Lebens, als er neben Schäuffe-
lein und einem Dritten mit der
Illustrierung der Pinderschen
Bücher betraut wurde, selbst ge-
funden hat. Daß er von allen
seinen Genossen aus dem Dürer-
Kreise dem Meister selbst ohne
Zweifel menschlich am nächsten
gestanden hat, dürfen wir wohl
annehmen. Er war ja auch ohne
alle Frage das stärkste künst-
lerische Temperament in diesem
Kreise, und die alte Freundschaft
der beiden Meister, die nur ein
Altersunterschied von etwa fünf
Abb. 20. Ausschnitt aus einer Zeichnung des Benedikt-
meisters in der Graphischen Sammlung zu München.
Jahren trennte, hat bis zum
Tode Dürers gedauert. Blätter
des Straßburger Freundes hat
Meister Albrecht Dürer, wie aus
seinem Tagebuch hervorgeht, auf
seine Reise nach den Nieder-
landen mitgenommen und seine
Haarlocke kam wohl auf seinen
letztwilligen Wunsch nach seinem
Hinscheiden in Baidungs Hände;
auch diese Bestimmung deutet
doch sicherlich auf die aller-
nächsten freundschaftlichen Be-
ziehungen hin.
Edmund Wilhelm Braun.
Vermischte Nachrichten.
Zum 60. Geburtstag Albert Bergers. — Wenn
hier dieses Mannes in Dankbarkeit gedacht wird, so hat
er es sich dadurch redlich verdient, daß er seit fast einem
Menschenalter unermüdlich und in aller Stille für Wiener
Graphiker, das heißt für die Wiener Kunst, tätig ist. Was der
kürzlich verstorbene Ernst Rohm für die Wiener Radierung
bedeutet hat, das und mehr bedeutet Albert Berger für die
Wiener Lithographie. Berger hat in seiner Werkstatt nicht
nur alle Plakate der Sezession, von dem ersten von Klimt
entworfenen angefangen, gedruckt, sondern er hat auch
ihre Entstehung werktätig überwacht und vielfach über-
haupt erst ermöglicht. Denn wie viele junge Künstler kamen
und kommen nicht zu ihm, die sich zum erstenmale mit der
Kreide auf dem Stein versuchen wollen, und allen war und
ist er derselbe liebenswürdige, hilfsbereite, sachkundige Be-
rater, der sich stets bescheiden im Hintergrund hält und
sich über jede gelungene Arbeit aufrichtig freut.
Albert Berger ist am 5. November 1863 in Leipzig
geboren, wo er auch, übrigens zusammen mit Otto Greiner,
unter Julius Klinkhardt an der J. G. Bachschen Kunst-
anstalt 1878 bis 1882 seine lithographische Lehrzeit ver-
brachte. 1886 kam er aufs Geratewohl nach Wien, fand da
sofort bei Angerer & Göschl ein Unterkommen und leitete
an dieser Anstalt drei Vierteljahre hindurch die photo-
lithographische Abteilung. Schon 1887 machte er sich
selbständig und lithographierte zunächst nach Naturvor-
bildern Tafeln für alle möglichen naturwissenschaftlichen
Werke. Diese Arbeiten, die ihn mit hervorragenden Ge-
lehrten wie Berwerth, Tschermak, Claus und Sueß bekannt
machten, ernteten zwar von berufener Seite alle Anerken-
nung, wurden aber so elend bezahlt, daß er froh war, als
er sich durch Martin Gerlach, den einen Chef der Firma
Gerlach & Schenk, vor kunstgewerbliche und künstlerische
Aufgaben gestellt sah. Er lithographierte und druckte nun
für eine ganze Reihe von Werken, die in diesem Verlag
erschienen, die farbigen Tafeln: so für die Allegorien und
Embleme, für das Tier- und Pflanzenwerk, für die Festons,
für das Millenniumswerk und für die Handzeichnunnjen
aus der Albertina. Durch Gerlach, der ihn auch mit der
damals eben erst gegründeten Sezession bekannt machte,
lernte Berger auch den KunsthistorikerCarlGiehlow kennen,
für den er dann sieben Jahre lang das Gebetbuch Kaiser
Maximilians I. lithographierte, ein Werk, durch das er sich
auch in der Kunstgeschichte einen ehrenvollen Namen
gesichert hat. (Vgl. die Graphischen Künste, 1908, S. 25 ff.)
