an den Blättern der Albertina vorgenommen. Daß es sich gerade bei Rembrandt um
keine antiquarische Spielerei, sondern häufig um Mittel, die in den Gang seiner Arbeit
und die Entwicklung seiner Vorstellung Einblick verschaffen, handelt, habe ich
bereits an anderer Stelle1 angedeutet. Der Nachweis eines vom Künstler geschaffenen
künstlerisch differenten Zustandes ist schließlich für seine Erkenntnis nicht minder
wichtig als etwa der, daß die beiden Männer hinter der Brüstung links auf dem
Hundertguldenblatt Apostel aus Lionardos Abendmahl sind.
Der Engel verläßt die Familie des Tobias. B. 43.
Es gibt von dem Blatt im ganzen fünf Zustände. Es ist einer der schwierigsten
Fälle der Erkenntnis der zeitlichen Abfolge der Zustände und wurde bisher in allen
Katalogen ausnahmslos falsch dargestellt.
I. Der Knoten von des jungen Tobias Gürtel ist weiß; die Scliraffenlage am
Kopftuchumschlag der Knienden erst als Vorversuch in ganz schwachen Kaltnadel-
zügen angedeutet. Das dreieckige Feld unterm rechten Arm der Knienden nur mit
einer doppelten Scliraffenlage bedeckt. Albertina und Rovinski, Abb. 146. (Die Abb.
bei Rov. zeigt am Plattenrande oben links einen durchgehenden Bartsaum von
Diagonalschraffen, während dieser Bartsaum auf dem Albertinablatt wie auf allen
anderen mir bekannten Drucken durch die äußersten Vertikalschraffen des Fenstersturzes unterbrochen wird. Ob es
sich bei dem Rovinskischen Blatte um eine Überzeichnung, Retusche der Reproduktion oder um einen Zustand noch
vor dem Albertinablatte handelt, vermag ich mangels Kenntnis des Originals nicht festzustellen.)
II. Der Knoten schraffiert. Deutliche starke Scliraffenlage auf dem Kopftuchumschlag. Das dreieckige Feld hat
eine dritte Schraffenlage erhalten. Albertina (Rov., Abb. 145) und Rovinski, Abb. 144. (Rovinski hat das von Claussin
bereits richtig aufgestellte zeitliche Verhältnis der beiden Zustände irrtümlich vertauscht.)
III. Neue reichliche Schraffenlagen in den Wolken und am Gewände des Engels rechts oben. Albertina (Abb. 1).
IV. Die helle dreieckige Bodenfläche in der Ecke links unten hat einen Bartsaum kurzer Schraffen erhalten. Rov.,
Abb. 147.
V. Der von Watelet aufgearbeitete Druck. Rov., Abb. 148.
Von III ab beginnen die Zutaten wie die Schraffen am Knoten, die Verstärkung der Schraffen am Tuchumschlag
die dritte Lage im dreieckigen Gewandstück wieder zu verblassen, so daß eine scheinbare Annäherung an I erfolgt.
(Dies mag auch Rovinski, der III nicht kannte, zur Vertauschung von I und II veranlaßt haben.) Doch sind die Spuren
der ausgedruckten Zutaten noch immer wahrzunehmen.
Jesus als Knabe unter den Schriftgelehrten. Kleine Platte. B. 66.
Die Albertina besitzt einen blassen, aber klaren Druck, wo im Hintergrund rechts und links von der in III gebil-
deten Dreiergruppe von Gelehrten in ganz zarten Kaltnadelzügen noch zwei weitere Turbanköpfe auftauchen, die
später wieder verschwinden (Abb. 2).
Christus, die Händler aus dem Tempel treibend. B. 69.
