Frauentypus, schlank und doch voll, ist der Baidungs in dieser Zeit; die vornehme deutsche Patrizierfrau gehört zu dem-
selben Geschlecht wie die beiden anmutigen stehenden weiblichen Gestalten auf den Außenflügeln des Sebastianaltars
von 1507 in Brüssel", die heilige Apollonia und die heilige Dorothea.
Die Landschaft auf der Basier Handzeichnung ist nur skizzenhaft gegeben, ein,paar Bäume und am Boden einzelne
aufsprießende Pflanzen mit schlanken Zweigen und flüchtig hingeworfenen Blättern, genau so, wie wir sie auf den beiden
Apostelzeichnungen in Dresden und Basel beobachten können. Diese Behandlung des bewachsenen Erdbodens mit
einigen Pflanzen ist für die Zeichenweise Baidungs in dieser Zeit sehr bezeichnend. Die Basler Madonna von 1504 gibt
uns die Möglichkeit, eine Zeichnung des Dresdner Kabinetts (Woermann III, 8 unten), eine stehende reichgekleidete Frau
mit leerem Wappenschild, unserem Meister gleichfalls zuzuschreiben, da beide von evidenter Übereinstimmung sind.
Schon W. Schmidt (Repertorium XXI, 310) hat richtig den Zusammenhang des Blattes mit den beiden Apostelzeich-
nungen erkannt, und Friedländer stellte fest, daß der stehende Schmerzensmann mit dem knienden Stifter in Budapest
Abb. 12.. Hans Baidung, Sündenfall und heilige Messe. Holzschnitt, um 1504—05.
(Schönbrunner-Meder 162) von derselben Hand herrühren, welche die Wappenträgerin geschaffen hat. Im übrigen ist der
Schmerzensmann durch den stilistischen Einklang mit dem Schmerzensmann-Holzschnitt im »Speculum« (Abb. 16)
neuerdings mit Baidung verknüpft und für die Beinstellung ist die Eva (Abb. 12) heranzuziehen. Es ist, wie schon ein-
mal hier gesagt wurde, charakteristisch für den Meister, die Kniescheiben übertrieben weit vorspringend zu zeichnen.
Auch bei diesem Blatte ist der Pflanzenwuchs des Bodens zu beachten. Noch etwas früher zurück führt uns das bekannte
Blatt im Kestner-Museum zu Hannover, den Tod als Reiter vor der Bahre darstellend, welches in der Umschrift auf das
Jahr 1502 datiert ist, eine Vorzeichnung für ein Glasgemälde des Germanischen Museums, zu dem daselbst auch das
(regenstück vorhanden ist, ein Priester vor einem Stadtprospekt und neben einem offenen Grabe stehend. Angesichts der
stilistischen Übereinstimmung mit den übrigen eben genannten Blättern Baidungs steht dessen Urheberschaft für die Vor-
zeichnungen der beiden Glasgemälde jetzt fest; sowohl die Zeichnung zu Hannover wie die Scheiben zu Nürnberg
zeigen wieder dieselbe Bodenbehandlung. Eine Visierung für eine Glasscheibe war wohl auch eine Dresdner Zeichnung,
die Allegorie des Todes mit Sense und Sanduhr, der in der bezeichnenden weiten Schrittbewegung Baidungs neben
einer Bahre über dem Grabe erscheint. Im Hintergrund nahe den summarisch gegebenen Bäumen ein einschiffiger
polygonaler kleiner gotischer Kirchenbau mit Turm. Das Blatt (Woermann II, 6) hat Friedländer (Repertorium XX, 73)
richtig in die Nähe Dürers gerückt, während Röttinger es seinem Wechtlin, also dem Benediktmeister, zuschreibt. Die
Datierung von Woermann mit 1525 ist beinahe um 20 Jahre zu spät gesetzt.
selben Geschlecht wie die beiden anmutigen stehenden weiblichen Gestalten auf den Außenflügeln des Sebastianaltars
von 1507 in Brüssel", die heilige Apollonia und die heilige Dorothea.
Die Landschaft auf der Basier Handzeichnung ist nur skizzenhaft gegeben, ein,paar Bäume und am Boden einzelne
aufsprießende Pflanzen mit schlanken Zweigen und flüchtig hingeworfenen Blättern, genau so, wie wir sie auf den beiden
Apostelzeichnungen in Dresden und Basel beobachten können. Diese Behandlung des bewachsenen Erdbodens mit
einigen Pflanzen ist für die Zeichenweise Baidungs in dieser Zeit sehr bezeichnend. Die Basler Madonna von 1504 gibt
uns die Möglichkeit, eine Zeichnung des Dresdner Kabinetts (Woermann III, 8 unten), eine stehende reichgekleidete Frau
mit leerem Wappenschild, unserem Meister gleichfalls zuzuschreiben, da beide von evidenter Übereinstimmung sind.
Schon W. Schmidt (Repertorium XXI, 310) hat richtig den Zusammenhang des Blattes mit den beiden Apostelzeich-
nungen erkannt, und Friedländer stellte fest, daß der stehende Schmerzensmann mit dem knienden Stifter in Budapest
Abb. 12.. Hans Baidung, Sündenfall und heilige Messe. Holzschnitt, um 1504—05.
(Schönbrunner-Meder 162) von derselben Hand herrühren, welche die Wappenträgerin geschaffen hat. Im übrigen ist der
Schmerzensmann durch den stilistischen Einklang mit dem Schmerzensmann-Holzschnitt im »Speculum« (Abb. 16)
neuerdings mit Baidung verknüpft und für die Beinstellung ist die Eva (Abb. 12) heranzuziehen. Es ist, wie schon ein-
mal hier gesagt wurde, charakteristisch für den Meister, die Kniescheiben übertrieben weit vorspringend zu zeichnen.
Auch bei diesem Blatte ist der Pflanzenwuchs des Bodens zu beachten. Noch etwas früher zurück führt uns das bekannte
Blatt im Kestner-Museum zu Hannover, den Tod als Reiter vor der Bahre darstellend, welches in der Umschrift auf das
Jahr 1502 datiert ist, eine Vorzeichnung für ein Glasgemälde des Germanischen Museums, zu dem daselbst auch das
(regenstück vorhanden ist, ein Priester vor einem Stadtprospekt und neben einem offenen Grabe stehend. Angesichts der
stilistischen Übereinstimmung mit den übrigen eben genannten Blättern Baidungs steht dessen Urheberschaft für die Vor-
zeichnungen der beiden Glasgemälde jetzt fest; sowohl die Zeichnung zu Hannover wie die Scheiben zu Nürnberg
zeigen wieder dieselbe Bodenbehandlung. Eine Visierung für eine Glasscheibe war wohl auch eine Dresdner Zeichnung,
die Allegorie des Todes mit Sense und Sanduhr, der in der bezeichnenden weiten Schrittbewegung Baidungs neben
einer Bahre über dem Grabe erscheint. Im Hintergrund nahe den summarisch gegebenen Bäumen ein einschiffiger
polygonaler kleiner gotischer Kirchenbau mit Turm. Das Blatt (Woermann II, 6) hat Friedländer (Repertorium XX, 73)
richtig in die Nähe Dürers gerückt, während Röttinger es seinem Wechtlin, also dem Benediktmeister, zuschreibt. Die
Datierung von Woermann mit 1525 ist beinahe um 20 Jahre zu spät gesetzt.