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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3633#0073
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MITTEILUNGEN

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE".

1922.

WIEN.

Nr. 4.

Studien und Forschungen.

Die Entwicklung des deutschen

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tstichs im Zeitalter des Barocks.1

DER WEG ZUM VÖLLIGEN DURCHBRUCH DER FRANZÖSISCHEN MOTIVE.

Die bisherige, organisch verlaufende Entwicklung, in der französische Elemente immer mehr zu relativ eigenen
und reizvollen Synthesen in deutscher Formenübersetzung erstarken, findet ihre höchste Kraftentfaltung in dem Moment,
wo bei reicherer Anwendung italienischer Formen der französische Einfluß völlig zum Durchbruch kommt, nachdem
beide sich gegenseitig durchdrungen haben. Dieses Ringen, bei dem der französische Einfluß mit Entscheidung für
das kommende Jahrhundert Sieger bleibt, spielt sich ab im graphischen Lebenswerk des Architectus Paul Decker.

Von seinem Leben ist wenig bekannt. Am 27. Dezember 1677 wurde er in Nürnberg geboren und genoß von 1695
an den Unterricht Georg Chr. Einmarts d. J. im Zeichnen, Kupferstechen und in der Mathematik. 1699 ging er nach Berlin,
um unter Schlüters Leitung beim Bau des Schlosses theoretisch und praktisch zu lernen. Er schloß sich sehr an den Meister
an, in dessen Hause er sogar verkehrte.2 1705 oder 1706 ging er nach Nürnberg zurück, 1708 wurde er zum Hof-
architekten des Pfalzgrafen Theodor zu Sulzbach ernannt, 1710 übertrug ihm der Markgraf Christian Ernst von Bayreuth
die Bauinspektion zu Erlangen. Als dieser 1712 starb, ernannte ihn sein Nachfolger Georg Wilhelm zum Baudirektof
des ganzen Markgrafentums, worauf Decker nach Bayreuth zog. Dort ist er am 18. November 1713 gestorben.

Die Verfolgung der von ihm beschrittenen Wege wird die Wertung und Würdigung Deckers des Meisters mit sich
bringen. Im Anfangsstadium seines Stichwerkes ergibt es sich wie ein tastendes Auspendeln. Er mag sich, wie sich aus
späteren Vorlagefolgen rückschließen läßt, über die augenblicklich herrschenden italienischen Formen in dem zwei-
teiligen Werk Pozzos, das seit der Erstausgabe, Rom 1693, in allen Sprachen bis zur Mitte des XVIII. Jahrhunderts nach
kurzen Zeitspannen immer wieder herausgegeben wurde, informiert haben und dokumentiert diese Tätigkeit weiterhin,
indem er 1703 im Auftrage Schlüters zusammen mit Jakob Wilhelm Heckenauer die Prospekte der Schloßfassade in
Berlin sticht. Die rein architektonischen Stiche zeigen an den bezüglichen Stellen der »schmucklosen« Fassaden
Kartuschenornament, einen Hauptkörper, an dem sich, scheinbar unter ihm, Rollwerk wie ineinandergesteckt ansetzt.
Nach der Rückkehr Deckers nach Nürnberg 1706 kommt in seinem Werk Berain und der von ihm abhängige feine
Le Clerc zum Durchbruch in einem technisch sehr guten, kompositionell geschmackvollen und ansprechenden Quer-
format-Opus, das bei dieser äußerlichen Aufmachung ein geringeres Maß an Produktivität und eigenen Gedanken zeigt
und Berains Grotesken bis zur plagiierenden Entlehnung zum Vorbild nimmt: »Groteschgen WErk vor Mahler und Gold-
schmidte Stuccato: inventirt durch Paulus Decker architectum Jon. Christoph Weigel excudit.« (Gestochen von Beyer.)

Die Aufgabe dieser Vorlagen ist, eine gegebene Fläche durch Bandwerk und Groteskenmotive auszuzieren und zu
beleben. Von Berain (und Marot) stammt die prinzipielle Neuheit der C-Kurve in Verbindung mit rechtwinkligen,
manchmal an den Mäander erinnernden Knickungsmotiven des Bandwerks, die das ornamentale Gerüst der Füllung
bilden. Dazu tritt Verstärkung der Kurvenschwünge mit begleitendem oder rückläufigem Akanthuslaub, das sich
gleichfalls in C-Kurven windet. Um die überaus große Ähnlichkeit mit Berain klar aufzuzeigen, mögen die entlehnten
kombinierten C-Kurvenmotive, die Sedlmayer3 bei Berain herausstellte, in Deckers Werk angedeutet werden. Die Über-

1 Siehe den ersten Teil der Abhandlung in diesen »Mitteilungen«, 1922, Nr. 2/3, S. 43 IT.

" Dohme, Einleitung zur Neuausgabe des Fürstlichen Baumeisters.

3 Sedlmayer R., Grundlagen der Rokokoornamentik in Frankreich. Straßburg, I. H. Heitz und Mündel 1917. In diesem Buch ist eine grund-
legende Formulierung des Wandels der barocken Stilelemente bis zum Rokoko unternommen; neue Wortprägungen zur Präzisierung der Formen
daraus hier angewandt.

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