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ieutschig
,s italienische
die Au'
um-
i ein,
Johann Conrad Rcutümann, Gestochenes Laubweri
ndigc
„den
Heckenauer hat den ersten und zweiten Teil der
teilweise qualitativ geringwertigen Stichfolge fertig-
gestellt. Es ist für den damaligen Ornamentstichbetrieb
bezeichnend, daß, nach der Technik des Stiches zu
schließen, zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts der zweite
Teil im Gegensinne nachgestochen und als »Newes
Lauberbüchlein« bei Joh. Ulrich Stapff, Kunsthändler
in Augsburg, verlegt wurde. Vielleicht ist für diesen
Nachstich Jakob Wilhelm Heckenauer verantwortlich
zu machen, der des >■ Romanischen Laubwerks 3. Teil
bestehend in unterschiedlichen Krön- und Wand-
leuchtern« in Kupfer brachte. Er ist reichlich zwanzig
Jahre nach den beiden ersten Teilen entstanden, und
wenn auch, rein historisch betrachtet, eine Fülle anders
entwickelter Ornamentstiche einzuschieben ist, so
mag er doch der Vollständigkeit halber hier angeführt
werden. Das Motivmaterial ist im einzelnen italienisch
und in barocker Gedrängtheit gelegentlich reizvoll
komponiert, so Blatt 4 mit einer an Schlüter erinnern-
den Trophäe -und Blatt 5, wo eine Mutter mit einem
Kinde an der Brust vor einem mächtigen brennenden
Herzen sitzt, eingefaßt von früchtestrotzenden Füll-
hörnern. Die Art, die Kerzen um einen klassizistisch
profilierten Wulst zu gruppieren und von Putten oder
Frauentorsen und C- oder S-förmigen Bändern gehalten
werden zu lassen, verrät französischen Einfluß.
Ein anderer weitblickender und rühriger Augs-
burger Verleger, Joseph Friederich Leopold, gab drei
Stichfolgen des Aegidius Bichel heraus. Zwei davon
sind datiert 1696 und 1704. Die große Friesfolge im Querformat ist noch vor 1696 anzusetzen. Die Entwicklung
läßt sich aufs glücklichste hier verfolgen. Die älteste Ausgabe besteht aus Friesen, rund oder spiralig sich ein-
rollenden rauschenden Akanthusranken, die aus oft phantastischen Ineinanderschachtelungen (Blatt 6) sich lösen
und verzweigen zu wundervollen Komplikationen in starkem, rollendem Rhythmus, mit zentralen Akanthus-
blüten oder Blumenvasen. Es handelt sich also um italienisches Motivmaterial. Das Titelblatt, eine Art Kartusche
im Rollwerkrahmen, von Schilfbündeln eingefaßt, rechts und links Putten, ist völlig unfranzösisch. Freilich — auf
Blatt 7 erscheint dann ein Gebilde in Bandform wie das Panneau-Abschlußmotiv auf einander zulaufend in mächtigem
S-Schwung.
Die zweite Edition von 1696: »Allerhand Inventiones von frantzösischem Laub-Werkh, wie solches anietzo auf
die Neueste Manier gebräuchlich ist. Mit Rom. Kais. Maj. Gnad und Freyheit«. Hier handelt es sich als Erweiterung der
Aufgabe um Rahmungen ovaler oder variierter Innenfelder. Der Akanthus lockert sich, wird feiner, dünner gezaddelt,
dabei bekommen die Stiele den Akzent der energiegesättigten C-Kurven, rollen sich C-förmig oder durch Abzweigung
S-förmig ein, von den Rollwerkköpfen dieser Kurven laufen Akanthusschwünge im Gegensinne, dreiteilige, aus-
strahlende Blüten, eingestreute, naturalistische Ranken zeigen den klärenden französischen Einfluß, der sich selber den
Weg ebnet zu immer weitergehender Aufnahme Berainscher Motive; als Hauptsache: Änderung der Tendenz des
Schwunges in C- und S-Kurven! Französische Elemente beginnen Mode zu werden.
