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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.6494#0088
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zweiten oder gar einen dritten Hiroshige gegeben habe, weicht er aus.
In Korin möchte ich die beiden ansprechenden, wie mich dünkt, für
japanisches Wesen ungemein bezeichnenden Anekdoten vom Windling
des Rikyu, eines berühmten .Meisters der Teefestlichkeit im XVI. Jahr-
hundert, und von der Bambusschachtel des Körin besonders hervor-
heben. Auch der Bericht über die Feier von Korins hundertstem Todes-
tag durch dessen Schüler Hoitsu ist einprägsam und von eigenartiger
Vornehmheit. Die Abbildungen sind in beiden Bänden zahlreich und vor-
trefflich. A. W.

Wilhelm Kuhnert, Meine Tiere. Die Radierungen
Wilhelm Kuhnerts. Einführung von Fritz Meyer-Schön-
brunn. Beschreibung und Verzeichnis der Radierungen von
Hermann Hirzel. 123 Bildtafeln und 60 Seiten Text. Verlag
von Reimar Hobbing in Berlin SW 61.

Das Werk erschien zum 60. Geburtstage des Künstlers, der kaum
ein halbes Jahr darauf, im Februar des heurigen Jahres starb. Dem be-
schreibenden Katalog, den Hermami Hirzel zusammengestellt hat, sind
auf Tafeln die Abbildungen des gesamten graphischen Werkes Wilhelm
Kuhnerts beigegeben. Mit großem Interesse kann man hier die vielen
exotischen Tiere sehen, denen der Künstler auf seinen Maler- und Jagd-
fahrten begegnet ist. .Man erinnert sich an die »N'atururkunden« des be-
kannten Forschungsreisenden Karl Schillings, der in seinen viel gelesenen
Büchern »Mit Blitzlicht und Büchse« und »Der Zauber des Elescho« die
Photographien der freilebenden afrikanischen wilden Tiere brachte.
Wilhelm Kuhnert, der gleichen Generation angehörend, hatte auf seinen
Expeditionen nach Afrika, dem Orient, Indien und Ceylon reichlich Ge-
legenheit, die Tierwelt dieser Länder kennenzulernen. Unzählige Skizzen
brachte er von dort nach Hause und verarbeitete sie zu den nun vor-
liegenden Radierungen. Mit allen Feinheiten dieser Kunst, die so recht
die Möglichkeit bietet, Flüchtigstes festzuhalten und die feinen Linien und
Modellierungen wiederzugeben, vertraut, zeigt er uns, was sein frohes
Jägerauge dort erspäht hat. Und mit der ganzen Liebe eines sehfreudigen
Menschen sind die Wunder der Tropen in seinen Radierungen, zumeist
in Kaltnadelarbeit, wiedergegeben. Es sind prachtvolle Arbeiten darunter,
lebendig und natürlich erfaßt und wiedergegeben, wie etwa jener Wisent,
der der Vorzugsausgabe des Buches im Originalabdruck beigegeben ist,
oder der einherstürmende Elefant; da ist wirklich naturalistisch Ge-
schautes und Momentanes durch die Hand des Künstlers zum abgerun-
deten Kunstwerk umgeschaffen — hiefür ist ein Vergleich mit den oben-
erwähnten »Natururkunden«, die Schillings gesammelt hat, aufschlußreich.
Vor allem sind es die Darstellungen des »Wüstenkönigs«, die aus den
Arbeiten hervorragen, etwa jene des »Nachtwandlers« oder eines vom
Speere tödlich getroffenen Löwen oder die meisterhafte Darstellung des
»Löwenrittes«, die der Künstler im Jahre 1923, als Radierung mit Kalt-
nadclarbeit verbunden, geschaffen hat. Doch auch das idyllische Moment
fehlt unter seinen Blättern nicht. Im ganzen ein interessantes Buch auch
vom rein künstlerischen Standpunkt! --r.

Die Officina Vindobonensis.
Während die von William Morris in seiner berühmten Keimscott-
Press verwirklichten Reformbestrebungen auf dem Gebiete der künst-
lerischen Typographie in Deutschland allenthalben Nachahmung fanden
und zur Gründung einer großen Zahl von Pressen führten, nahm die
Druckerkunst in Österreich, wenn man von einzelnen hervorragenden
Leistungen der Wiener Staatsdruckerei absieht, bei weitem nicht den Auf-
schwung wie im benachbarten Reiche. Es ist darum ein erfreuliches
Zeichen größerer Regsamkeit auf diesem Gebiete, daß sich anfangs

