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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.6492#0013
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Bitt flehend er der selben Szene. Diesen
reichen Typus der Anastasis mit Adam und
Eva zugleich konnte ich erst zu Anfang des
XIV. Jahrhunderts finden im Katholikon
zu Chilandari (G. Miller, Mon. de !' Athos,
II, 69/3) und dem unseren ähnlich über-
haupt erst um 1540 (bei G. Millet, Mon.
de 1'Athos, II, 129/1, 154/2, 197/1, später
häufig). Aber selbst in diesen genau über-
einstimmenden Bildern fehlt das er-
schütternde Motiv, wie sich Eva an den
Kopf greift, und nie ist Hades jugendlich.
Das Gewandmotiv Christi kehrt bis auf die
einzelnen Falten gleich beim opfernden
Abraham der Capella Palatina wieder
(Phot. G. Incorpora, Palermo, 140) und bei
der Heilung der Blutflüssigen im südlichen
Seitenschiff des Doms von Monreale(Abb.6
nach Phot. Alinari 33266).

Von der Modellierung der Striche,
von ihren feinen Ansätzen und Endungen
zeigt das Klischee fast ebensowenig wie
von derVerteilung der duftigen Lavierung,
die hier auf große und plastische Wirkung
ausgeht. Man beachte, wie etwa der flat-
ternde Mantelbausch nur innen und in der
Falte gegendenKopf Christi zu schattiert ist.

Abb. XI, fol. 93: Der Engel, beim
Grabe Christi sitzend, weist den drei
Marien den leeren Sarkophag. Von den
unzähligen Beispielen dieses Typus
kommen die zwei aus dem Dom von
Monreale (Abb.7 nach Phot. Alinari 33287)
und der Theodoroskirche zu Mistra (G.
Millet.Mon.byz.deM., II,29)dem unsrigen
erstaunlich nahe; doch vermißt man bei
allen die psychologische Feinheit, wie sie
in dem gelassenen Senken des Hauptes,
dem Blick zur Seite und dem Gestus der
Hand, die wirklich zur Erde deutet, enthalten ist
der zarten Ausführung nur mit Mühe wahrnimmt.

Abb. XII, fol. 93': Abraham, im Begriffe Isaak zu opfern, wendet das Haupt nach der göttlichen Offenbarung.
Das Motiv, dessen Deutung ich Herrn Millet verdanke, findet sich ähnlich, aber lange nicht so stark bewegt, an der
Nordwand des Mittelschiffs im Dom zu Monreale. (Phot. C 739 der Ecole des Hautes etudes, Paris). Rechts steht
Christus im Garten Gethsemane, Petrus den Verweis erteilend. Die Szene kehrt genau so an der Südwand der Markus-
kirche in Venedig wieder (Abb. 8 bis 10, Phot. Böhm 3183 — 3185). Die Figur Petri folgt dort dem gleichen Typus wie
unser Sitzender von der Transfiguration (Abb. IV u. S. 6). Bei der .Abbildung vermißt man die Differenzierung in der Stärke
der Striche, ebenso die ungewöhnlich feine Plastik im Gesichte Christi — doch kommt der stürmische Charakter der
Zeichnung links gut zum Ausdruck.

III. ZUR CHARAKTERISTIK DES MUSTERBUCHES.
Ein Fragment1 von Fritz Rucker f.
I.

Die Darstellungen sind groß und klein, schief und gerade zum Format der Blätter, völlig ohne Rücksicht auf den
Beschauer, ohne Ordnung oder Gesetzmäßigkeit ausgeführt. Man sieht deutlich das Bestreben, die vorhandene Fläche
i Aus zwei Originalfassungen im Archiv des Zweiten Kunsthistorischen Institutes der Universität Wien. Der Titel nicht von Rücker. Vgl. S 2.

Abb. VI. Fol. 90' des Wolfenbüttler Musterbuches.

Momente, die man auch im Original wegen der vielen Flecken und

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