Die Albertina besitzt zwei Drucke des zweiten Zustands, in denen der Luster des Gewölbebogens getilgt ist. Von
der Platte ist er gewiß nicht getilgt, da er in III noch vorhanden ist. Die Art der Auslassung führt darauf, daß der Luster
in diesen beiden Einzelfällen durch Abdeckung auf der Platte entfernt ist. Rembrandt hat an diesen Blättern besonders
experimentiert. Er hat sie mit grauer Lavierung übergangen, um besondere Lichtwirkung zu erzielen. Christi Nimbus
strahlt im Halbdunkel auf. Am Ende der dunklen Bogenhalle gähnt die lichte Weite
ihrer Öffnung. Der Künstler strebte nur diese beiden Helligkeiten an; da hätte ihn der
dunkle Luster gestört. In dem einen der beiden Drucke (Abb. 3) ist die Abdeckung
vollständiger gelungen als in dem andern. Die Albertina besitzt einige solche Fälle,
in denen Rembrandt die Drucke durch besondere Behandlung der Platte oder des
Blattes geradezu zu Monotyps machte. Sie sollen ein anderes Mal im Zusammenhange
besprochen werden.
Die große Auferweckung Lazari. B. 73.
Seidlitz-Singer führen als VI an: »Die Frau mit dem entsetzten Manne rechts,
bislang mit rundem Gesicht und kurzer gerader Nase, hat jetzt ovales Gesicht und
Stumpfnase sowie weniger freie Stirn als vorher«, als VII: »Der entsetzte Mann hinter
ihr trägt eine Kappe«.
EinExemplar der Albertina(Abb.4)zeigt denKopt der Maria noch vor der Änderung, Abb 5 Rembrandt, Detail aus Jan
derMann hinter ihr jedoch trägt bereits dasBarett.Folglichsind VI undVIIzu vertauschen Antonides van der Linden. B. 264.
B. 11
ff Her Fortuna.
V^ l des dntten Zw.
^Lttlerin in Unt
^Zustand tst der Kopf
^Augensterne m de
yntonides van der Line
Äki stellt sieben Zustände
gasdoem Exemplar nicht c
At einem Exemplar der A
-jaigen die Aufschrift:
-Vorlage für den Schriftstec
-i; VE (dessen Beschreibung
.-iminfolge des stehengelasi
;adas schlecht und grau ge<
kmelManasse ben Isra
Di Albertina besitzt ein beso:
:-:iS geneigte diagonale Sch
fustB.270.
Li satter, tiefer, gratiger Dru
aeren Drucken von III (Abb.
-sin seiner unteren Hälfte •
-adeine dunkle Zone zerfällt
luAsselyn. B. 277.
izeigt eine deutliche horizoi
-"»schönen tief farbige:
Eingesetzt — die zahlreicl
Brandt mit der übert
»«Verkleinerung der Platte
*• Vergibt sich ein nt
1 Die N'euaufstellung des Rembrandt-Werks der Albertina. Wien, Krvstallverlag, 1925.
keine antiquarische Spielerei, sondern häufig um Mittel, die in den Gang seiner Arbeit
und die Entwicklung seiner Vorstellung Einblick verschaffen, handelt, habe ich
bereits an anderer Stelle1 angedeutet. Der Nachweis eines vom Künstler geschaffenen
künstlerisch differenten Zustandes ist schließlich für seine Erkenntnis nicht minder
wichtig als etwa der, daß die beiden Männer hinter der Brüstung links auf dem
Hundertguldenblatt Apostel aus Lionardos Abendmahl sind.
Der Engel verläßt die Familie des Tobias. B. 43.
Es gibt von dem Blatt im ganzen fünf Zustände. Es ist einer der schwierigsten
Fälle der Erkenntnis der zeitlichen Abfolge der Zustände und wurde bisher in allen
Katalogen ausnahmslos falsch dargestellt.
I. Der Knoten von des jungen Tobias Gürtel ist weiß; die Scliraffenlage am
Kopftuchumschlag der Knienden erst als Vorversuch in ganz schwachen Kaltnadel-
zügen angedeutet. Das dreieckige Feld unterm rechten Arm der Knienden nur mit
einer doppelten Scliraffenlage bedeckt. Albertina und Rovinski, Abb. 146. (Die Abb.
bei Rov. zeigt am Plattenrande oben links einen durchgehenden Bartsaum von
Diagonalschraffen, während dieser Bartsaum auf dem Albertinablatt wie auf allen
anderen mir bekannten Drucken durch die äußersten Vertikalschraffen des Fenstersturzes unterbrochen wird. Ob es
sich bei dem Rovinskischen Blatte um eine Überzeichnung, Retusche der Reproduktion oder um einen Zustand noch
vor dem Albertinablatte handelt, vermag ich mangels Kenntnis des Originals nicht festzustellen.)
