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Michaelis, Adolf
Die archaeologischen Entdeckungen des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.881#0067
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58 IV. Die Grabstätten Etruriens und die antike Malerei

neuen Institutes zusammenberiefen. Es ist nicht dieses Ortes, die
Geschichte dieser internationalen Anstalt zu verfolgen, die etwa
dreißig Jahre hindurch als bloß privater Verein durch ihre regel-
mäßigen Publikationen, durch ihre Sitzungen, durch eine Fülle
ausgestreuter Anregungen den größten Einfluß auf die archäologische
Wissenschaft ausgeübt hat. Die besten Kräfte aller Länder ge-
hörten dem Institut an, aber seine Seele war Eduard Gerhard,
der von nun an allgemein als der rechte Organisator der Archäologie
angesehen ward. Auch als Konservator seiner Anstalt bewährte
er sich in mancherlei auftauchenden Gefahren.

Es war ein freundliches Geschick, das dem neugeborenen
Institut alsbald ein überaus wertvolles Angebinde in die Wiege
legte. Wiederum öffneten sich die Gräberfelder des südlichen
Etruriens und spendeten, außer neuen Wandmalereien, eine Unzahl
bemalter Tongefäße, die wir gewohnt sind mit italienischem
Namen als Vasen zu benennen. Bemalte Vasen, zum Teil mit
griechischen Inschriften, waren schon seit lange nichts Unbekanntes.
Namentlich Unteritalien hatte aus seinen Gräbern viele an den
Tag gefördert. Später war namentlich Apulien mit seinen großen
92 Prachtvasen aus Canosa, Ruvo und anderen Fundorten hervor-428)30
getreten. Im Jahre 1828 nun, zu derselben Zeit, wo in Corneto
die ersten'Wandgemälde ans Licht traten, waren in dem benach-
barten Vulci, auf einem Gute Lucian Bonapartes, des Fürsten von
Canino, zum erstenmal Gräber mit bemalten Vasen zum Vorschein
gekommen. Die ersten Ergebnisse waren heimlich beiseite ge-
schafft worden, aber bald ward in der weitausgedehnten Nekropole
der alten Stadt Vulci von den glücklichen Besitzern des Bodens
nach Vasen geschürft Der Erfolg grenzte ans Unglaubliche.
Gerhard war sofort zur Stelle. Ein Bericht, den er im Mai 1829
an den Preußischen Staatsanzeiger sandte, bietet eine anschauliche
Schilderung.

»Eine verödete, zwischen den kleinen Städten Canino und Montalto
gelegene Strecke von fast sechs Miglien Weges hat sich erst im Verfolg
der besprochenen heimlichen Funde als ein großer etruskischer Gräber-
platz, vielleicht einer alten Stadt Vulci, bekundet, dessen unscheinbare,
mehr oder weniger dicht unter der Oberfläche befindliche Grotten von
den schönsten griechischen Vasen und Vasenbildern erfüllt sind. An
 
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