Christian von Männlich, Lithographie.
mögenslage, die er mir aber verschwieg, erlaubten ihm nicht, insgeheim seine Erfindung zu vervollkommnen. Wahllos
ließ er jeden ersten besten zeichnen und verschleißte schlechte Blätter zu billigem Preise; endlich verkaufte er auch sein
Geheimniß selbst in Wien, Rom, Offenbach und in Italien,1 wo die Erfindung nicht, wie es den Anschein hat, zum Besten
der Künste sich verbessert hat, denn man druckt dort nur Schriften und Noten.«
Senefelder hatte sich 1801 bis 1806 in Wien aufgehalten und kehrte nach München zurück, als ihm von dort aus
das Angebot gemacht worden war, mit dem königlichen Oberhofbibliothekar Freiherrn Christoph von Aretin, dem Abt
Vogler und Gleißner eine lithographische Anstalt zu errichten. Sie wurde 1807 unter dem Namen »Aloys Senefelden
Franz Gleißner und Compagnie« eröffnet.
»Durch diese Unternehmung fing eigentlich die Steindruckerei an, sich zu veredeln und im Kunstfach hervorzutun.
Aretin erhielt ein Privilegium auf allen Steindruck in Bayern, nahm Herrn Senefelder sowie die damaligen Schüler des
Direktors Mannlich — Strixner und Piloty2 — als Zeichner nebst mehreren andern in seinen Sold, erhielt [am 24. März 1808]
die Erlaubnis, das königliche Handzeichnungskabinett durch Steindruck herauszugeben, doch unter der Bedingung, daß
Mannlich die Oberaufsicht darüber haben sollte [um zu verhindern, daß dem Publikum Werke gegeben würden, die der
Nation unwürdig wären, der man die schöne Erfindung dankt (Speth, Kunst-Blatt 1820, Seite 97)]. Die Herausgabe von
Albrecht Dürers christlich-mythologischen Handzeichnungen zu einem Gebetbuch, welches in der königlichen Hof-
bibliothek bewahrt wird, hatte früher [1807 bis 1808] so günstige Aufnahme gefunden, daß Baron Aretin durch die Menge
der Abdrücke den Vorteil seines Unternehmens zu gründen hoffte und daher in seiner Ankündigung die Preise so gering
ansetzte, daß es nicht möglich war, den Kunsthändlern einige Vorteile zu geben, welche sofort seine Herausgabe schon
im voraus vertiefen und durch ihre Korrespondenten verrufen ließen«.
Beide Zeichner arbeiteten fort, lieferten mehrere gute Steine und machten durch Erfahrung manche neue Entdeckung
in der jungen Kunst (Gemäldesaal). Nach Speth arbeitete Strixner die freien Skizzen und Federzeichnungen in Ver-
bindung mit der Kreidemanier, Piloty fast ausschließlich Blätter in Kreidemanier, den Druck besorgte Strixner.
Über ein neues, in der Anstalt geübtes Verfahren schreibt Mannlich an Heurtier 1810: »Einen sehr glücklichen
Versuch einer neuen Zeichnungsart hat man unter meinen Augen soeben gemacht. Ich lasse die Zeichnung mit der
größesten Genauigkeit durchpausen, den Umriß mit der Feder oder der Kreide nachziehen und mit der Schattierung die
Leichtigkeit und den Geist hineinbringen; ist dann die Zeichnung fertig und ich finde nichts mehr daran zu verbessern,
1 W. GräfT, Die Einführung der Lithographie in Italien, Zeitschr. f. Bücherfreunde 1013.
2 Joh. Nep. Strixner, 1782 bis 1855. Schüler Mittercrs und Dorners im Kupferstich, später von Mannlich. — Ferd. Piloty, 1786 bis 1844, Schüler
von Kellerhoven in der Malerei und von Mannlich. Gründete 1833 mit Jos. Loehle die noch bestehende Kunstanstalt. — Vgl. Speth, Kunst-Blatt 1820,
