in ganz China bekannt. Nicht
minder bewundert werden die
herrlichen Gärten und Parks an
ihren Ufern und an dieser Stätte
des Wohlseins fehlten auch die
geistigen Genüsse nicht: Su-chou
gilt als eine Stadt, in der auch
die Literaten gerne lebten und
verkehrten. Ein reizendes Bild
von dem Leben und Treiben dort
entwirft uns die 33. Geschichte
des Chin-ku-chi-kuan,1 sie han-
delt von dem Liebesabenteuer
des Tang Yin, des berühmten
Dichters und Gelehrten, zugleich
aber auch eines der bedeutend-
sten Maler der Ming-Dynastie,
und erzählt im Eingang, wie der
Poet in der Schenke am Kanal
sitzend das geschäftig-bunte Hin
und Her der Menschen am Ch'ang-
Tor zu betrachten liebt und wie
dann eines Tages sein Auge auf
eine Dienerin fällt, die in dem
eben vorüberfahrenden Lustboot
einer reichen Familie einen
Augenblick sichtbar wird. Es ist
eben das Stadttor,nach dem Ting
Chen-hsien sich schreibt und an
dem er vermutlich gewohnt hat.
So möchte man gerne glauben,
in den Monatsbildern hier und
dort eine Szene aus dem Treiben
der lebensfrohen Stadt zu er-
blicken, so bildet fast überall der
See mit den fernen Bergen den
Abschluß des Bildes und so
schildert gewiß das Blatt des
Sommers das fröhliche Drachen-
bootfest an den Ufern des Tai-hu.
Wir wissen also nun, daß vor dem Ende des XVII. Jahrhunderts, unter der Regierung K'ang-hsis, aus der Werk-
statt des nämlichen Meisters Ting Chen-hsien zum mindesten ein Teil der wundervollen Blumen- und Früchtestilleben
Kämpfers wie auch die Monatsbilder in München und vermutlich wohl auch die Jahreszeitenblätter hervorgegangen
sind. Es hat somit in dieser Stadt und um diese Zeit die Kunst des Farbenholzschnittes eine ganz besondere und frühe
Blüte erlebt. Jene anderen Blätter in München aber lassen darauf schließen, daß Ting Chen-hsien nicht allein stand,
sondern daß außer ihm noch mehrere Mitglieder seiner Familie als Zeichner oder als Verleger von Holzschnitten, die mit
mehreren Platten gedruckt werden, in Su-chou tätig gewesen sind. Ob sie gleichzeitig, ob sie vor oder nach ihm lebten,
wissen wir vorläufig nicht.
Wohl aber sind diese Münchner Grisaille-Holzschnitte nun von einem anderen Gesichtspunkt aus vom größten
Interesse. Sie weisen nach Europa. Künstlerisch durchaus unbedeutend, ja langweilig, trocken und hart gezeichnet, sind
sie doch in der Anschauung wie in der Ausführung so ganz europäisch, daß man unbedingt auf einen abendländischen
Urheber schließen müßte, hätte sich nicht der chinesische Künstler selber auf ihnen verewigt. Offenbar sind es strenge
Wirklichkeitsabbilder. Es sind zunächst zwei sehr große Vertikalblätter, auf dem einen sieht man vorn Höfe und offene
Wohnräume mit Frauen und spielenden Kindern, im Hintergrund einen See und Berge, auf dem anderen steht vorn auf
einer Terrasse am See ein Pavillon, als Fang-ho-ting, das heißt Reiherflugpavillon bezeichnet, auf der Landzunge dabei
1 Kühnel, Chinesische Novellen, S. 124 ff-, gibt eine Übersetzung.
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