Abb. 3. Rembrandt, Christus, die Mandler aus dem Tempei treibend. Ii. 69.
Beschreibungen sind von einwandfreierExaktheitErsetzt man von ihm festgestellte Unterscheidungsmerkmale, wie dies im
Seidlitz-Singerschen Kataloge beim dritten Zustande des Goldwiegers, B. 281, geschehen ist, durch neue, so darf dies
nicht auf Grund eines Lichtdruckes im Rovinskischen Atlas geschehen, sondern nur auf Grund von Originalen. Die
»neue Kreuzlage rechts von der ehernen Schlange« existiert in diesem Fall gar nicht, sondern ist nur ein Resultat des
kräftigeren Drucks des Bildes im Hintergrunde, das, wie die Albertinaexemplare des zweiten und dritten Zustands lehren,
auch in umgekehrter Reihenfolge sich ergeben kann.
Solche Fälle zwingen zur letzten Entscheidung in Zustandsfragen, da auch die kursorischen Beschreibungen von
Hinds Catalogue1, der das Verdienst der Beobachtung einer Reihe neuer Zustände hat, nicht ausreichen, doch immer
wieder auf das Rovinskische Korpus zurückzugreifen. Da kaum anzunehmen ist, daß heute, wo solche Arbeiten
»unmodern« geworden sind, eine Wiederholung der für den wissenschaftlichen Positivismus des XIX. Jahrhunderts im
besten Sinne so bezeichnenden gewaltigen Arbeit Rovinskis durch einen Gelehrten der neuen Generation zu erwarten
ist, würde sich folgender arbeitstechnische Vorgang in der Klärung und Weiterentwicklung dieser Fragen empfehlen:
Jeder, dem eine öffentliche oder private Rembrandt-Sammlung anvertraut ist, möge eine peinlich genaue Prüfung ihres
Bestandes auf die Frage der Zustände hin vornehmen und allfällige neue Beobachtungen durch Publikation der Allgemein-
heit bekanntgeben. Das Gleiche gilt für die im Kunsthandel kursierenden Blätter, deren Kontrolle ja heute, wo wir eine
Menge wissenschaftlich interessierter Händler und im Kunsthandel stehender Wissenschaftler haben, gewiß mit der
erforderlichen Exaktheit durchgeführt werden kann. Die verstreut publizierten Resultate könnten dann immer von Zeit
zu Zeit objektiv und unpersönlich unter genauer Quellenangabe zu Anhängen zu den in Gebrauch stehenden großen
Katalogen zusammengefaßt werden. Unter Voraussetzung des nötigen allgemeinen Interesses an diesen Fragen würden
sich Irrtümer durch die entstehenden Widersprüche und daraus resultierenden wechselweisen Aufklärungen rascher von
selbst erledigen, als wenn die ganze Arbeit einer neuen Zustandsaufstellung in einer Hand vereinigt wird, die nicht
alle Voraussetzungen hat, die für Rovinski noch eine Selbstverständlichkeit waren. Im folgenden ist eine solche Einzelarbeit
1 London 1912.
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Beschreibungen sind von einwandfreierExaktheitErsetzt man von ihm festgestellte Unterscheidungsmerkmale, wie dies im
Seidlitz-Singerschen Kataloge beim dritten Zustande des Goldwiegers, B. 281, geschehen ist, durch neue, so darf dies
nicht auf Grund eines Lichtdruckes im Rovinskischen Atlas geschehen, sondern nur auf Grund von Originalen. Die
»neue Kreuzlage rechts von der ehernen Schlange« existiert in diesem Fall gar nicht, sondern ist nur ein Resultat des
kräftigeren Drucks des Bildes im Hintergrunde, das, wie die Albertinaexemplare des zweiten und dritten Zustands lehren,
auch in umgekehrter Reihenfolge sich ergeben kann.
Solche Fälle zwingen zur letzten Entscheidung in Zustandsfragen, da auch die kursorischen Beschreibungen von
Hinds Catalogue1, der das Verdienst der Beobachtung einer Reihe neuer Zustände hat, nicht ausreichen, doch immer
wieder auf das Rovinskische Korpus zurückzugreifen. Da kaum anzunehmen ist, daß heute, wo solche Arbeiten
»unmodern« geworden sind, eine Wiederholung der für den wissenschaftlichen Positivismus des XIX. Jahrhunderts im
besten Sinne so bezeichnenden gewaltigen Arbeit Rovinskis durch einen Gelehrten der neuen Generation zu erwarten
ist, würde sich folgender arbeitstechnische Vorgang in der Klärung und Weiterentwicklung dieser Fragen empfehlen:
Jeder, dem eine öffentliche oder private Rembrandt-Sammlung anvertraut ist, möge eine peinlich genaue Prüfung ihres
Bestandes auf die Frage der Zustände hin vornehmen und allfällige neue Beobachtungen durch Publikation der Allgemein-
heit bekanntgeben. Das Gleiche gilt für die im Kunsthandel kursierenden Blätter, deren Kontrolle ja heute, wo wir eine
Menge wissenschaftlich interessierter Händler und im Kunsthandel stehender Wissenschaftler haben, gewiß mit der
erforderlichen Exaktheit durchgeführt werden kann. Die verstreut publizierten Resultate könnten dann immer von Zeit
zu Zeit objektiv und unpersönlich unter genauer Quellenangabe zu Anhängen zu den in Gebrauch stehenden großen
Katalogen zusammengefaßt werden. Unter Voraussetzung des nötigen allgemeinen Interesses an diesen Fragen würden
sich Irrtümer durch die entstehenden Widersprüche und daraus resultierenden wechselweisen Aufklärungen rascher von
selbst erledigen, als wenn die ganze Arbeit einer neuen Zustandsaufstellung in einer Hand vereinigt wird, die nicht
alle Voraussetzungen hat, die für Rovinski noch eine Selbstverständlichkeit waren. Im folgenden ist eine solche Einzelarbeit
1 London 1912.
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