Juli 1925 einige Schreiber, Holzschneider und Drucker in der Officina
Vindobonensis (Wien, III., Scbützengasse 9) zu gemeinsamem werk-
stattlichen Schaffen zusammenschlössen, das auf der Basis des rein
Handwerklichen eine Neubelebung der Buchkunst in Wien anbahnen will.
Leiter der Offizin ist Ingenieur Robert Haas, als Schreiber ein Schüler
Rudolf von Laiisch', überdies gelernter Buchdrucker und Holzschneider.
Ihm stehen die Drucker Fritz Siegel und GeoflYey H. Sainsbury, der
Malerund Graphiker Carry Hauser sowie — für die Einbandgestaltung —
Hertha Ramsauer, Elisabeth Karlinskyund Hella Escher zur
Seite. Der erste Druck der jungen Presse, die vorläufig über zwei Typen,
eine alte Schwabacher und die Janson-Antiqua, verfügt, war eine Festgabe
zur 12. Tagung der Maximilian-Gesellschaft: »Ein Besuch beim Freiherrn
von Meusebach« von Hoffmann von Fallersleben. Es folgte als »Einblatt-
druck« der Offizin ein Gratulationsgedicht für Emil Rudolf Weiß zum
12. Oktober 1925, ferner ein von Robert Haas geschriebenes und in
Holz geschnittenes, mit 10 Holzschnitten Carry Hausers geschmücktes
Rollenbuch von Heinrich Suso Waldeck: »Die Legende vom Jäger und
Jägerlein«, hierauf — anfangs April 1926 — der im Krysiall- Verlag er-
schienene, vollständig im Handsatz hergestellte illustrierte Katalog der
»Internationalen Ausstellung moderner künstlerischer Schrift« im Öster-
reichischen Museum für Kunst und Industrie. Gegenwärtig hat die Offizin
den Druck der Arthur Roeßlerschen Schrift »In memoriam Gustav Klimt«
beendet (Einbandentwurf von E. Kaiiinsky), weiters befinden sich in
Vorbereitung: Abraham a Sancta Clara's »Grosse Todten-Bruderschafft«,
Dr. Gertrud Herzog- Hau sc rs Buch »Das träumende Hellas«, Prof.
Dr. Franz Strunz' Ausgabe derTheophrastus Paracelsus'schen Abhandlung
»Von der Tugend des Arztes« sowie eine Reihe anderer vornehmlich auf
Wien bezüglicher älterer und neuerer Literaturdokumente.

Hans Ankwicz-Klcehovcn.

Georg Philipp Wörlen, Voralpen-Landschaft.
8 Lithographien (in Mappe). 1924. — Der Walddom. 8 Litho-
graphien (in Mappe). 1924. — Allerlei. 8 Lithographien
(in Mappe). 1924. — Der Fels. Einblattdrucke. 8. Folge.
3 Lithographien und 2 Holzschnitte (in Mappe). Leipzig,
W. Krieg. 1924.

Wir hatten bereits Gelegenheit, in diesen Blättern (Mitteilungen
der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, 1923, Seite 13) über die
Bestrebungen und ersten graphischen Veröffentlichungen der jungen
Künstlergemeinschaft »DerFels« zu berichten. Die Vereinigung ist seitdem
in wiederholten Ausstellungen im Wiener Kunstsalon Würthle und an
andern Orten an die Öffentlichkeit getreten, die sie auch durch Herausgabe
von Mappenwerken immer wieder für ihre künstlerischen Absichten zu
interessieren versuchte. Besonders produktiv zeigte sich neben dem
Wiener Maler Carry Hauser der Passauer Graphiker Georg Philipp
W ö r 1 e n. In seinen Lithographien-Serien »Voralpen-Landschaft« und
»Der Walddom« will er nicht so sehr schildern als durch Vereinfachung
auf wenige charakteristische Linien und Formen Wesenhaftes geben.
Eindrücke zusammenfassen. Auch in der Landschaftliches und Figurales
vereinigenden Mappe »Allerlei« ist er bemüht, Vielfältiges auf eine
möglichst einfache, lineare Formel zu bringen, was ihm auch in den
schönen Blättern »Zwei Frauen«, »Sinnende«, »Aus Passau« und »Aus
Dillingen« bestens gelungen ist.

Die S.Folge der Einblattdrucke des »Fels« enthält neben einem
Frauenakt von G.Ph.WÖrlen und einem Kinderbildnis Carry Hausers
eine Komposition Fr. Fuhrkens, »Laternenkinder«, eine Landschaft
»Häuserblock« Fr. Bronsterts und ein ganz auf Schwarzweißwirkung
eingestelltes Porträt Richard Hilkers, »Tennisspielerin«.

Hans Ankwicz-KUchoven.
 
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