Die dritte Ausgabe datiert von 1704: Rahmungen um Felder, von Bandwerk oder dem Bandwerk sehr ange-
glichenem Rollwerk in eleganten C- und S-Kurven usw. eingerahmt. Der Eindruck ist außerordentlich gelockert, die
Akanthusschwünge dünn mit eingestreuten, nur aus Linien bestehenden naturalistischen Ranken und Zweigen, ent-
zückend fein gestochen. Die Felder oval oder in vielfachen kurvigen Ausbauchungen, übrigens klein. Berainsche Motive
haben in dieses lockere Gefüge ihren Einzug gehalten, C-S-Kurven, auch in reiner Bandwerkform, das Frauenantlitz,
die ausstrahlenden Blüten, Fruchtkörbe und Vasen, Füllhörner und schuppige Aufrauhung eingeschlossener Flächen,
doppelt ineinandergesteckte Muscheln mit strahlendem Frauenantlitz darin usw. Auf den Panneaux des Blattes 12
sind Schwünge, die im Grundmotiv denen Marots ähneln. Gegenüber Heckenauer hat sich die Technik und Qualität
bedeutend gewandelt: die Stiche sind entzückend fein, die Striche dünn, doch scharf und so weit voneinander entfernt,
daß auch hier jenes vibrierende Flimmern entsteht, das für die besten Stiche des XVIII. Jahrhunderts bezeichnend ist,
die Darstellungen des altertümlichen Mythos in der modischen, eleganten Auffassung des damaligen französischen
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Johann Conrad Rcutümann, Gestochenes Laubweri
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Heckenauer hat den ersten und zweiten Teil der
teilweise qualitativ geringwertigen Stichfolge fertig-
gestellt. Es ist für den damaligen Ornamentstichbetrieb
bezeichnend, daß, nach der Technik des Stiches zu
schließen, zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts der zweite
Teil im Gegensinne nachgestochen und als »Newes
Lauberbüchlein« bei Joh. Ulrich Stapff, Kunsthändler
in Augsburg, verlegt wurde. Vielleicht ist für diesen
Nachstich Jakob Wilhelm Heckenauer verantwortlich
zu machen, der des >■ Romanischen Laubwerks 3. Teil
bestehend in unterschiedlichen Krön- und Wand-
leuchtern« in Kupfer brachte. Er ist reichlich zwanzig
Jahre nach den beiden ersten Teilen entstanden, und
wenn auch, rein historisch betrachtet, eine Fülle anders
entwickelter Ornamentstiche einzuschieben ist, so
mag er doch der Vollständigkeit halber hier angeführt
werden. Das Motivmaterial ist im einzelnen italienisch
und in barocker Gedrängtheit gelegentlich reizvoll
komponiert, so Blatt 4 mit einer an Schlüter erinnern-
den Trophäe -und Blatt 5, wo eine Mutter mit einem
Kinde an der Brust vor einem mächtigen brennenden
Herzen sitzt, eingefaßt von früchtestrotzenden Füll-
hörnern. Die Art, die Kerzen um einen klassizistisch
profilierten Wulst zu gruppieren und von Putten oder
Frauentorsen und C- oder S-förmigen Bändern gehalten
werden zu lassen, verrät französischen Einfluß.
Ein anderer weitblickender und rühriger Augs-
burger Verleger, Joseph Friederich Leopold, gab drei
Stichfolgen des Aegidius Bichel heraus. Zwei davon
sind datiert 1696 und 1704. Die große Friesfolge im Querformat ist noch vor 1696 anzusetzen. Die Entwicklung
läßt sich aufs glücklichste hier verfolgen. Die älteste Ausgabe besteht aus Friesen, rund oder spiralig sich ein-
rollenden rauschenden Akanthusranken, die aus oft phantastischen Ineinanderschachtelungen (Blatt 6) sich lösen
und verzweigen zu wundervollen Komplikationen in starkem, rollendem Rhythmus, mit zentralen Akanthus-
blüten oder Blumenvasen. Es handelt sich also um italienisches Motivmaterial. Das Titelblatt, eine Art Kartusche
im Rollwerkrahmen, von Schilfbündeln eingefaßt, rechts und links Putten, ist völlig unfranzösisch. Freilich — auf
Blatt 7 erscheint dann ein Gebilde in Bandform wie das Panneau-Abschlußmotiv auf einander zulaufend in mächtigem
S-Schwung.
Die zweite Edition von 1696: »Allerhand Inventiones von frantzösischem Laub-Werkh, wie solches anietzo auf
die Neueste Manier gebräuchlich ist. Mit Rom. Kais. Maj. Gnad und Freyheit«. Hier handelt es sich als Erweiterung der
Aufgabe um Rahmungen ovaler oder variierter Innenfelder. Der Akanthus lockert sich, wird feiner, dünner gezaddelt,
dabei bekommen die Stiele den Akzent der energiegesättigten C-Kurven, rollen sich C-förmig oder durch Abzweigung
S-förmig ein, von den Rollwerkköpfen dieser Kurven laufen Akanthusschwünge im Gegensinne, dreiteilige, aus-
strahlende Blüten, eingestreute, naturalistische Ranken zeigen den klärenden französischen Einfluß, der sich selber den
Weg ebnet zu immer weitergehender Aufnahme Berainscher Motive; als Hauptsache: Änderung der Tendenz des
Schwunges in C- und S-Kurven! Französische Elemente beginnen Mode zu werden.
Die dritte Ausgabe datiert von 1704: Rahmungen um Felder, von Bandwerk oder dem Bandwerk sehr ange-
glichenem Rollwerk in eleganten C- und S-Kurven usw. eingerahmt. Der Eindruck ist außerordentlich gelockert, die
Akanthusschwünge dünn mit eingestreuten, nur aus Linien bestehenden naturalistischen Ranken und Zweigen, ent-
zückend fein gestochen. Die Felder oval oder in vielfachen kurvigen Ausbauchungen, übrigens klein. Berainsche Motive
haben in dieses lockere Gefüge ihren Einzug gehalten, C-S-Kurven, auch in reiner Bandwerkform, das Frauenantlitz,
die ausstrahlenden Blüten, Fruchtkörbe und Vasen, Füllhörner und schuppige Aufrauhung eingeschlossener Flächen,
doppelt ineinandergesteckte Muscheln mit strahlendem Frauenantlitz darin usw. Auf den Panneaux des Blattes 12
sind Schwünge, die im Grundmotiv denen Marots ähneln. Gegenüber Heckenauer hat sich die Technik und Qualität
bedeutend gewandelt: die Stiche sind entzückend fein, die Striche dünn, doch scharf und so weit voneinander entfernt,
daß auch hier jenes vibrierende Flimmern entsteht, das für die besten Stiche des XVIII. Jahrhunderts bezeichnend ist,
die Darstellungen des altertümlichen Mythos in der modischen, eleganten Auffassung des damaligen französischen
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