Christoph Ambergcr (?), Zwiegespräch eines Bauernpaares. (Gotha.)
Die Erlanger Darstellung
ist von zwei Platten gedruckt,
mißt 473 X 358 und ist von
schwarzen, weiß ornamentier-
ten Leisten umfangen. Dar-
unter vierzeiliger Typentext:
»Karolus von Gottes gnaden
Römischer Kayser . . .« Ein
Abdruck der von Hirth ge-
brachten Kopie (Wappen und
Säulen links vom Kopfe) im
NürnbergerGermanischen Mu-
seum, 345 X 282. Durch den
Stock geht rechts vom Ohre
ein vertikaler Sprung. Ein
späterer Zustand dieser Kopie
in Gotha: dieTeile des Stockes
rechts und links, die die Ach-
seln des Kaisers zeigen, wurden
ausgeschieden und durch unter
engster] Angleichung neuge-
schnittene ersetzt. Die Fuge
des linken Teilstückes läuft
linksvondergroßenBlume des
Schaubenkragens, die des rechten Teilstückes trennt die Spitzen des Zeige- und des Mittelfingers der kaiserlichen
Linken von der übrigen Hand. Wappen und Säulen und der Text fehlen. Den Körper begrenzen (wie bei der Kopie
Hirths) dort, wo er vom imaginären Bildrande überschnitten wird, Einfassungslinien. Diese Art der Umrandung darf
geradezu als Merkmal augsburgischen Herkommens gelten. Eine andere Kopie in Dresden, volle Efl., verschnitten auf
322 X 254. Der Kaiser trägt einen schwarzen Gelehrtenmantel mit weißer Binnenzeichnung. Auch diese, in dem hier
gebotenen Ausmaße, ein Charakteristikum augsburgischer Holzschneidekunst. Links vom Kopf die Säulen des Herkules
(Plvs ovltre wie beim Erlanger Druck), rechts das Wappen. Oben in Typen der fünfzeilige Titel: »Karolus von Gottes
gnaden Römischer Kayser . .. Getruckt zu Augspurg durch Hans Hofer Briefmaler, im klainen Sachssen geßlin«.
Eine sehr schöne, ganz eigenhändige, mit Ausnahme des beibehaltenen Kopfes stark veränderte Wiederholung
besitzt die Albertina. 230 X 159, Efl. wie beim Nürnberger und Gothaer Druck. Der Körper ist mehr frontal gegeben, das
goldene Vlies wird von einem Bande statt von einer Kette getragen, die behandschuhten Hände ruhen auf einem mächtigen
Polster. Ober dem Kopfe hängt ohne jede Verbindung mit der Darstellung darunter an einer Stange ein seitlich reich
bequasteter Teppich mit dem Doppeladler. Der Stock scheint bestimmt gewesen zu sein, zusammen mit einer Umrahmung
gedruckt zu werden.
Den beiden geschnittenen Karl-Bildnissen ging die Tafel des Jahres 1532 jedenfalls (unmittelbar) voran. Ein paar
Jahre älter ist die prächtige Schlittenfahrt des Königs Ferdinand, welche Fürst Liechtenstein in Wien (Hauslab-
Sammlung) besitzt. Das Blatt ist von zwei Platten gedruckt und mißt 240 X 662. Efl. Im linken Teile fünf Zeilen
Typendruck: »Also ist Ferdinand Römischer, Hungerischer vnd Bömischer Künigklicher Maiestat2C. mit seinem Gemahel
in ainer Schlitten gefare, wie dise Figur aygentlich abconterfect anzeigt vnd in Augspurg gedruckt durch [!] Samsson
de Necker«. Samson dürfte ein Sohn Josts gewesen sein. Die Köpfe der beiden fürstlichen Personen sind nach den
Bildnissen kopiert, die M. Geisberg in seinem Deutschen Einblatt-Holzschnitt I 40 und II 39 brachte. Das ungewöhnliche
Ereignis einer öffentlichen Schiittage hoher Potentaten hatte in den letzten Tagen des Reichstages von 1530 statt. Das
Thema behandelte auch der jüngere Breu. Sein Blatt ist reicher als das Ambergers, da es hinter dem Schlitten, in dem
König Ferdinand die Königin Anna fährt, einen Schlitten mit Kaiser Karl und seiner Schwester, der Königin Maria von
Ungarn, zeigt. Meine in den Breu-Studien geäußerte Vermutung, der etwa 1540 entstandene Schnitt des jüngeren Jörg
gehe auf Zeichnungen des älteren zurück, erledigt sich angesichts der Ambergerschen Vorlage von selbst.
