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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.6492#0058
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Gefolgschaft1 von einer stets wachsenden Forschergemeinde zum Eck-
pfeiler einer Wiener oder doch »österreichischen« .Malerschule erhoben
zu werden pflegt, ließen sie sich als Derivate des kleinen »Dreifaltigkeits«-
Täfelchens im Breslauer Diözesanmuseum betrachten, das der böhmischen
Malerei um 1350 zuzurechnen ist.

Lieferung III. T. 22 und 23: »Madonna in der Glorie«
und »Christus am Kreuz«. Die von mir a. a. O. S. 53 als »böhmisch
unter fränkischem Einfluß« bezeichneten Schnitte. Die Abbildungen in
der unter dem Titel -La Richesse d'Art de la Boheme« durch tschechische
Gelehrte in tschechischer und französischer Sprache besorgten Publikation,
die Tobolka (wie auch Schreiber) seltsamerweise entgangen sind, hätten
ihm die Überzeugung beibringen sollen, daß die heute im Kloster Strahow
bewahrten Originale mit den angeblich »zweiten«, ehedem bei Borovsky
befindlichen Druckexemplaren identisch sind; die Farben der Hand-
kolorierung und der jeweils ganz unveränderte Verlauf ihrer Grenzränder,
vor allem aber der fragmentarische Zustand des »Kalvarienberges* be-
seitigen den leisesten Zweifel. Die Meinung, es sei »die Annahme eines
böhmischen Ursprungs abzuschwächen«, weil »die böhmische Schule
(sc. um 1470—1480) den gleichen Charakter habe wie die gleichzeitige
niederrheinische Schule«, erscheint mir weder im allgemeinen noch im
besonderen stichhältig.

T. 26: »Geburt Christi«. Hier wird das Unzulängliche Er-
eignis, daß Tobolka mit einer spontanen Bestimmung auf den Oberrhein
das Richtige trifft, ohne irgendeine Begründung ins Auge zu fassen. Um
jedoch zu ihren Gunsten nur die wesentlichste der mannigfaltigen Be-
ziehungen herauszugreifen, die zwischen dem Prager Schnitte und einigen
der von Molsdorf um den weltberühmten »hl. Christoph« d. d. 1423
gruppierten Blätter bestehen, sei lediglich auf die St. Gallener »Geburt
Christi« Sehr. 84- (Abb. Hettz-Fäh III, T. 2) verwiesen; die Innigkeit
der in der Gesamtanlage, in der räumlichen Figurenanordnung, in Gewand-
behandlung und Gesichtsbildung zutage tretenden Berührungen würde
sogar eine fast untadelige Zuschreibung an einen und denselben Meister
erlauben, wenn nicht die innerhalb des Prager Blattes bemerkbare
Neigung zu härterer und eckigerer Faltenbrechung, die auch Tobolkas
Datierung in die Dreißiger]ahre rechtfertigen mag, ebenso einleuchtend
für einen Unterschied der Hände wie der zeitlichen Entstehung spräche.
Während dem von Tobolka auf T. 2 5 abgebildeten, qualitativ ge-
ringeren »hl. Christoph« trotz der gemeinsamen Fundstätte und Kolo-
rierung statt des gleichen Urhebers bestenfalls eine entferntere Schul-
verwandtschaft zuzubilligen sein dürfte, gewährt sein Prager Gefährte
eine kaum zu erwartende Überleitung zu einer dritten »Geburts«-Dar-
stellung, die im Mai 1925 bei einer Versteigerung der Luzerner Firma
Gilhofer und Ranschburg (Katalog Nr. 1,Tafel II3) von Edmond Baron
Rothschild-Paris erworben worden ist: nachdem bereits Schreiber erkannt
hat, welch epochemachende Kompositionsmotive diese Gestaltung des
Themas dem um ein Menschenalter älteren St. Gailener Schnitte entlehnt, auf
dem sich übrigens nebenher auch der rechtwinkelig abgebogene Reisestab
des hl. Josef vorfindet, kann jetzt ergänzend aufgezeigt werden, daß
die in ihrer perspektivischen Unmöglichkeit phantastisch anmutende
Architektur der Strohhütte mit den auffallenden Verspreizungen und Aus-
ladungen des Dachstuhlgebälkes unmittelbar auf den Prager Holzschnitt
zurückgeht. Es ist ja nicht zuletzt gerade das ähnliche Vorkommen solch
baulicher Einzelheiten auf Gemälden des Konstanzer Kunst kreis es, dank
dessen Molsdorf die nähere örtliche Eingliederung der graphischen
Blätter geglückt ist; und die Zähigkeit, mit der sich eine Anzahl derartiger
Inventarstücke in den oberrheinischen Mal er werk statten vererbt, hat soeben
erst Ilse Futterer (vgl. Jahrb. d. preuß. Kunstslgn., Jg. 1928, S. 196/7) dazu

verholten, die (von ihr anscheinend nicht verwerteten) Arbeitsresultate
des genannten Forschers um weitere Beobachtungen zu vermehren.

T. 27 — 29: »Marientod«, »Maria Verkündigung« und
»Schmerzensmann«. Mit den reproduktionstechnischen und text-
lichen Verfehlungen, die Tobolka gelegentlich dieser drei Strahower
Schnitte anzulasten sind, habe ich mich bereits in der »Nachbemerkung«
meines eingangs zitierten Aufsatzes auseinandergesetzt.

