Schicksale der Elgln marbles 29
gerettet, daß sie den Beschädigungen entzogen wurden, die einige
zwanzig Jahre später zwei neue Bombardements der Akropolis und
insbesondere der Westseite des Parthenon zufügte. Wir haben
hier nur zu fragen, ob durch Lord Elgins Vorgehen die Wissen-
schaft benachteiligt oder gefördert worden ist, und da kann die
Antwort nicht zweifelhaft sein. Erst durch die Bergung der
schwer gefährdeten Reste und durch ihre Ausstellung an einem
leicht zugänglichen Orte haben die Marmorwerke aus der Schule
des Phidias den Einfluß auf die Entwickelung der Archäologie,
auf die Gewinnung eines festen Mittelpunktes und Maßstabes für
die Betrachtung der griechischen Kunstgeschichte gewonnen, den
sie in dem damals weltfremden Athen, in der unereichbaren Höhe
der Giebelfelder oder zerstreut über mehr oder weniger unzu-
gängliche Schlupfwinkel, niemals würden haben ausüben können.
Die griechische Kunstgeschichte würde noch ein halbes Jahr-
hundert oder mehr der mächtigen Förderung entbehrt haben, die
sie durch die Elgin marbles in London erhalten hat. So haben
wir also allen Grund Lord Elgin dankbar zu sein.
Während in Athen daran gearbeitet ward, wie es einst von
Lord Arundel (S. 9) geheißen hatte, to transplant old Oreece
into England, und der Architekt William Wilkins die athenische
Architektur studierte, rüsteten sich andere britische Reisende das
ganze Griechenland wissenschaftlich zu erforschen. Der be-
deutendste von ihnen war der damalige Hauptmann William
Martin Leake. Er hatte den Schiffbruch des Mentor (S. 28) mit-
gemacht und dabei alle Papiere verloren, die er von einer Be-
reisung Kleinasiens mitgebracht hatte. 1804 kam er von neuem
nach Athen, um im Auftrage der britischen Regierung das grie-
chische Festland zu bereisen. So ist er der Begründer der wissen-
schaftlichen Geographie Griechenlands geworden. Zugleich durch-
wanderten der redselige Edward Daniel Clarke, Edward Dodwell,
ein sinniger Altertumsfreund, von dem italienischen Zeichner
Pomardi begleitet, und der trockene, aber unermüdliche William
Gell die griechischen Landschaften. Pausanias, der Beschreiber
gerettet, daß sie den Beschädigungen entzogen wurden, die einige
zwanzig Jahre später zwei neue Bombardements der Akropolis und
insbesondere der Westseite des Parthenon zufügte. Wir haben
hier nur zu fragen, ob durch Lord Elgins Vorgehen die Wissen-
schaft benachteiligt oder gefördert worden ist, und da kann die
Antwort nicht zweifelhaft sein. Erst durch die Bergung der
schwer gefährdeten Reste und durch ihre Ausstellung an einem
leicht zugänglichen Orte haben die Marmorwerke aus der Schule
des Phidias den Einfluß auf die Entwickelung der Archäologie,
auf die Gewinnung eines festen Mittelpunktes und Maßstabes für
die Betrachtung der griechischen Kunstgeschichte gewonnen, den
sie in dem damals weltfremden Athen, in der unereichbaren Höhe
der Giebelfelder oder zerstreut über mehr oder weniger unzu-
gängliche Schlupfwinkel, niemals würden haben ausüben können.
Die griechische Kunstgeschichte würde noch ein halbes Jahr-
hundert oder mehr der mächtigen Förderung entbehrt haben, die
sie durch die Elgin marbles in London erhalten hat. So haben
wir also allen Grund Lord Elgin dankbar zu sein.
Während in Athen daran gearbeitet ward, wie es einst von
Lord Arundel (S. 9) geheißen hatte, to transplant old Oreece
into England, und der Architekt William Wilkins die athenische
Architektur studierte, rüsteten sich andere britische Reisende das
ganze Griechenland wissenschaftlich zu erforschen. Der be-
deutendste von ihnen war der damalige Hauptmann William
Martin Leake. Er hatte den Schiffbruch des Mentor (S. 28) mit-
gemacht und dabei alle Papiere verloren, die er von einer Be-
reisung Kleinasiens mitgebracht hatte. 1804 kam er von neuem
nach Athen, um im Auftrage der britischen Regierung das grie-
chische Festland zu bereisen. So ist er der Begründer der wissen-
schaftlichen Geographie Griechenlands geworden. Zugleich durch-
wanderten der redselige Edward Daniel Clarke, Edward Dodwell,
ein sinniger Altertumsfreund, von dem italienischen Zeichner
Pomardi begleitet, und der trockene, aber unermüdliche William
Gell die griechischen Landschaften. Pausanias, der Beschreiber