Allen den hier erwähnten graphischen Arbeiten Ambergers, Schnitten wie Zeichnungen, ist insbesondere ein
charakteristischer Zug gemeinsam: was wollig und flockig sich wiedergeben läßt, wie die Kettenpanzerteile der Wald-
burge, die Locken und Bartzipfel der Landsknechte und der Läufer vor und hinter dem Schlitten des Königs Ferdinand,
die Federn auf dem Kopfe, der Gischt am Maule des Schlittenrosses, ist stark unterstrichen. So bezeichnend scheint mir diese
von anderen Augsburgern der Zeit nicht geteilte Vorliebe, daß ich auf Grund der Linienführung dem Werke Ambergers
eine Karikatur des Jahres 1526 (geschnittene Datierung) einzuverleiben wage. Ich komme damit auf den Ausgangspunkt
— 39
Die Erlanger Darstellung
ist von zwei Platten gedruckt,
mißt 473 X 358 und ist von
schwarzen, weiß ornamentier-
ten Leisten umfangen. Dar-
unter vierzeiliger Typentext:
»Karolus von Gottes gnaden
Römischer Kayser . . .« Ein
Abdruck der von Hirth ge-
brachten Kopie (Wappen und
Säulen links vom Kopfe) im
NürnbergerGermanischen Mu-
seum, 345 X 282. Durch den
Stock geht rechts vom Ohre
ein vertikaler Sprung. Ein
späterer Zustand dieser Kopie
in Gotha: dieTeile des Stockes
rechts und links, die die Ach-
seln des Kaisers zeigen, wurden
ausgeschieden und durch unter
engster] Angleichung neuge-
schnittene ersetzt. Die Fuge
des linken Teilstückes läuft
linksvondergroßenBlume des
Schaubenkragens, die des rechten Teilstückes trennt die Spitzen des Zeige- und des Mittelfingers der kaiserlichen
Linken von der übrigen Hand. Wappen und Säulen und der Text fehlen. Den Körper begrenzen (wie bei der Kopie
Hirths) dort, wo er vom imaginären Bildrande überschnitten wird, Einfassungslinien. Diese Art der Umrandung darf
geradezu als Merkmal augsburgischen Herkommens gelten. Eine andere Kopie in Dresden, volle Efl., verschnitten auf
322 X 254. Der Kaiser trägt einen schwarzen Gelehrtenmantel mit weißer Binnenzeichnung. Auch diese, in dem hier
gebotenen Ausmaße, ein Charakteristikum augsburgischer Holzschneidekunst. Links vom Kopf die Säulen des Herkules
(Plvs ovltre wie beim Erlanger Druck), rechts das Wappen. Oben in Typen der fünfzeilige Titel: »Karolus von Gottes
gnaden Römischer Kayser . .. Getruckt zu Augspurg durch Hans Hofer Briefmaler, im klainen Sachssen geßlin«.
Eine sehr schöne, ganz eigenhändige, mit Ausnahme des beibehaltenen Kopfes stark veränderte Wiederholung
besitzt die Albertina. 230 X 159, Efl. wie beim Nürnberger und Gothaer Druck. Der Körper ist mehr frontal gegeben, das
goldene Vlies wird von einem Bande statt von einer Kette getragen, die behandschuhten Hände ruhen auf einem mächtigen
Polster. Ober dem Kopfe hängt ohne jede Verbindung mit der Darstellung darunter an einer Stange ein seitlich reich
bequasteter Teppich mit dem Doppeladler. Der Stock scheint bestimmt gewesen zu sein, zusammen mit einer Umrahmung
gedruckt zu werden.
Den beiden geschnittenen Karl-Bildnissen ging die Tafel des Jahres 1532 jedenfalls (unmittelbar) voran. Ein paar
Jahre älter ist die prächtige Schlittenfahrt des Königs Ferdinand, welche Fürst Liechtenstein in Wien (Hauslab-
Sammlung) besitzt. Das Blatt ist von zwei Platten gedruckt und mißt 240 X 662. Efl. Im linken Teile fünf Zeilen
Typendruck: »Also ist Ferdinand Römischer, Hungerischer vnd Bömischer Künigklicher Maiestat2C. mit seinem Gemahel
in ainer Schlitten gefare, wie dise Figur aygentlich abconterfect anzeigt vnd in Augspurg gedruckt durch [!] Samsson
de Necker«. Samson dürfte ein Sohn Josts gewesen sein. Die Köpfe der beiden fürstlichen Personen sind nach den
Bildnissen kopiert, die M. Geisberg in seinem Deutschen Einblatt-Holzschnitt I 40 und II 39 brachte. Das ungewöhnliche
Ereignis einer öffentlichen Schiittage hoher Potentaten hatte in den letzten Tagen des Reichstages von 1530 statt. Das
Thema behandelte auch der jüngere Breu. Sein Blatt ist reicher als das Ambergers, da es hinter dem Schlitten, in dem
König Ferdinand die Königin Anna fährt, einen Schlitten mit Kaiser Karl und seiner Schwester, der Königin Maria von
Ungarn, zeigt. Meine in den Breu-Studien geäußerte Vermutung, der etwa 1540 entstandene Schnitt des jüngeren Jörg
gehe auf Zeichnungen des älteren zurück, erledigt sich angesichts der Ambergerschen Vorlage von selbst.
Allen den hier erwähnten graphischen Arbeiten Ambergers, Schnitten wie Zeichnungen, ist insbesondere ein
charakteristischer Zug gemeinsam: was wollig und flockig sich wiedergeben läßt, wie die Kettenpanzerteile der Wald-
burge, die Locken und Bartzipfel der Landsknechte und der Läufer vor und hinter dem Schlitten des Königs Ferdinand,
die Federn auf dem Kopfe, der Gischt am Maule des Schlittenrosses, ist stark unterstrichen. So bezeichnend scheint mir diese
von anderen Augsburgern der Zeit nicht geteilte Vorliebe, daß ich auf Grund der Linienführung dem Werke Ambergers
eine Karikatur des Jahres 1526 (geschnittene Datierung) einzuverleiben wage. Ich komme damit auf den Ausgangspunkt
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