Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
272

III. ERKLÄRUNG DER TAFELN.

[man. et ouvr. d art S. 85ff.) nimmt an, das allein abnehmbare Gewand habe 40l
gewogen, der Rest falle auf die übrigen feineren Theile die nicht zum Abnehmen
bestimmt gewesen seien; was sich indessen weder mit den Zeugnissen noch mit dem
Zweck der Abnehmbarkeit, der (Jontrole des Gewichtes, recht vereinigen lässt.

3 Die Höhe des Bildwerks gibt Plinius (23*) auf 26 Ellen, die der Nike Pau-
sanias (22*) auf ungefähr 4 Ellen an. Sind hiermit, wie es doch am wahrschein-

listen ist, attische Ellen gemeint (= 0.462 M.), so ergeben sich die Höhen von
2.01, beziehungsweise l.85 M. Da aber die Cella des Tempels im Innern kaum
höher als 13—14 M. gewesen sein kann, so ist es klar, dass in den 12 Metern
des Bildes die Basis mit einbegriffen ist, die Statue selbst also nur höchstens 10 M.
hoch war. (Vgl. Taf. II, 2. 4. So auch Böttiger Andeut. S. 86, anders Qua-
tremere a. 0. S. 69, der 36 Fuss [11.7 M.] für die Statue und 8—10 Fuss [2.6—
3.25 M.] für die Basis ansetzt.)

4 Diese lediglich auf den schriftlichen Zeugnissen beruhende Reeonstruction ist
erst sehr allmählich zur Geltung gelaugt. Böttiger (Andeut. [1806] S. 86 ff.)
setzte richtig die Nike auf die rechte Hand, es ist aber nicht klar, wie er hiermit
eine gehobene Lanze und einen gesenkten Schild vereinigen wollte, wie er denn über-
haupt sich kein deutliches Bild der ganzen Statue gemacht zu haben scheint. Höchst
verderblich wirkte der sonst um die Würdigung der chryselephantinen Technik hoch-
verdiente QüATREMERE de QUINCY (Jupiter Olymp. [1815] S. 226 ff. Man. et ouvr.
ilart [1826] S. 6t ff.), indem er von dem Vorurtheil ausgieng, je reicher und über-
ladener, desto mehr entspreche die Restauration dem Phidias! Daher namentlich,
nach Eckhels Vorgang (pierres gr. S. 45), der mit Büschen und Emblemen überladene
Helm nach der Gemme des Aspasios (Miliin gal. myth. 37, 132 u. o.), ferner der
Mantel nach der farnesischen, hopeschen und verwandten Statuen (zu Fig. 33),
welche überhaupt stark eingewirkt haben. Schild und Schlange stehen richtig zur
Linken, die linke Hand aber trägt auf dem Schildrand balancierend die Nike, wäh-
rend die erhobene Rechte den Speer auf eine am Boden liegende Sphinx stützt. Drei
Seiten der Basis werden von zwanzig Göttergeburten in zwei Streifen über einander
eingenommen! Dieser Restauration folgen im Wesentlichen R. Rochette cours
durch. [1828] S. 355 ff.) und K. 0. Müller Handb. (1830) § 114; Panofka
[ann. II [1830], 108 ff.) versetzt nur die Schlange an die Stelle der Sphinx. —
Gerhard (Minervenidole [1842] Taf. 2, 1 = akad. Abh.I Taf. 23, 1) legte statt der
farnesischen die giustinianische Minerva (mm. Chiar. II, 4. Denkm. d. a. K. II, 19,
205) für Chiton und Mantel sowie für die Schlange zu Grunde, welche sich vom lin-
ken Fuss hinten um die Göttin herum und an deren rechtem Bein emporwindet; die
Nike steht auf der Rechten, der Helm ist ohne Busch, der Schild steht aber links
frei angelehnt, da die emporgebogene Linke den Speer hält.

5 Schon früher, 1838, war in John Flaxmans lectures an sculpt. Taf. 49 ein in
allem wesentlichen richtiger Restaurationsversuch mitgetheilt worden, der aber ganz
unbeachtet geblieben zu sein scheint. Flaxman tilgt den Mantel (von dem auch schon
Barthelemy Anacharsis Kap. 12 Anm. 7 nichts wüste), setzt die Nike auf die Rechte
(wie Böttiger), stützt die Linke anf den Schild, dessen Reliefs sogar ganz richtig
um ein Gorgoneion angeordnet sind (vgl. Fig. tb. 34. 35), und lässt die Lanze zwi-
schen Schild und Daumen hindurchlaufen; die Schlange ist in der Profilansicht un-
sichtbar, also gewis hinter dem Schilde versteckt zu denken; der Helm mit doppeltem
 
Annotationen