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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.4216#0039
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Hans Weiditz, Die Untersuchung des Hintern. (Wolfegg.)

Gibt man die Echtheit der Nummer 6 Stuhlfauths zu, dann gehören Weiditz auch die beiden Bauerndarstellungen,
die Pauli als Nummer 1443 und 1444 aus dem Werke Sebald Behams ausgeschieden hatte. Das erste Blatt hat ein
tanzendes Bauernpaar zum Gegenstande, das sich springend nach rechts bewegt. Er, die linke Hand rufend erhoben,
faßt mit der andern die linke der drallen Dirne, die den Beschauer anblickt und in der etwas zurückgestreckten
Hand ihre Geldkatze hält. Die Haltung der Bäuerin ist durch Dürers Stich B. 90 von 1514 leicht beeinflußt, der Schnitt
seinerseits hat auf Sebald Behams Stich Pauli 196 von 1522 eingewirkt. Das Original Weiditzens befindet sich in Gotha
(Xyl. II 33), bemalt, 277X217. Ober dem Schnitte zwei Spalten mit zwei Reimpaaren. Eine täuschende Kopie — Pauli
wirft Original und Kopie zusammen — in späteren textlosen Drucken häufig: Berlin, Nürnberg, Wien (Sammlung
J. Wünsch). Pauli 1444 zeigt einen Marktbauern und eine Marktbäuerin im Gespräche. Erträgt einen Käselaib
in den Händen, sie in der gesenkten Linken einen Eierkorb. Gotha (Xyl. II 34), bemalt, 283x125. Ober dem Paare
geschnitten „1521", unter ihm in Typen „Gedruckt Zu Augßpurg". In Wien ein späterer unbemalter Abdruck ohne
Jahreszahl und Adresse. Die täuschende Kopie, die Pauli vom Originale nicht unterscheidet, in späteren Drucken in Wien,
Berlin, Dresden und Nürnberg. Auf Augsburg deuten beim Marktbauern das Profil, bei beiden Blättern die Verdickung
der linksseitigen Konturen und die seitlich durch einen Vertikalstrich bewirkte Begrenzung der Bodenstreifen. Im Gegensatz
zu den malerisch belebten Bilderbogen Weiditz' wie Nummer 14 oder 15 (Mitt. 1911) sind die beiden Bauernpaare sehr
einfach in ihrem Liniengefüge gehalten.

Es sei mir gestattet, hier die Beschreibung von vier weiteren bisher unbeachteten Einzelblättern aus der Augsburger
Zeit des Meisters nachzutragen. Das eine ist der Schmerzensmann, auf dem Kreuze sitzend, in der Rechten das Spott-
rohr; die Linke ist an die blutende Brust gelegt. Rechts von der Figur „ECCE HOMO." 288X200. Einfassungslinie.
Pass. III (Dürer): 199, Nr. 233. Wien, Gotha, Coburg, München, Erlangen. Nicht auf der Höhe ähnlicher Arbeiten Weiditz'
stehend. In München eine sehr gute Kopie, gedruckt in Leipzig bei Nickel Neriich Fformschneider]. Auf der Rückseite
ein Schnitt von C. Scharffenberg. Das zweite neue Weiditz-Blatt zeigt den Teufel, als scheußliches Untier auf einer
Bulle sitzend. Den rechten (Gans-)Fuß setzt er auf ihre Siegel, den linken hat er in ein Weihwasserbecken gestellt; in
der Rechten hält er eine Geldbüchse, in der Linken einen Stab. Im Rachen des Satans tafeln fünf Kleriker, auf seinem
Kopfe brennt, von Teufeln bedient, ein Feuer, über dem gebraten und gesotten wird. Zwei weitere Teufel führen durch
die Lüfte den Papst und einen Mönch der Tischgesellschaft zu. 308X225. Efl. Budapest. Der Stil Weiditz' wird besonders
in der Mönchsgruppe des Teufelsrachens und am Weihwasserkübel deutlich. In der Albertina eine gute Kopie. 293x224.
Efl. Das dritte Blatt betitele ich Die Untersuchung des Hintern. 203X288. Ein fettleibiger Alter stemmt den
Kopf mittelst eines Kissens an einen Baumstamm und weist den entblößten Hintern einem rechts knienden, phantastisch
 
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