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IV

AN ALEXANDER CONZE.

öffentliche Ausstellung der Elgin Marbles konnte jedenfalls ein solches Unter-
nehmen nur um so notwendiger erscheinen lassen. K. 0. Müller hat das
wiederholt betont [ann. I, 221. Kl. Sehr. II, 721), und durch seine Zusätze
zum deutschen Stuart (II, (558 ff. = kl. Sehr. II, 547 ff.) wie durch seine
Keconstruction des Ostfrieses in den 'Denkmälern der alten Kunst' den Weg
genauer bezeichnet; ungefähr zu gleicher Zeit wo Bröndsted in seinen 'Reisen
und Untersuchungen' die südlichen Metopen einer fast zu eingehenden Behand-
lung unterwarf. Allein Bröndsteds Buch blieb unvollendet, und das musterhafte
englische Museumswerk beschränkte sich auf die damals in London vorhan-
denen Originale und Abgüsse. In grossem Sinne unternahm dann der Oraf
Leon de Laborde sein auf ltO Tafeln grössten Formates angelegtes Werk
Le Parthenon, documents pour servir ä une restauration. Leider sind nur drei
Lieferungen erschienen (Paris 1848), und mit dem Tode des Verfassers scheint
nunmehr die Hoffnung auf eine Beendigung des Werkes vollends geschwunden.
Selbst dieser Torso ist schwer erreichbar, da die kaiserliche Regierung die ganze
Auflage gekauft hatte und zu Prämien benutzte; die Tafeln entbehren einer
fortlaufenden Bezifferung, die man sieh erst aus dem Prospectus ergänzen muss;
ja die einzelnen Exemplare stimmen nicht mit einander tiberein, indem in den
meisten von den Facsimiles nach Carrey zwei Metopen- und zwei Friestafeln
fehlen, statt deren andere Exemplare einiger Architekturblätter entbehren. Den-
noch hat das Werk durch jene Facsimiles und durch die Mittheilung der athe-
nischen Fragmente unsere Kenntnis des Parthenon sehr erheblich gefördert, wie
andrerseits die Geschichte des Gebäudes durch desselben Laborde Werk über
Athen bedeutend aufgehellt ist. Für den Fries allein glaubte Emil Braun in
der letzten Periode seines Wirkens durch eine kleine photographische Copie
der von Hennings willkürlich angeordneten und stark interpolierten Reliefnach-
bildungen Nutzen zu stiften (mon., ann. e bull. 1854, Taf. 2); ähnliches war
schon früher im tresor de glyptique versucht worden. Neuerdings hat G. Aroza
die Phototypie zur Wiedergabe des Frieses angewandt [lesfrises du Parthenon);
wie es scheint — ich selbst kenne das Werk nicht — hat aber auch dieser
Versuch es nicht darauf abgesehen, das ganze Bildwerk kritisch zu reconstruieren.
Weit verdienstvoller sind jedenfalls die Bemühungen Will. Watkiss Lloyds
und C. T. Newtons, die Sammlung von Abgüssen der Fragmente im britischen
Museum möglichst zu vervollständigen: letzterer, welcher seit langer Zeit seine
Aufmerksamkeit hierauf gerichtet hält (Transactions R. Soc. Litt., N. S., V,
2 ff.), ist eben jetzt mit der beneidenswerthen Arbeit beschäftigt, in den
erweiterten Räumen des britischen Museums die Trümmer der alten Herlichkeit
so gut es gehen will wieder zusammenzusetzen.

Die Schwierigkeit der Aufgabe besteht grade, wie ich dir nicht erst weit-
läuftig darzulegen brauche, im Zusammenbringen der weit zerstreuten Bruch-
stücke, von denen es nicht einmal in der Litteratur eine vollständige Aufzählung
gibt! Während unseres gemeinsamen Aufenthaltes in Athen im Jahre 1860 hatte
ich alles untersucht und beschrieben, was Pittakis nicht in seinen unzugäng-
lichen Schlupfwinkeln verborgen und dadurch wissenschaftlicher Benutzung ent-
zogen hatte. Ebenso hatte ich im folgenden Sommer 1861 die Schätze des
britischen Museums uud des Louvre, auch die Sammlung in Kopenhagen, durch-
 
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