Abb. 4a. Wandgemälde der Protatonkirche auf dem Athosberge: Lukas. Abb. 4b. Goslarer Evangeliar: Markus.
Die Evangelisten sind sorgsam, fast pedantisch in jedem Faltenzug laviert, besonders schwerfällig nur im Kopf
des Lukas. Von allen Reproduktionen kommt diese dem Original am nächsten und zeigt trotzdem deutlich, was die
Abbildungen auch im besten Falle nicht zu geben vermögen: die Schärfe der feinen, bewegten Striche, die zarteren Ab-
stufungen der plastisch wirkenden Lavierung, eine Reihe von Details gehen, vor allem in der unteren Gruppe, ganz verloren!
Die Reste, des Blattes zwischen fol. 89 und 90, das herausgeschnitten worden ist (vgl. die Spuren auf den
vorhergehenden Bildern) enthalten den Rückenkontur einer stehenden Figur mit einer starken Lavierung in Deckfarben,
die demnach der ersten Stilstufe angehörte (vgl. das »Nachwort«).
Abb. V, fol. 90: Christus, links, im Nimbus, gefolgt von den Aposteln. Es mag sich um eine der Wunder-
szenen handeln, wie die Heilung des buckligen Weibes im Dom von Mon-
reale (gegen 1200, bei J. van Marie, The italian school of painting, I, flg. 123)
oder aber, nach einer freundlichen Mitteilung von Frl. Nercession, um den
Gang nach Gethsemane in der Art des Cod. Parisinus graec. 47 (T. 170c derFac-
similesdesevangiles avec peinturesbyzantines du 1 le siecle de la Bibl. Nat).
Die gleichartigen Striche, die ebenmäßige Abstufung und Verteilung
der Lavierung über das ganze Blatt verraten die Kopie, so sehr auch diese
Feinheiten von dem dunklen Ton der Wiedergabe aufgeschluckt werden.
Das Blatt erscheint in der Abb. umgekehrt. Die Figuren wurden durch
einen Strich des Zeichners gegen den Text der anstoßenden Blatthälfte
(fol. 79') abgegrenzt, sind also erst nach dem Text und wohl auf losen
Blättern entstanden. Die Schrift von Hand 3 folgt der heutigen Ordnung des
Buches, das also damals schon gebunden war; sie wurde auf der oberen
Blatthälfte ausgekratzt.
Abb. VI, fol. 90': Könige und Propheten oder Gerechte, aus
dem Bilde einer Vorhölle oder des Jüngsten Gerichtes. Ein ähnliches Beispiel
von solchem Reichtum läßt sich wohl kaum finden, doch kehren die beiden
Figuren der Mitte, der jugendliche König Salomo und der alte König David
links daneben auf einigen Anastasisbildern wieder, in Hosios Lukas (Ch.
Diehl, Mon. Piot, T. III, 1896, T. 24), in der Nea Moni von Chios (Wulff,
Altchristi, und byz. Kunst, Abb. 488) und in Daphni (Byz. Zeitschrift, Bd. 5,
1890, T. 3). Vor allem aber zeigen die Mosaiken der venezianischen Markus-
kirche die beiden Könige bis auf geringe Einzelheiten genau, freilich aus
dem großen Zusammenhang gerissen und mit Rollen als Monumentalbilder Abb. 5. Goslarer Evangeliar: Matthaeus (seitenveric).
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Die Evangelisten sind sorgsam, fast pedantisch in jedem Faltenzug laviert, besonders schwerfällig nur im Kopf
des Lukas. Von allen Reproduktionen kommt diese dem Original am nächsten und zeigt trotzdem deutlich, was die
Abbildungen auch im besten Falle nicht zu geben vermögen: die Schärfe der feinen, bewegten Striche, die zarteren Ab-
stufungen der plastisch wirkenden Lavierung, eine Reihe von Details gehen, vor allem in der unteren Gruppe, ganz verloren!
Die Reste, des Blattes zwischen fol. 89 und 90, das herausgeschnitten worden ist (vgl. die Spuren auf den
vorhergehenden Bildern) enthalten den Rückenkontur einer stehenden Figur mit einer starken Lavierung in Deckfarben,
die demnach der ersten Stilstufe angehörte (vgl. das »Nachwort«).
Abb. V, fol. 90: Christus, links, im Nimbus, gefolgt von den Aposteln. Es mag sich um eine der Wunder-
szenen handeln, wie die Heilung des buckligen Weibes im Dom von Mon-
reale (gegen 1200, bei J. van Marie, The italian school of painting, I, flg. 123)
oder aber, nach einer freundlichen Mitteilung von Frl. Nercession, um den
Gang nach Gethsemane in der Art des Cod. Parisinus graec. 47 (T. 170c derFac-
similesdesevangiles avec peinturesbyzantines du 1 le siecle de la Bibl. Nat).
Die gleichartigen Striche, die ebenmäßige Abstufung und Verteilung
der Lavierung über das ganze Blatt verraten die Kopie, so sehr auch diese
Feinheiten von dem dunklen Ton der Wiedergabe aufgeschluckt werden.
Das Blatt erscheint in der Abb. umgekehrt. Die Figuren wurden durch
einen Strich des Zeichners gegen den Text der anstoßenden Blatthälfte
(fol. 79') abgegrenzt, sind also erst nach dem Text und wohl auf losen
Blättern entstanden. Die Schrift von Hand 3 folgt der heutigen Ordnung des
Buches, das also damals schon gebunden war; sie wurde auf der oberen
Blatthälfte ausgekratzt.
Abb. VI, fol. 90': Könige und Propheten oder Gerechte, aus
dem Bilde einer Vorhölle oder des Jüngsten Gerichtes. Ein ähnliches Beispiel
von solchem Reichtum läßt sich wohl kaum finden, doch kehren die beiden
Figuren der Mitte, der jugendliche König Salomo und der alte König David
links daneben auf einigen Anastasisbildern wieder, in Hosios Lukas (Ch.
Diehl, Mon. Piot, T. III, 1896, T. 24), in der Nea Moni von Chios (Wulff,
Altchristi, und byz. Kunst, Abb. 488) und in Daphni (Byz. Zeitschrift, Bd. 5,
1890, T. 3). Vor allem aber zeigen die Mosaiken der venezianischen Markus-
kirche die beiden Könige bis auf geringe Einzelheiten genau, freilich aus
dem großen Zusammenhang gerissen und mit Rollen als Monumentalbilder Abb. 5. Goslarer Evangeliar: Matthaeus (seitenveric).
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