winterbild, wo es auf harte Kon-
traste ankam: Ziegelrot und ein
kräftiges Braun. Man sieht schon
aus diesen Angaben, daß die
ganze Skala im wesentlichen
zwischen blassem Grau und
stärkerem Braun sich bewegt, ein
wenig Bläulich, ein wenig Grün-
lich, etwas Gelb und etwas Rot
flattern schmetterlinghaft da-
zwischen. VomÜberdruck zweier
oder mehrerer Farben über-
einander ist nur an bestimmten
Stellen Gebrauch gemacht, so bei
der Abschattierung von Baum-
stämmen und Ästen, hie und da auch in einer Baumkrone, besonders aber, und oft mit einer ganzen Reihe von Farben, bei
der Modellierung von Felsgebilden, also fast nur in den landschaftlichen Teilen des Bildes. Von der Abtönung einer Farbe in
sich selbst ist nur wenig und auch fast nur im Landschaftlichen Gebrauch gemacht: der Boden des Vordergrundes oder
die Berge der Ferne sind gelegentlich vom Dunkleren ins Hellere gleichsam teucht abgetönt. Man sieht aber, daß auch
dieses technische Verfahren, das ein besonders sorgfältiges Einfärben der Druckplatten voraussetzt, den Herstellern
unserer Blätter bekannt war.

Die technische Vorbereitung eines solchen Holzschnittes war eine recht komplizierte. Was zunächst das Papier
betrifft, so ist zu bemerken, daß für unsere Blätter nicht das dünne, stark saugende Papier verwendet ist, wie es für die
gedruckten, auch die mit Farbenholzschnitten gedruckten Bücher üblich war, sondern ein festes, weiches, außerordentlich
weißes Papier, das die Farbe leicht annimmt, jedoch nur in seiner Oberfläche und nicht von ihr durchtränkt wird. Sodann
sprechen wir wohl von Farbenholzschnitten, wir wissen aber eigentlich noch nicht, ob die Farbenplatten, mit denen
gedruckt wurde, tatsächlich auch hölzerne Stöcke waren. Daß die Strichplatten und vielleicht einige Farbplatten stark
linearen Charakters in Holz geschnitten waren, ist wohl anzunehmen, bei den Bergen des Winterbildes sieht man deutlich
die Arbeit des Schneidemessers. Jedoch finden sich auf unseren Blättern noch dreierlei davon abweichende Struktur-
merkmale, sie lassen sich besonders gut auf dem vierten Blatt der Monatsbilder nachweisen, sind jedoch bei großer Sorgfalt
auf fast allen übrigen ebenfalls zu entdecken. Erstlich findet man hier in den dunklen Kehlungsstreifen des oberen Daches
beim Wirtshause wie auch in dem abgerundeten Giebelfeld eine körnige Struktur des Farbenaufdruckes — man könnte
sie auf eine körnige Konsistenz der breiig aufgetragenen Farbe selbst zurückführen. Zweitens sieht man in dem Bergzuge

Farbenholzschnitt vi

; Chen-hsien aus Su-chou: Die dritten drei Monate des Jabres.

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