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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.6492#0065
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irgendeine innere Eigenschaft des Künstlers ausdrückt. Die Weichheit des
Striches seiner Hand ist sicher seine in Linien zum Ausdruck gekommene
Seelenmüde.

Auch die Art der Reproduktion wählte Zador glücklich. Der »Ver-
nis mou« ist eine beinahe so unmittelbare Übertragungstechnik, wie die
Lithographie, welche die Dj'namik der Handbewegung ebenso restlos
wiedergibt. Sie vermittelt durch die Hand fast die Glut der Künstlerseele.

Stefan Zador ist ein durch viele Proben ausgelernter Meister dieser
Technik. Man fühlt auf seinen Blättern, von der Bibel durchgeistigt, die
Wärme einer reichen künstlerischen Tätigkeit. Ar/hur Eleli.

Josef von Führich, Lebenserinnerungen. Mit
50 Zeichnungen und 1 Bildnis des Künstlers. Heinrich
Schneider, See-Verlag, Höchst-Bregenz.

Eine anspruchslose, für breite Volksschichten berechnete Ver-
öffentlichung. Die schönen Erinnerungen des edlen Künstlers sind hier
zum viertenmal abgedruckt. Ohne allen Kommentar, bloß mit einer kurzen
Einleitung von Cajetan Oßwald. Auf dem Schmutztitel sind die »Lebens-
erinnerungen« als »1. Bändchen« bezeichnet, was wohl darauf schließen
läßt, das hier eine größere Publikation geplant ist. Nicht alle Abbildungen
geben Zeichnungen wieder, wenn auch die weitaus meisten. Man sieht
nicht recht ein, warum sie nicht streng chronologisch angeordnet sind.
Mit dem Text stehen sie in keinerlei Zusammenhang.

Das schlichte Büchlein, dessen Hauptzweck offenbar ist, in
katholischen Kreisen durch Wort und Bild die Erinnerung an den wohl
allen Deutschen, die sich noch Sinn für echte, reine Kunst bewahrt
haben, teuren Meister aufzufrischen und wach zu halten, spricht an und
ist empfehlenswert, um so mehr, als auch die Ausstattung zwar einfach,
aber gut ist. A. W.

Max Meli, Gedichte. Mit Holzschnitten von
Switbert Lobisser. Wien und Leipzig 1929, F. G. Speidel.

Die innigen, schlichten Verse des Dichters des Nachfolge-Christi-
Spieles haben Switbert Lobisser zu sieben Holzschnitten angeregt. Sie
sind alle von der kernigen Art, die dem Kärntner Künstler in aller
Weit so viele Freunde geworben hat. Sie deuten auf die große Vergangen-
heit des deutschen Holzschnittes im XVI. Jahrhundert zurück und
gehören doch ganz und gar unserer Zeit an. Es sind keine in Holz
geschnittene Federzeichnungen, sondern sie sind mit kraftvollem Schneid-
messer aus dem schwarzen Grund herausgeholt. Auf den Dichter freilich
gehen sie nur beiläufig ein. Am besten scheint mir der erste zur „.Stadt
auf dem Hügel" und der letzte zum „Landmädchen'1 zu sein. Auf jenem
erfreut sich sichtlich des Künstlers Phantasie am Häuserbauen, auf diesem
zeigt er uns eine hübsche, stattliche Dirne, die einen Ziegenbock mit
mächtigen Hörnern zugleich streichelt und mit starker Hand lenkt.

Lobisser hat auch ein Bändchen der von Max Meli zuerst im
Kikola-Verlag und dann in der F. G. Speidel'schen Verlagsbuchhandlung
herausgegebenen volkstümlichen Sammlung „Das Wunderbrünndl" mit
Holzschnitten geschmückt. Es ist der „Haustrunk ausdem Wunderbrünndl
deutscher Gedichte und Lieder". Der Holzschnitte sind da acht Stück, zu
denen noch eine farbige Umschlagzeichnung kommt. Sie sind kleiner und
ungefüger als die obigen, aber vielleicht noch mehr als diese mit dem
Schneidmesser und nicht mit der Feder entworfen. A. W.

Paris Gütersloh: Der Maler Alexander Garten-
berg. Wien 1928, Rudolf Haybach.

Paris Gütersloh erzählt in seiner ebenso fesselnden wie etwas ge-
zierten Art, die gerne ins Allgemeine abschweift, von einem polnischen
Gutsbesitzer, der 45jährig 1913 zu seinem Vergnügen nach Frankreich
gereist ist. An einem Wirtshaustisch in der Bretagne läßt er sich einem
Maler gegenüber zur Äußerung hinreißen, daß er das, was Matisse könne,

den er eben in Paris kennengelernt hat, auch könne. Sein Schicksal nimmt
ihn beim Wort, und von nun an beginnt er mit Wasserfarben zu malen.
Zwanzig dieser Aquarelle sind in dem Buch abgebildet, vier davon farbig.
Es sind die anziehenden Arbeiten jemandes, der sich noch in reifen Jahren
die durch keinerlei Skrupel beirrte Kühnheit eines Kindes bewahrt hat.
Frei von einer an berühmten Vorbildern geschulten Handfertigkeit, wirken
sie mit der verblüffenden Eindringlichkeit und Selbstverständlichkeit
gewisser Kinderzeichnungen.

