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Michaelis, Adolf
Die archaeologischen Entdeckungen des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.881#0039
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30 III. Die Wiedergewinnung Griechenlands

Griechenlands aus der Zeit der Antonine, war ihr Führer so gut,
wie er es einst für Spon und für Chandler gewesen war, allein
der Blick der jetzigen Reisenden war offener und freier, sowohl für
die Zustände der Gegenwart wie für die Überbleibsel der Ver-
gangenheit, die ihnen in überraschender Fülle und Neuheit ent-
gegentraten. Am meisten packten sie die Reste uralter Baukunst
in der Argolis. Tiryns ward entdeckt, mit seinen gewaltigen
Kyklopenmauern, aus kolossalen Blöcken aufgetürmt, und mit
seinen unterirdischen Galerien, Gewölben von zunächst rätsel-
hafter Bestimmung. Mykenä, die Burg der Atriden, erschien mit
ihrem Löwentor und mit dem berühmten unterirdischen Kuppel-
grabe, dem »Schatzhause des Atreus«, in dem Lord Elgins Ver-
treter eine Versuchsgrabung angestellt hatten; Ausgrabungen lagen
den Reisenden selbst fern. So traten zuerst die durch die home-
rische Poesie und uralte Sagen geheiligten Stätten in greifbaren
Oberresten aus dem Dunkel der Vorzeit ans Licht. Von den
alten Burgmauern von Mykenä und Tiryns ging das Interesse
über zu den zahllosen, zum Teil trefflich erhaltenen Städtemauern
späterer Zeiten, die durch Griechenland zerstreut sind. Dazu
kamen die schönen Tempelruinen in Korinth, in Ägina, in Bassä
bei Phigalia, die bisher nur mangelhaft erforscht waren. Grade diese
Oberreste vollendeter Baukunst veranlaßten die Gesellschaft der
Dilettanti in den Jahren 1812 und 1813, um die Zeit von Na-
poleons Zug nach Rußland, eine neue Expedition nach Klein-
asien und Attika auszurüsten; an ihrer Spitze stand Gell, ihm
zur Seite die Architekten Gandy und Bedford. Ihre Unedited
Antiqaities of Attica, die 1817 dem letzten Bande der Antiqui-
ties of Athens auf dem Fuße folgten, darin die Aufnahme der
Mysterienheiligtümer von Eleusis und der Tempelgruppe von
Rhamnus, bezeichneten einen bedeutenden Fortschritt in unserer
genaueren Kenntnis der griechischen Architektur.

In ähnlicher Richtung bewegten sich die Studien anderer
britischer Architekten, Cockerell und Foster, in Athen, wo sie um
1810 mit Lord Byron zusammentrafen. Technische Fragen be-
schäftigten sie begreiflicherweise angesichts der beispiellosen tech-
nischen Vollendung, die in den Bauten der Akropolis ihnen ent-
 
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