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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.6494#0042
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Schubert-Karikatur auf der Vignette Nr. 22 (»II matrimonio per cambiale«), nach Weigmann abgebildet auf Seite 23 des
dritten Bandes meines Schubert-Werkes (s. Anhang S. 3), wären noch die Aufsätze von Wm. Barclay Squire in der
»Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft« 1902 (III. 8, S. 317 ff.) und vom Verfasser in der -Musik« 1907 (VI. 7,
S. 115 ff.) zu vergleichen.

Durch die jetzt in der Wiener Nationalbibliothek befindliche Kollektion und die Neuerwerbung der Graphischen
Sammlung in München ist es möglich geworden, die bisher unsichere Reihe der textlosen Klavierauszüge unserer Wiener
Rossini-Ausgabe festzustellen.

ihr Titel ist »Collections de Operas complets / de Rossini reduits par le Pianoforte seul par M. I.
Leidesdorf«. Sie erschien in 24 Querquart-Heften mit hellbraunen, durch ornamentale Typen geschmückten Umschlägen
zwischen 2. Juli 1823 und 9. Mai 1827 bei Sauer & Leidesdorf1 in Wien; eine zw eite Ausgabe bei M. I. Leidesdorf
und bei Artaria & Co., wahrscheinlich um 1828. Diese Ausgabe, wovon mir bloß Heft 14 (jetzt Nationalbibliothek)
bekannt geworden ist, hat auf der letzten Seite des neuen Umschlages, der die beiden genannten Firmen trägt, ein
Inhaltsverzeichnis, aus dem die Übersicht der außen immer durch römische Nummern bezeichneten Bände erhellt.'- Ich
setze das erste Aufführungsjahr der einzelnen Opern zu ihren Titeln.

1. Armida (1317). — 2. Mose in Egitto (1818, zweite Bearbeitung: Mo'fse 1827). — 3. II Turco in Italia (1814). —
4. II barbiere di Seviglia (1816). - 5. Matilde di Chabran (Matilda di Ciabrano, 1821, später: Corradino ossia Belazza
e cuor di ferro). — 6. Edoardo e Cristina (1819). — 7. (L') Inganno felice (1812). — 8. Otello (ossiall Moro [L'Africano]
di Venezia, 1816). — 9. Adelaide di Borgogna (1818). — 10. Ricciardo e Zoraide (1818). — 11. La donna del lago
(1819). — 12. II (Signor) bruschino (1813, auch: II flglio per azzardo). — 13. La scala di seta (1812). — 14. L'Italiana in
Algeri (1813). — 15. Aureliano in Palmira (1814). — 16. La gazza ladra (1817). — 17. Demetrio e Polibio (1811). —
18. II Tancredi (1813). — 19. Elisabetta (regina dlnghilterra, 1815). — 20. La pietra del paragone (1812). — 21. (La)
Cenerentola (ossia La bontä in trionfo, 1817). — 22. II matrimonio per cambiale (1810, auch: La cambiale di matri-
monio). — 23. Torvaldo e Dorliska (1816). — 24. L'equivoco stravagante (1811).

Jene zweite Auflage nennt im Inhaltsverzeichnis der Sammlung, die fortgesetzt werden sollte, noch folgende —
wohl nicht erschienene, jedenfalls nicht mehr von dem im Herbst 1828 nach München übersiedelten Schwind
geschmückte — Hefte: 25. (II) Sigismondo (1815). — 26. Bianca e Faliero (ossia II consiglio del tre, 1819 oder 1820). —
27. II conte Oy (1828, auch: Le comte Ory). — 28. Semiramide (1823). — 29. Maometto II. (1820, zweite Bearbeitung
siehe 30). — 30. L'assedio di Corinto (1826, auch: Le siege de Corinthe). — 31. Zelmira (1822).3

Von den 38 Opern Rossinis fehlten noch in diesem Plan, der augenscheinlich festgelegt worden ist nach dem
»Grafen Ory« (1828) und vor dem in Deutschland besonders geschätzten »Wilhelm Teil« (1829), die folgenden: Ciro
in Babilonia (ossia La caduta di Baldassare, 1812). — L'occasione fa tl ladro (ossia II cambio della valigia, 1812). — La
gazetta (ossia II matrimonio per concorso, 1816). — Adino (1818, auch: II califfo di Bagdad). — Ermione (1819). — II
viaggio a Rheims (1825). — Guillaume Teil (1829). Außer diesem letzten Werke, dessen deutsche Verlagsrechte Artaria & Co.
erwarben, also durchwegs Opern ohne Erfolg im Ausland, von denen man begreiflicherweise hier keine Klavierauszüge
gedruckt hat.

Der Verlag Sauer & Leidesdorf war 1822 vom Kunsthändler Ignaz Sauer, einem gebildeten Sonderling, und Maximilian
Ignaz Leidesdorf, dem fruchtbaren Komponisten und guten Klaviervirtuosen, in der Kärntnerstraße gegründet worden
und brachte in den nächsten vier Jahren meist wertvolle Stücke in schönem Stich heraus, darunter Schuberts Zyklus
»Die schöne Müllerin«, für deren vier (dann fünf) Hefte ursprünglich Schwind Vignetten zeichnen sollte.4 Als dann
Sauer — der in Weidling eine Baumschule angelegt, eine Monographie über das Perlhuhn und eine Gelegenheits-
komposition geschrieben, aber auch eigene Zeichnungen zur Volksbildung herausgegeben hat — 1826 ausschied, führte
Leidesdorf (dessen Sohn Porträtmaler war und dann die Irrenanstalt in Döbling begründete) den Verlag eine Zeitlang mit
geringerem Erfolge fort,5 um sich bald nach Florenz zurückzuziehen und ganz seinem musikalischen Talente zu widmen.

• Nr. 24 gab Leidesdorf schon allein heraus. Einzelne Hefte (Nr. 1. 3, 11, 14, IS) seheinen mit dem Verlegervermerk M. I. Leidesdorf als
Titelauflage wieder ausgegeben worden zu sein. Der »Moses« (Nr. 2) liegt auch in einem Exemplar mit dem neuen Verlegernamen A. Berka & Co.
.sowie einer neuen Verlagsnummer vor (Dr. Kichard Abeles); Anton Berka dürfte diese abermalige Titelauflage nach 1S30 verlegt haben — Die
»Neu verbesserte und vermehrte Original-Ausgabe« von Xr. 16 ist gegenüber fremden so benannt.

= Die Nrn. 1, 3 und 18 sind auf den Titelblättern der Leidesdorf-Auflage links unten als »1 te (3 t, 18 t) Oper« usw. bezeichnet.

3 Für »Zelmira«, »Corradino« (s. Nr. 5), »Maometto« und »Semiramide« hatten sich Artaria und Comp, am 19. Juli 1823, gleich nach der
Subskriptions-Anzeige Sauer und Leidesdorfs, das Verlagsrecht vorbehalten (-Wiener Zeitung«). Die beiden ersten Opern hatte Leidesdorf selbst
noch für Artaria eingerichtet. Nach einer Ankündigung Sauer und Leidesdorfs sollte dieser am 17. März 1824 schon 30 Opern Rossinis für Klavier
gesetzt haben.

4 Vgl. Schuberts Brief an Franz von Schober vom 30. November 1823 (S. 1 74 des Bandes II 1 in meinem Schubert-Werke). Eine Vignette von
anderer Hand tragen erst die posthum erschienenen Hefte der zweiten (Titel-)Ausgabe bei Anton Diabelli & Co.

5 Der Verlag wurde vor 1834 von Anton Diabelli und Comp, übernommen.
 
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