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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3633#0041
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MITTEILUNGEN

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE".

1922.

WIEN.

Nr. 2 3.

Studien und Forschungen.

i Ab*
„Ad«"

Wert

Eine Zeichnung' von Aert de Gelder.

In dem Kapitel »Korrigierte Zeich-
nungen Rembrandts und die Frage der
Doppeldatierung« seines Buches »Aus
Rembrandts Werkstatt«1 führt Carl
Neumann unter anderen auch die la-
vierte Federzeichnung »Bathseba am
Sterbebette Davids« (HdG. 830) in
Chatsworth als Beispiel an. Der ikono-
graphische Sachverhalt, der von Hof-
stede de Groot noch unklar erkannt
wurde, war schon von Wickhoff völlig
gedeutet worden.2 Das scheint, wie
schon Hans F. Secker bemerkte,3 Neu-
mann entgangen zu sein, denn er sieht
in der rechts knieenden Figur Salomon.
Er erblickt weiters in dem Blatte eine
echte, vom Meister später korrigierend
übergangene Zeichnung.

»Die räumliche Plastik beruht in
der Hauptsache auf dem Helldunkelton,
den der Pinsel hergab, so daß das Blatt
in den Bereich der allmählichen Ausge-
staltung des sogenannten Hundertgul-
denblattes rückt«, sagt Neumann. Das
ist insofern richtig, als die malerische
Gesamterscheinung des Blattes an den
Zeichenstil Rembrandts inden vierziger
Jahren erinnert. Nun gibt es aber Ele-
mente in ihm, die auf den Rembrandtschen Zeichenstil der späteren Zeit hinweisen. An dem Bettpfosten, an der Figur
des Nathan entdecken wir die breiten Federlinien der fünfziger Jahre. Neumann erwähnt nur diese Partien. Wenn wir
schon so weit gehen, darin Späteres zu sehen, so müssen wir es auch in den dunklen Linien der herabhängenden
Bettdecke, den Gestalten Davids und der Dienerin erblicken. Aber das ist noch nicht alles, was auf die Spätzeit hindeutet.
Man betrachte vor allem die Hände Davids und der vor ihm knieenden Gestalt: es sind flache, gradlinige Gebilde, wie sie
Rembrandt auf seinen späten Bildern mit breitem Pinsel hinsetzte. Man betrachte die Schattierungen. Es sind die dichten,

Rembrandt, IsaaU segnet Jakob. Handzeichnung bei W. Six in Hilversum (HdG. 1337).

1 Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Bd. 3. Heidelberg 1918. Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung.

2 Einige Zeichnungen Rembrandts mit biblischen Vorwürfen. Innsbruck 1906.

n Rembrandt und sein Kreis. Unveröffentlichte Ilandzeichnungen aus dem Danziger Kabinett. Z. f. bild. K. 1919 20, S. 37 ff.
 
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