II. Der Knoten schraffiert. Deutliche starke Scliraffenlage auf dem Kopftuchumschlag. Das dreieckige Feld hat
eine dritte Schraffenlage erhalten. Albertina (Rov., Abb. 145) und Rovinski, Abb. 144. (Rovinski hat das von Claussin
bereits richtig aufgestellte zeitliche Verhältnis der beiden Zustände irrtümlich vertauscht.)
III. Neue reichliche Schraffenlagen in den Wolken und am Gewände des Engels rechts oben. Albertina (Abb. 1).
IV. Die helle dreieckige Bodenfläche in der Ecke links unten hat einen Bartsaum kurzer Schraffen erhalten. Rov.,
Abb. 147.
V. Der von Watelet aufgearbeitete Druck. Rov., Abb. 148.
Von III ab beginnen die Zutaten wie die Schraffen am Knoten, die Verstärkung der Schraffen am Tuchumschlag
die dritte Lage im dreieckigen Gewandstück wieder zu verblassen, so daß eine scheinbare Annäherung an I erfolgt.
(Dies mag auch Rovinski, der III nicht kannte, zur Vertauschung von I und II veranlaßt haben.) Doch sind die Spuren
der ausgedruckten Zutaten noch immer wahrzunehmen.
Jesus als Knabe unter den Schriftgelehrten. Kleine Platte. B. 66.
Die Albertina besitzt einen blassen, aber klaren Druck, wo im Hintergrund rechts und links von der in III gebil-
deten Dreiergruppe von Gelehrten in ganz zarten Kaltnadelzügen noch zwei weitere Turbanköpfe auftauchen, die
später wieder verschwinden (Abb. 2).
Christus, die Händler aus dem Tempel treibend. B. 69.
Die Albertina besitzt zwei Drucke des zweiten Zustands, in denen der Luster des Gewölbebogens getilgt ist. Von
der Platte ist er gewiß nicht getilgt, da er in III noch vorhanden ist. Die Art der Auslassung führt darauf, daß der Luster
in diesen beiden Einzelfällen durch Abdeckung auf der Platte entfernt ist. Rembrandt hat an diesen Blättern besonders
experimentiert. Er hat sie mit grauer Lavierung übergangen, um besondere Lichtwirkung zu erzielen. Christi Nimbus
strahlt im Halbdunkel auf. Am Ende der dunklen Bogenhalle gähnt die lichte Weite
ihrer Öffnung. Der Künstler strebte nur diese beiden Helligkeiten an; da hätte ihn der
dunkle Luster gestört. In dem einen der beiden Drucke (Abb. 3) ist die Abdeckung
vollständiger gelungen als in dem andern. Die Albertina besitzt einige solche Fälle,
in denen Rembrandt die Drucke durch besondere Behandlung der Platte oder des
Blattes geradezu zu Monotyps machte. Sie sollen ein anderes Mal im Zusammenhange
besprochen werden.
Die große Auferweckung Lazari. B. 73.
Seidlitz-Singer führen als VI an: »Die Frau mit dem entsetzten Manne rechts,
bislang mit rundem Gesicht und kurzer gerader Nase, hat jetzt ovales Gesicht und
Stumpfnase sowie weniger freie Stirn als vorher«, als VII: »Der entsetzte Mann hinter
ihr trägt eine Kappe«.
EinExemplar der Albertina(Abb.4)zeigt denKopt der Maria noch vor der Änderung, Abb 5 Rembrandt, Detail aus Jan
derMann hinter ihr jedoch trägt bereits dasBarett.Folglichsind VI undVIIzu vertauschen Antonides van der Linden. B. 264.
B. 11
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-"»schönen tief farbige:
Eingesetzt — die zahlreicl
Brandt mit der übert
»«Verkleinerung der Platte
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1 Die N'euaufstellung des Rembrandt-Werks der Albertina. Wien, Krvstallverlag, 1925.