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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.6494#0029
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MITTEILUNGEN

DER

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE".

1926.

WIEN.

Nr. 2 3.

Studien und Forschungen.

Zur Deutung dreier Illustrationen des Petrarka-Meisters.

r. 4
ngs,
von
374
ber):

Abb. 1. Hans Weiditz, Die Tugend.

Nach dem Holzschnitt im Petrarka.

Hans Weiditz soll der Altmeister des deutsehen Märchens sein. So haben ihn sehr namhafte Beurteiler genannt,
wobei7sie den Begriff des Märchens wohl nur in der rein stimmungsmäßigen Bedeutung des Geheimnisvollen, des
Wunderhaften und Phantastischen verwerteten. Wird schon durch eine solche Ausweitung ins Ungefähre der Umriß des
Begriffes Märchen derart aufgelockert, daß er kaum mehr Spezifisches besagen kann, so schwindet er vollends ins
Nichtige dahin, wenn man erst einmal ernstlich die ikonographische Bedeutung der Bildmotive des Petrarka-Meisters zu
erschließen trachtet. Dann wird es offenkundig, daß mit diesem Prädikat die nämliche Verkennung sich verbindet, wie
mit der vielberufenen Nomenklatur »Humor im Recht«: Ein alter Weistumbrauch — ein rätselvolles Bild wird hier als
komisch, dort als märchenhaft mißdeutet, nur weil ihr sachlich ernsthafter Gehalt und ihre ursprüngliche Sinnbedeutung
dem heutigen Verständnis noch verborgen blieb.

Im Falle des Petrarka-Meisters ist manche irrtümliche Interpretation darauf zurückzuführen, daß man sich über
seine Illustrationsmethode nur unzureichend Rechenschaft gegeben hat. Ja nicht einmal die Grundgegebenheit: die

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