S. 399 und 400.
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mögenslage, die er mir aber verschwieg, erlaubten ihm nicht, insgeheim seine Erfindung zu vervollkommnen. Wahllos
ließ er jeden ersten besten zeichnen und verschleißte schlechte Blätter zu billigem Preise; endlich verkaufte er auch sein
Geheimniß selbst in Wien, Rom, Offenbach und in Italien,1 wo die Erfindung nicht, wie es den Anschein hat, zum Besten
der Künste sich verbessert hat, denn man druckt dort nur Schriften und Noten.«
Senefelder hatte sich 1801 bis 1806 in Wien aufgehalten und kehrte nach München zurück, als ihm von dort aus
das Angebot gemacht worden war, mit dem königlichen Oberhofbibliothekar Freiherrn Christoph von Aretin, dem Abt
Vogler und Gleißner eine lithographische Anstalt zu errichten. Sie wurde 1807 unter dem Namen »Aloys Senefelden
Franz Gleißner und Compagnie« eröffnet.
»Durch diese Unternehmung fing eigentlich die Steindruckerei an, sich zu veredeln und im Kunstfach hervorzutun.
Aretin erhielt ein Privilegium auf allen Steindruck in Bayern, nahm Herrn Senefelder sowie die damaligen Schüler des
Direktors Mannlich — Strixner und Piloty2 — als Zeichner nebst mehreren andern in seinen Sold, erhielt [am 24. März 1808]
die Erlaubnis, das königliche Handzeichnungskabinett durch Steindruck herauszugeben, doch unter der Bedingung, daß
Mannlich die Oberaufsicht darüber haben sollte [um zu verhindern, daß dem Publikum Werke gegeben würden, die der
Nation unwürdig wären, der man die schöne Erfindung dankt (Speth, Kunst-Blatt 1820, Seite 97)]. Die Herausgabe von
Albrecht Dürers christlich-mythologischen Handzeichnungen zu einem Gebetbuch, welches in der königlichen Hof-
bibliothek bewahrt wird, hatte früher [1807 bis 1808] so günstige Aufnahme gefunden, daß Baron Aretin durch die Menge
der Abdrücke den Vorteil seines Unternehmens zu gründen hoffte und daher in seiner Ankündigung die Preise so gering
ansetzte, daß es nicht möglich war, den Kunsthändlern einige Vorteile zu geben, welche sofort seine Herausgabe schon
im voraus vertiefen und durch ihre Korrespondenten verrufen ließen«.
Beide Zeichner arbeiteten fort, lieferten mehrere gute Steine und machten durch Erfahrung manche neue Entdeckung
in der jungen Kunst (Gemäldesaal). Nach Speth arbeitete Strixner die freien Skizzen und Federzeichnungen in Ver-
bindung mit der Kreidemanier, Piloty fast ausschließlich Blätter in Kreidemanier, den Druck besorgte Strixner.
Über ein neues, in der Anstalt geübtes Verfahren schreibt Mannlich an Heurtier 1810: »Einen sehr glücklichen
Versuch einer neuen Zeichnungsart hat man unter meinen Augen soeben gemacht. Ich lasse die Zeichnung mit der
größesten Genauigkeit durchpausen, den Umriß mit der Feder oder der Kreide nachziehen und mit der Schattierung die
Leichtigkeit und den Geist hineinbringen; ist dann die Zeichnung fertig und ich finde nichts mehr daran zu verbessern,
1 W. GräfT, Die Einführung der Lithographie in Italien, Zeitschr. f. Bücherfreunde 1013.
2 Joh. Nep. Strixner, 1782 bis 1855. Schüler Mittercrs und Dorners im Kupferstich, später von Mannlich. — Ferd. Piloty, 1786 bis 1844, Schüler
von Kellerhoven in der Malerei und von Mannlich. Gründete 1833 mit Jos. Loehle die noch bestehende Kunstanstalt. — Vgl. Speth, Kunst-Blatt 1820,
S. 399 und 400.
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