Außer für die Sezession druckte Berger auch die
Plakate für die Kunstschau, ebenso die lithographischen
Beilagen für das Ver sacrum und die zahlreichen Ansichts-
karten für die Wiener Werkstätte.
Die Kunstgewerbeschule besitzt heute in der Ab-
teilung Professor Berthold Löfflers ihre eigene litho-
graphische Presse. Das ist aber noch nicht so lange her.
Früher wurde an der Kunstgewerbeschule ebensowenig
wie an der Akademie lithographieren gelehrt. Da war es
Berger, der in die Bresche sprang und das tat, was eigent-
lich Sache des staatlichen Kunstunterrichtes gewesen wäre:
er brachte jungen Künstlern, Kunstgewerbeschülern und
anderen, die lithographieren lernen wollten, das Handwerk-
liche bei und stellte ihnen auch Arbeitsräume und -materia-
lien zur Verfügung.
Während des Krieges wurden die von der Künst-
lerischen Kriegshilfe herausgegebenen Plakate, Diplome,
Gedenkblätter, Vivatbänder und Ansichtskarten bei ihm
lithographiert und gedruckt. 1918 trat er, da er seine
Gesundheit angegriffen fühlte, zuerst mit dem Wirtschafts-
verband der bildenden Künstler wegen Übergabe seiner
Anstalt in Unterhandlungen, die sich aber zerschlugen. 1919
wurde dann seine Anstalt, die jedoch nach wie vor unter
seiner erfahrenen Leitung steht, von der Sezession er-
worben. Es ist natürlich nur erfreulich, daß diese dabei sehr
gut gefahren ist. Möge aber auch der verdiente Mann, ohne
den die Wiener Künstlerlithographie von Andri bis
Kokoschka nicht zu denken wäre, an seinem Lebensabend
ohne alle Bitterkeit auf das zurückblicken können, was er
selbstlos und von den reinsten Absichten beseelt für die
Wiener Kunst geleistet hat. Arpad Weixlgärtner.
— 17
lein und einem Dritten mit der
Illustrierung der Pinderschen
Bücher betraut wurde, selbst ge-
funden hat. Daß er von allen
seinen Genossen aus dem Dürer-
Kreise dem Meister selbst ohne
Zweifel menschlich am nächsten
gestanden hat, dürfen wir wohl
annehmen. Er war ja auch ohne
alle Frage das stärkste künst-
lerische Temperament in diesem
Kreise, und die alte Freundschaft
der beiden Meister, die nur ein
Altersunterschied von etwa fünf
Abb. 20. Ausschnitt aus einer Zeichnung des Benedikt-
meisters in der Graphischen Sammlung zu München.
Jahren trennte, hat bis zum
Tode Dürers gedauert. Blätter
des Straßburger Freundes hat
Meister Albrecht Dürer, wie aus
seinem Tagebuch hervorgeht, auf
seine Reise nach den Nieder-
landen mitgenommen und seine
Haarlocke kam wohl auf seinen
letztwilligen Wunsch nach seinem
Hinscheiden in Baidungs Hände;
auch diese Bestimmung deutet
doch sicherlich auf die aller-
nächsten freundschaftlichen Be-
ziehungen hin.
Edmund Wilhelm Braun.
Vermischte Nachrichten.
Zum 60. Geburtstag Albert Bergers. — Wenn
hier dieses Mannes in Dankbarkeit gedacht wird, so hat
er es sich dadurch redlich verdient, daß er seit fast einem
Menschenalter unermüdlich und in aller Stille für Wiener
Graphiker, das heißt für die Wiener Kunst, tätig ist. Was der
kürzlich verstorbene Ernst Rohm für die Wiener Radierung
bedeutet hat, das und mehr bedeutet Albert Berger für die
Wiener Lithographie. Berger hat in seiner Werkstatt nicht
nur alle Plakate der Sezession, von dem ersten von Klimt
entworfenen angefangen, gedruckt, sondern er hat auch
ihre Entstehung werktätig überwacht und vielfach über-
haupt erst ermöglicht. Denn wie viele junge Künstler kamen
und kommen nicht zu ihm, die sich zum erstenmale mit der
Kreide auf dem Stein versuchen wollen, und allen war und
ist er derselbe liebenswürdige, hilfsbereite, sachkundige Be-
rater, der sich stets bescheiden im Hintergrund hält und
sich über jede gelungene Arbeit aufrichtig freut.
