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Gründung des Antikenmuseums in Paris 21

79 »Germanicus« und den »Iason« aus der Villa Montalto (S. 5).
Aber die Antiken waren zerstreut, um den königlichen Schlössern
zum Schmuck zu dienen; Fontainebleau, St. Cloud, Versailles,
dazu die Stadtpaläste des Louvre und der Tuilerien hatten je ihr
Teil, und Schlösser wie das Chäteaa Richelieu in Paris oder das
Chäteau d'Ecouen der Montmorency wetteiferten mit jenen. Freilich
ward dieser ganze Besitz an Skulpturen weit überstrahlt von dem
Pariser Cabinet des medailles mit seinen Münzen, Gemmen, Bronzen,
einer Sammlung allerersten Ranges.

Den antiken Skulpturen einen neuen Mittelpunkt in Paris
geschaffen zu haben, ist das Werk Napoleons. Wie er bei der
wissenschaftlichen Zugabe seines ägyptischen Zuges dem trefflichen
Beispiel Alexanders des Großen gefolgt war, so griff er hinsicht-
lich der Kunstwerke auf die minder löbliche Sitte der römischen
Feldherren zurück, die die eroberten Länder zu plündern und die
erbeuteten Kunstschätze nach Rom zu bringen pflegten. Dies
Beispiel schwebte dem jugendlichen Sieger schon im Jahre 1796
vor, als er am 23. Juni in die Bedingungen des Waffenstillstandes
von Bologna den Artikel VIII aufnahm: Le Pape livrera ä la
Republique frangaise cent tableaux, bustes, vases ou statues, au
choix des commissaires qui sentit envoyes ä Rome, parmi lesquels
objeis seront notamment compris le buste en bronze de funius
Brutus et celui en marbre de Marcus Brutus, tous les deux places
au Capitole, et cinq cents manuscrits au choix desdits commissaires.
Die Hervorhebung der Büsten des Vertreibers der Könige und
des Mörders Cäsars ist für den Republikaner bezeichnend. Ver-
gebens widerstrebte der Papst; die harte Bestimmung ging im
Februar 1797 in den Vertrag von Tolentino über. Unter den
Antiken traf die Auswahl die berühmten Hauptstücke des vati-
kanischen Belvedere und des dortigen Musensaales; das Kapitol
büßte etwa ein Dutzend seiner besten Statuen ein, darunter den

70 »sterbenden Fechter« und den Dornauszieher. Es blieb aber «x
nicht dabei; unter mehr oder weniger fadenscheinigen Vorwänden
wurden auch Privatsammlungen in Mitleidenschaft gezogen, die
des Herzogs von Braschi, eines Verwandten des Papstes, und
vor allem die reiche Villa des Kardinals Albani. Ihr gesamter
 
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