Dargestellt sind ruthenische Bauern bei der Arbeit, beim Tanz, bei
der Hochzeit, Märkte, die Zuckernot, die Milchnot und die Kohlennot der
Kriegszeit, eine letzte Marschkompagnie, eine beflaggte Straße und
dergleichen. Es finden sich aber auch Blätter mit einer einfachen
Symbolik, wie das „Leben", eine Art Triptvchon: links ein Schmied am
Amboß, rechts eine Bäuerin beim Melken im Kuhstall, in der Mitte ein
herrschaftliches Paar, das im Wagen über eine Landstraße fährt.

Das Büchlein ist dank den beiden Künstlern, die die Worte und
die Bilder dazu geliefert haben, äußerst empfehlenswert. Leider ist der
Druck nicht schön und der Text durch Druckfehler, vergessene Zeilen-
einziehungen und ähnliches entstellt und lassen insbesondere die farbigen
Abbildungen zu wünschen übrig. A. W.

Wiener Vorstadtkunst der Gegen wart, 1927,—
heißt das Buch, das Karl Fränkel gezeichnet und seine Gattin Anna
Fränkel-Rothziegel geschrieben hat. Es ist auf einer Künstler-
Handpresse gedruckt, mit der Hand geschrieben und im Selbstverlag,
Wien, XVIII., Sommerhaidenweg, erschienen.

Vorstadtkunst der Gegenwart, ob sie nun von Professionisten
oder von Dilettanten hergestellt ist, ob sie alt, erfunden oder neu ist,
wenn sie nur heute noch in Gebrauch ist. Die alten Feste, die heute
noch gefeiert werden, die alten Märkte, auf denen diese Erzeugnisse der
Vorstadtkunst gehandelt werden — vor allem der am Kalvarienberg in
Hernais—, werden vorgeführt. Von dem ältesten Spielzeug, dem »Türken-
reiter«, bis zum aktuellen Kriegerdenkmal mit Inschrift »Unvergeßlich
meinen Kameraden im Weltkrieg" des Maurers Hromatka, der — der
Wohnungsnot gehorchend, nicht dem eigenen Trieb ■— der stadtbekannte
Besitzer des »Waggonhäusls« geworden ist; von dem Guck-Ei aus
Kandiszucker (dem Traum meiner Jugend) bis zu dem städtebaulichen
Kuriosum des Bretteldorfs ist hier auf den fast fünfzig Seiten des
Harmonikabuches eine bunte Auswahl gezeigt. Das Buch behandelt un-
bestritten das aktuellste Thema: die Kunst, die lebendig ist, die heute
noch wirksam ist, nach der Nachfrage herrscht, für die das Publikum,
endlich das ersehnte, das große Publikum, vom Herzen und kritiklos
dankbar ist. Aber trotzdem das Thema durchaus zwingend ist, seine
Durchführung befriedigt mich nicht. Denn dort, wo doch der Gegen-
stand das Wesentliche ist, müßte meiner Meinung nach seine Darbietung
vollkommen eindeutig sein. Nur ein Dürer — oder ein Photograph
würde hier genügen. Der verwischende Stil der mittels Primitivität
der Zeichnung die Primitivität des Gegenstandes charakterisieren will,
wird dieser Aufgabe nicht völlig gerecht.

Man muß den Sommerhaidenweg kennen, diesen schmerzlich-
süßen Frieden draußen an dem äußersten Rande der Großstadt, und die
kleine Künstlerbaracke dieses »Selbstverlags«; man muß die merk-
würdigen Menschen kennen, die das Buch verfaßt haben. Junge Leute,
hingebungsvoll, Idealisten bis ans letzte, wirkliche Narren im schönen
Grülparzerschen Sinne. Sie ziehen selbst ihr »Pimperltheater« auf einem
Karren und schlagen es auf im Saal eines Gasthauses draußen in der
Vorstadt, im Sommer auf einer Wiese, die man ihnen läßt; dort spielen
sie die alten Puppenspiele. Sie leben ihr Leben ganz echt und wahrhaft »zu
volkstümlichen Preisen« ; es ist nicht eine neue volkstümliche Note, deren
sich die abgebrauchte Kunst, um wieder zugkräftig zu werden, bedient.

Das muß hier eigens gesagt werden, denn sonst könnte ein Ferne-
stehender vor diesem Buch doch an seiner inneren Echtheit zweifeln:
das kunstgewerblerische Kleid, in dem es auftritt, liegt allzuschwer über
dem schlichten Grund. E.Tietze-Conrat.

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