Albert Berger ist am 5. November 1863 in Leipzig
geboren, wo er auch, übrigens zusammen mit Otto Greiner,
unter Julius Klinkhardt an der J. G. Bachschen Kunst-
anstalt 1878 bis 1882 seine lithographische Lehrzeit ver-
brachte. 1886 kam er aufs Geratewohl nach Wien, fand da
sofort bei Angerer & Göschl ein Unterkommen und leitete
an dieser Anstalt drei Vierteljahre hindurch die photo-
lithographische Abteilung. Schon 1887 machte er sich
selbständig und lithographierte zunächst nach Naturvor-
bildern Tafeln für alle möglichen naturwissenschaftlichen
Werke. Diese Arbeiten, die ihn mit hervorragenden Ge-
lehrten wie Berwerth, Tschermak, Claus und Sueß bekannt
machten, ernteten zwar von berufener Seite alle Anerken-
nung, wurden aber so elend bezahlt, daß er froh war, als
er sich durch Martin Gerlach, den einen Chef der Firma
Gerlach & Schenk, vor kunstgewerbliche und künstlerische
Aufgaben gestellt sah. Er lithographierte und druckte nun
für eine ganze Reihe von Werken, die in diesem Verlag
erschienen, die farbigen Tafeln: so für die Allegorien und
Embleme, für das Tier- und Pflanzenwerk, für die Festons,
für das Millenniumswerk und für die Handzeichnunnjen
aus der Albertina. Durch Gerlach, der ihn auch mit der
damals eben erst gegründeten Sezession bekannt machte,
lernte Berger auch den KunsthistorikerCarlGiehlow kennen,
für den er dann sieben Jahre lang das Gebetbuch Kaiser
Maximilians I. lithographierte, ein Werk, durch das er sich
auch in der Kunstgeschichte einen ehrenvollen Namen
gesichert hat. (Vgl. die Graphischen Künste, 1908, S. 25 ff.)
Außer für die Sezession druckte Berger auch die
Plakate für die Kunstschau, ebenso die lithographischen
Beilagen für das Ver sacrum und die zahlreichen Ansichts-
karten für die Wiener Werkstätte.
Die Kunstgewerbeschule besitzt heute in der Ab-
teilung Professor Berthold Löfflers ihre eigene litho-
graphische Presse. Das ist aber noch nicht so lange her.
Früher wurde an der Kunstgewerbeschule ebensowenig
wie an der Akademie lithographieren gelehrt. Da war es
Berger, der in die Bresche sprang und das tat, was eigent-
lich Sache des staatlichen Kunstunterrichtes gewesen wäre:
er brachte jungen Künstlern, Kunstgewerbeschülern und
anderen, die lithographieren lernen wollten, das Handwerk-
liche bei und stellte ihnen auch Arbeitsräume und -materia-
lien zur Verfügung.
Während des Krieges wurden die von der Künst-
lerischen Kriegshilfe herausgegebenen Plakate, Diplome,
Gedenkblätter, Vivatbänder und Ansichtskarten bei ihm
lithographiert und gedruckt. 1918 trat er, da er seine
Gesundheit angegriffen fühlte, zuerst mit dem Wirtschafts-
verband der bildenden Künstler wegen Übergabe seiner
Anstalt in Unterhandlungen, die sich aber zerschlugen. 1919
wurde dann seine Anstalt, die jedoch nach wie vor unter
seiner erfahrenen Leitung steht, von der Sezession er-
worben. Es ist natürlich nur erfreulich, daß diese dabei sehr
gut gefahren ist. Möge aber auch der verdiente Mann, ohne
den die Wiener Künstlerlithographie von Andri bis
Kokoschka nicht zu denken wäre, an seinem Lebensabend
ohne alle Bitterkeit auf das zurückblicken können, was er
selbstlos und von den reinsten Absichten beseelt für die
Wiener Kunst geleistet hat. Arpad Weixlgärtner.
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