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Michaelis, Adolf
Die archaeologischen Entdeckungen des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.881#0029
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20 II. Die napoleonische Zeit

noch der Prinz Achille mit dem Exkönige von Westfalen; im
Juni zog König Ferdinand wieder in Neapel ein. Die borbonische
Regierung setzte zunächst das Werk fort, und das greifbare Er-
gebnis war die Verbindung zwischen den beiden Ausgrabungs-
gruppen an der Oräberstraße und dem Forum. Der hübsche
Tempel der Fortuna Augusta und die Bäderanlage unweit des
Forums, eine lebendige Illustration unserer Kunde vom antiken
Bäderwesen, boten Glanzpunkte dieser Bemühungen. Aber nur
allzubald riß der alte neapolitanische Schlendrian wieder ein und
Pompeji versank von neuem in tiefen Schlaf.

Was in der französischen Zeit gewonnen war, ist immerhin
erheblich genug: der Einblick in eine römische Provinzstadt
mit einigen Mittelpunkten ihres Verkehrs und mit dem geschmack-
vollen Reichtum ihrer künstlerischen Ausstattung. Hatte sich auch
Herculaneum im ganzen als wohlhabender, in der Qualität seiner
künstlerischen Habe feiner erwiesen, so erlaubte doch erst Pompeji
das ganze Stadtbild zu erfassen. Dies erschien zunächst als ein
einheitliches, gleichmäßiges Ganze, und man ahnte noch nicht,
daß, was man pompejanisch nannte, meist der Charakter der letzten,
der Verfallzeit Pompejis war. Diese geschichtliche Betrachtung
sollte erst später eintreten; einstweilen sorgten die Prachtwerke
von Mazois-Gau, Zahn, Ternite und populäre Werke von William
Gell und anderen dafür, daß Bulwers Roman The last days of
Pompei ein gut vorgebildetes Publikum vorfand.

Persönlicher als in Pompeji war Napoleons Anteil an der
Begründung eines großen Museums in Paris, ja die Anfänge
dieses Unternehmens reichen noch bis über die ägyptische Ex-
pedition zurück.

Schon in den Zeiten der Renaissance hatte die Hauptstadt
Frankreichs und ihre Umgebung begonnen sich mit Antiken zu
schmücken. Um nur ein paar hervorragende Stücke zu nennen,
so besaß schon Franz I. außer Erznachgüssen berühmter Antiken
die Diana mit der Hirschkuh, für die Heinrich IV. die Solle des
antiques im Louvre herrichten ließ. Ludwig XIV. erwarb den
 
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