F^rCfrqg j gekleideten Arzte, der, eine Laterne in der Rechten und
eine Zange in der Linken haltend, den Fall sich besieht.
Dabei ein Diener mit einem Klistierbeutel und ein Reit-
esel. Wolfegg, Fürst von Waldburg. Das in Steinhausens
Monographien III 38 abgebildete und von Pauli unter
Nummer 1449 als möglicherweise dem Sebald Beham
gehörig beschriebene Blatt stammt tatsächlich aus dessen
Hand und ist veränderte Kopie nach Weiditz' Burleske.
Und endlich das vorhin erwähnte Gegenstück zu
Stuhlfauths Nummer 13: eine armlose, fast nur aus
Kopf und Beinen bestehende alte Frau, der die nackten
Brüste aus dem Gewände zu den in Trippen steckenden
Füßen herabhängen, schreitet, einen Hermelinkragen auf
dem bekränzten Haupte, nach rechts. Beiderseits von
ihr je ein trottelhaftes Knäblein mit einem Windrade.
Oben zwei Kolumnen mit je drei Reimpaaren. Gotha
(Xyl. II 31), 290X210, bemalt. Eine getreue Kopie in
schlechtem Abdrucke in der Sammlung J. Wünsch in
Wien. 286 X 210.1
* *
Man wird nicht fehlgehen, wenn man Weiditz als
den Zeichner betrachtet, der die Karikatur in Augsburg
eingebürgert hatte. Ihr Hochkommen daselbst scheint
jedoch nicht sosehr auf die Initiative des für dieses Genre
sicher sehr begabten Künstlers, als vielmehr auf das
Betreiben der von der Nachfrage des Marktes geleiteten
Formschneider zurückzugehen. Es fällt nämlich auf, daß
Weiditz die Gattung, die er für Augsburg sozusagen
geschaffen hatte, nicht mit nach Straßburg nahm, sondern
sie zu fernerer Pflege anderen, dazu nicht immer gerade
berufenen'Augsburgern hinterließ. Aus der großen Menge
solcher Karikaturen — in Parenthesi: ein äußerliches
Merkmal ihres Ursprunges ist in der häufigen Verwendung langer, schmaler, mit geschnittener Schrift gefüllter Spruch-
bänder gelegen; die Nürnberger machen ungleich seltener davon Gebrauch — lassen sich unschwer Blätter auslösen, die
ihre besondere Mache zu einer kompakten Gruppe zusammenschließt. Zwei darin sind 1523 datiert, um diese Zeit
herum werden auch die anderen anzusetzen sein. Nach Weiditz' Vorgang machen ihren Inhalt Darstellungen ver-
menschlichter Tiere und kretinhafter Menschen aus. In der Zeichnung erreichen die Blätter nicht entfernt die Bestimmtheit
des Straßburgers, obwohl er offenbar des Künstlers Vorbild war, dem die angezogene Gruppe auch in der Treffsicherheit
und Prägnanz des Witzes nachsteht. Der Zeichner ist Leonhard Beck, damals ein guter Vierziger; seine Glanzzeit, in
der er (1516 bis 1518) die Heiligen des Kaisers gezeichnet hatte, lag bereits hinter ihm. Der Vergleich dieser stellenweise
doch sehr schönen Folge mit den Witzbildern, deren etwas gekünstelter Humor neben der glücklichen Getragenheit
jener nicht eben erfreulich wirkt, wird in zahlreichen menschlichen und tierischen Einzelheiten meine Bestimmung
bestätigen. Das Beste der älteren Folge, der Kölderers und Hubers Art angepaßte Vortrag, kommt bei diesen Brotarbeiten
nur mehr gedämpft zum Ausdruck. Aber die Natur des Striches Becks und dessen flache Modellierung sind doch im
wesentlichen unverändert.
Ich reihe die neun Blätter in kurzen Beschreibungen aneinander. 1. Der Waldbruder und der garnspulende
Esel. 1523 (geschnitten) datiert, mit zwei Reimpaaren in zwei Spruchbändern. 222X294. Gotha (Xyl. II 209), bemalt.
Nach Tilgung der Jahreszahl und der Spruchbänder: Berlin. So abgebildet in E. Diederichs' Deutschem Leben I 344. —
2. Das spinnende Kretinenpaar. Links sitzt die Frau, hinter ihr steigt ein Hund in einen Topf. Auf Kopf und Rücken
des Mannes tummeln sich sechs Mäuse. Zwei Spruchbänder mit je einem geschnittenen Reimpaar. 221X296. Gotha
(Xyl. II 172), bemalt (vgl. Nr. 4). Da in dieser Darstellung der Anschluß an Weiditz am stärksten fühlbar wird, ist sie nicht
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iv.haTimw!if,':iimat'mm'nS ««nttfrnemhftitpßixr SnNrr.'t. Kunij/ISrr,tKri5N( MfffinrcKf /
Ümmliltonwi L-ntinmia.-Sn'im:*. ©Tantal ?Slan6crn-£prcl:t.fctr!mAiiasii*?Ifrlt».
Christoph Amberger, Kaiser Karl V. (Erlangen.)
i Ich beabsichtige nicht, mich hier der vielen Weiditzschen Buchschnitte zu entledigen, die mir seit 1904 bekanntgeworden sind. Nur zwei
in den Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 50, angeschnittene Fragen will ich der Ordnung halber hier erledigen: der S. VIIIf. erwähnte
sprengende Ritter kommt vor als Titelschnitt der Schrift „Hernach volgend die Zehen Krayß, wie . . . die inn das gantz Reych aufgethaylt vnd im 1532.
jar Rom. Kay. Maye. hilff wider der Türken zu geschickt haben . . .", o. 0. u. J., 4°, und die S. 105 unter Nr. 84 herangezogenen kleinen Tierbilder
stammen aus Joh. Cubas Kreutterbuch, Frankf., Chn. Egenolff, 1533 III 26, fo.
