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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.4216#0037
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MITTEILUNGEN

DER

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE"

1924.

WIEN.

Nr. 2/3.

Studien und Forschungen.

Der neuaufgefundene erste Zustand des Adam-und-Eva-Stiches von

Albrecht Dürer (B. i).

Nur auf Ungewohntheit und Unacht-
samkeit der Künstler mag es beruht haben,
wenn sich bei dem Verkehrtstechen von
Ziffern und Buchstaben auf der Kupferplatte
oder auch auf dem Holzstock kleine Irrtümer
einschlichen, die erst nach den ersten Ver-
suchsdrucken erkannt und nach Möglichkeit,
wenigstens in der Platte, noch rechtzeitig ge-
tilgt wurden. In Holzstöcken ließ man sie be-
greiflicherweise unverändert stehen. Während
sich zum Beispiel in Dürers kleiner Holz-
schnittpassion im Monogramm dreimal ein
verkehrt gestelltes und auch so in allen
Drucken beibehaltenes Q beobachten läßt
(B. 20, 22, 46), erscheinen in seinen Stichen
dagegen wiederholt angebrachte und deutlich
sichtbare Korrekturen verfehlt gestochener
Ziffern. Merkwürdigerweise häufiger in der
Ziffer 5, so in der gestochenen Passion B. 9
oder in dem Thomas-Blatt B. 48. In dem Georg zu Pferd B. 54 wurde die Jahrzahl 1505 in 1508 umgeändert und in der
Melancholie treten in der ersten Vertikalreihe der magischen Zahlentafel gleich zwei Korrekturen auf, der Ziffern 5 und 9.
Auch eine Signaturverzeichnung wie in dem Kurfürstenbildnis B. 104 fand noch durch den Meister ihre Richtigstellung,
während eine andre in dem Stich der Hexe B. 67 ungeändert stehen blieb.

Alle diese kleinen Verbesserungen, die sich heute noch an allen guten und minderen Drucken und ebenso in deren
Reproduktionen konstatieren lassen, haben auch ihre Bedeutung, insofern sie die berechtigte Annahme gestatten, daß von
allen derart korrigierten Platten Abdrücke vor der Korrektur — wenn auch nur in einzelnen Proben — existiert haben
müssen und vielleicht da und dort noch existieren, um eines Tages durch richtige Beobachtung als solche erkannt zu
werden. Und dies hat wieder für die Richtigkeit eines Oeuvre-Kataloges die Konsequenz, daß die bisher als erste Etats
geltenden Drucke, wenn auch ohne jede Verminderung ihrer Qualität, zu zweiten Zuständen herabgesetzt werden. So kam
erst 1913 ein Abdruck von der vollendeten Platte der Melancholie an die Oberfläche, der noch die Verkehrtstellung der
Ziffer 9 in der ersten senkrechten magischen Zahlenreihe, und zwar in unverbesserter Form, aufwies.1

Auch der Adam-und-Eva-Stich (B. 1) zeigt in allen bisher bekannten Drucken in der 5 seiner Jahrzahl 1504 deut-
liche Eingriffe einer seinerzeit von Dürer vorgenommenen Korrektur. Diese Ziffer erscheint heute nicht nur verstärkt,
sondern trägt oben an dem Querstrich und unten an dem Bogen noch kleine schwarze, von der früheren Gestalt

Abb. 1. Albrecht Dürer, Adam und Eva.
I. Zustand. (Ausschnitt.)

Abb. 2. Albrecht Dürer, Adam und Eva.
II. Zustand. (Ausschnitt.)

Campbell Dodgson, Burlington Magazine, Märzheft 1913.

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