Lieferung IV—V(1929): Der buntscheckige Inhalt des jüngsten
Doppelheftes rückt die dem Gesamtwerk anhaftenden Schwächen in die
grellste Beleuchtung. Störender als bisher macht sich die unkritische Aus-
wahl der Abbildungs-Vorlagen bemerkbar, die völlig unbeträchtliche Blätter
und solche, deren Entstehungszeit die Inkunabelzone weit hinter sich läßt, zu
den höchst fragwürdigen Tafelfreuden der Subskribenten heranzieht; daß
vier unter den fünf Teigdrucken der Prager Universitätsbibliothek, die im
vorigen Jahre an anderer Stelle mustergültig veröffentlicht worden sind,
hier unter ungünstigeren Umständen nochmals ihren dunklen Runen- und
Ruinen-Zauber erproben, erscheint dagegen in der unvermeidlichen Du-
plizität wissenschaftlicher Ereignisse zur Genüge begründet. Mit der Auf-
nahme von Stichen, zu deren Wiedej-gabe die Strichätzung naturgemäß
von vornherein in keiner Weise befähigt ist, kommt als ein neues Ärgernis
eine heillose terminologische Verwirrung hinzu, die nicht nur den
fachlich eingebürgerten Wortgebrauch, sondern auch das Wesen der Sache
betrifft. Ist z. B. die von Tobolka beliebte Bezeichnung »Metallstich« für
Kupferstich nur als ein äußerlicher Verstoß gegen jegliche Gepflogenheit
der Gelehrten- und Sammlerwelt anzukreiden, sieht man bereits einem be-
denklichen Mißverständnis die Wege geebnet, wenn das zweite Exemplar
des Londoner E. S.-Stiches L. 94 (T. 36) in einem Atem als »Kopie nach
einem Mctallstich des Meisters« angekündigt wird; der Herausgeber, der
sich selbst angesichts eines Stiches bemüßigt fühlt, neben dem Lehrs-Zitat
mit der üblichen Wendung die Nicht-Anführung durch — Schreiber zu
buchen, weiß aber auch zur Abwechslung (bei T. 32) einen »Holzschnitt
des unter dem Monogramm E. S. bekannten Meisters« und (bei T. 35)
einen »Metallschnitt« vom »Meister desDutuit'schenÖIberges« zur Sprache
zu bringen.

Über alles Grundsätzliche hinaus geben Tafeln und Text in folgen-
den Fällen zu Einzelbemerkungen Anlaß:

T. 31: »Die hl. Dorothea«: Die richtige Ortsbestimmung auf
Nürnberg ist durch die Einreihung in jene Gruppe fränkischer Holzschnitte
zu ergänzen, der ich kürzlich (Mitteilungen 192S, S. 52) im Anschluß an
Molsdorf und Weinberger einige vordem wenig beachtete Blätter angliedern
konnte: hiemit erledigt sich Tobolkas um mindestens ein Dezennium ver-
frühte Datierung (»Beginn der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts«). Die
enge Verwandtschaft, die den Prager Schnitt mit der von mir für Nürnberg
beanspruchten »hl. Anna selbdritt* Sehr. 1194a und der »hl. Helena«
Sehr. 1495a verbindet, erstreckt sich sogar auf die technische Beschaffenheit,
da der zugehörige Holzstock offenbar wiederum aus einem Passepartout-
Rahmen und vertauschbaren Einsätzen zusammengefügt ist (»Estampe
interchangeable«); gleich den Pariser Heiligengestalten, die ihren künst-
lerischen Vorrang der stärkeren Anlehnung an die niederländischen Vor-
bilder verdanken — P. A. Lemoisne (Les Xylographies du XlVe et du
XVe siecle . . . , Paris 1927/8. PI. XXI u. XXII) hat sie neuerdings wie
sein Vorgänger Delen (mit der indiskutablen Zeitangabc 1420—30) der
vlämischen Schule zugeteilt — war sicherlich auch die hl. Dorothea,
deren fragmentarische Erhaltung zu Unrecht verschwiegen wird, ursprüng-
lich als Standfigur gedacht.

T. 35: »Darstellung Christi im Tempel, . . . Metallschnitt,
ausgeführt in der Holzschnitt-Technik im letzten Viertel des XV. Jahr-

1 Tafelbild im erzbischü fliehen Schloß Ober-St. Veit in Wien, Glasfenster im Neukloster zu Wiener-Neustadt, Handzeichnung des Berliner
Kupferstichkabinetts: diese Zusammenstellung meines Wissens zuerst bei W. Suida, Österreichs Malerei in der Zeit Erzherzog Emst des Eisernen
und König Albrecht IL, Wien 1926, S. 24.

- Eine stark vergröbernde, durch Weglassungen und Mißverständnisse entstellte Kopie (keineswegs also »ohne auffällige Unterschiede«, Weigel
und Zestermann 17 = Sehr. 84a, nach dem »Handbuch« seitI917 verschollen) kam i. J. 1925 in die Wiener Graphische Sammlung »Albertina«.

3 Schreiber 85a, vgl. nunmehr auch Schreiber-Heitz Bd. LXVII (Formschnitte zu Zürich), Straßburg 1929, T. 14. Ist es übrigens ein bloß
äußerliches Zusammentreffen, daß hiemit schon zum zweiten Male ein oberrheinischer (bei Schreiber: «schweizerischer«) Einblattdruck in einem
Kodex »böhmischer« (?) Provenienz — dem Vernehmen nach in der Bibliothek des Piaristenklosters zu Schlackenwerth bei Karlsbad — auf-
gefunden worden ist?

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