Wair i
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eine Zange in der Linken haltend, den Fall sich besieht.
Dabei ein Diener mit einem Klistierbeutel und ein Reit-
esel. Wolfegg, Fürst von Waldburg. Das in Steinhausens
Monographien III 38 abgebildete und von Pauli unter
Nummer 1449 als möglicherweise dem Sebald Beham
gehörig beschriebene Blatt stammt tatsächlich aus dessen
Hand und ist veränderte Kopie nach Weiditz' Burleske.
Und endlich das vorhin erwähnte Gegenstück zu
Stuhlfauths Nummer 13: eine armlose, fast nur aus
Kopf und Beinen bestehende alte Frau, der die nackten
Brüste aus dem Gewände zu den in Trippen steckenden
Füßen herabhängen, schreitet, einen Hermelinkragen auf
dem bekränzten Haupte, nach rechts. Beiderseits von
ihr je ein trottelhaftes Knäblein mit einem Windrade.
Oben zwei Kolumnen mit je drei Reimpaaren. Gotha
(Xyl. II 31), 290X210, bemalt. Eine getreue Kopie in
schlechtem Abdrucke in der Sammlung J. Wünsch in
Wien. 286 X 210.1
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Man wird nicht fehlgehen, wenn man Weiditz als
den Zeichner betrachtet, der die Karikatur in Augsburg
eingebürgert hatte. Ihr Hochkommen daselbst scheint
jedoch nicht sosehr auf die Initiative des für dieses Genre
sicher sehr begabten Künstlers, als vielmehr auf das
Betreiben der von der Nachfrage des Marktes geleiteten
Formschneider zurückzugehen. Es fällt nämlich auf, daß
Weiditz die Gattung, die er für Augsburg sozusagen
geschaffen hatte, nicht mit nach Straßburg nahm, sondern
sie zu fernerer Pflege anderen, dazu nicht immer gerade
berufenen'Augsburgern hinterließ. Aus der großen Menge
solcher Karikaturen — in Parenthesi: ein äußerliches
Merkmal ihres Ursprunges ist in der häufigen Verwendung langer, schmaler, mit geschnittener Schrift gefüllter Spruch-
bänder gelegen; die Nürnberger machen ungleich seltener davon Gebrauch — lassen sich unschwer Blätter auslösen, die
ihre besondere Mache zu einer kompakten Gruppe zusammenschließt. Zwei darin sind 1523 datiert, um diese Zeit
herum werden auch die anderen anzusetzen sein. Nach Weiditz' Vorgang machen ihren Inhalt Darstellungen ver-
menschlichter Tiere und kretinhafter Menschen aus. In der Zeichnung erreichen die Blätter nicht entfernt die Bestimmtheit
des Straßburgers, obwohl er offenbar des Künstlers Vorbild war, dem die angezogene Gruppe auch in der Treffsicherheit
und Prägnanz des Witzes nachsteht. Der Zeichner ist Leonhard Beck, damals ein guter Vierziger; seine Glanzzeit, in
der er (1516 bis 1518) die Heiligen des Kaisers gezeichnet hatte, lag bereits hinter ihm. Der Vergleich dieser stellenweise
doch sehr schönen Folge mit den Witzbildern, deren etwas gekünstelter Humor neben der glücklichen Getragenheit
jener nicht eben erfreulich wirkt, wird in zahlreichen menschlichen und tierischen Einzelheiten meine Bestimmung
bestätigen. Das Beste der älteren Folge, der Kölderers und Hubers Art angepaßte Vortrag, kommt bei diesen Brotarbeiten
nur mehr gedämpft zum Ausdruck. Aber die Natur des Striches Becks und dessen flache Modellierung sind doch im
wesentlichen unverändert.
Ich reihe die neun Blätter in kurzen Beschreibungen aneinander. 1. Der Waldbruder und der garnspulende
Esel. 1523 (geschnitten) datiert, mit zwei Reimpaaren in zwei Spruchbändern. 222X294. Gotha (Xyl. II 209), bemalt.
Nach Tilgung der Jahreszahl und der Spruchbänder: Berlin. So abgebildet in E. Diederichs' Deutschem Leben I 344. —
2. Das spinnende Kretinenpaar. Links sitzt die Frau, hinter ihr steigt ein Hund in einen Topf. Auf Kopf und Rücken
des Mannes tummeln sich sechs Mäuse. Zwei Spruchbänder mit je einem geschnittenen Reimpaar. 221X296. Gotha
(Xyl. II 172), bemalt (vgl. Nr. 4). Da in dieser Darstellung der Anschluß an Weiditz am stärksten fühlbar wird, ist sie nicht
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Christoph Amberger, Kaiser Karl V. (Erlangen.)
i Ich beabsichtige nicht, mich hier der vielen Weiditzschen Buchschnitte zu entledigen, die mir seit 1904 bekanntgeworden sind. Nur zwei
in den Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 50, angeschnittene Fragen will ich der Ordnung halber hier erledigen: der S. VIIIf. erwähnte
sprengende Ritter kommt vor als Titelschnitt der Schrift „Hernach volgend die Zehen Krayß, wie . . . die inn das gantz Reych aufgethaylt vnd im 1532.
jar Rom. Kay. Maye. hilff wider der Türken zu geschickt haben . . .", o. 0. u. J., 4°, und die S. 105 unter Nr. 84 herangezogenen kleinen Tierbilder
stammen aus Joh. Cubas Kreutterbuch, Frankf., Chn. Egenolff, 1533 III 26, fo.
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