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Michałowski, Kazimierz; Dziewanowski, Andrzej [Ill.]
Alexandria — Wien [u.a.], 1970

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44740#0022
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Ein anderes charakteristisches Merkmal des antiken Alexandria, durch das sich
diese Stadt von anderen in Ägypten gelegenen Grabungsorten abhebt, ist der Um-
stand, daß die antiken Ruinen oftmals mehr als zehn Meter unter der modernen
Stadt liegen. Darin ist Alexandria mit anderen Großstädten der Antike vergleichbar,
die sich in der Neuzeit einen eigenen Charakter bewahrt haben, wie zum Beispiel
Rom, Athen oder Konstantinopel.
Anderseits ist hier ein grundsätzlicher Unterschied nicht zu übersehen. In Rom ist
die bauliche Entwicklung der Stadt niemals unterbrochen gewesen: Mittelalter fügt
sich an Antike, die Renaissance schließlich nimmt beide Epochen in sich auf, und
in der Neuzeit ist es durch die Aufdeckung der wichtigsten antiken Bebauungsflächen,
wie dem Forum Romanum, dem Palatin oder den Kaiserforen, gelungen, innerhalb
der modernen Stadt ein geschlossenes Gebiet für die Denkmäler der alten Baukunst
zu schaffen. Ähnlich ist auch - trotz einer anderen Tradition der historischen Bau-
kunst - das Bild von Athen, zumindest wenn man die Akropolis mit der Agora und
den anliegenden antiken Bauten in Betracht zieht. In Konstantinopel sind die
Denkmalkomplexe infolge der großen Zerstörungen nach der Eroberung der Stadt
durch die Türken im Jahre 1453 von großer Unterschiedlichkeit: Neben der byzanti-
nischen Sophienkirche, die in eine Moschee umgewandelt wurde, gibt es beschei-
dene Reste des Hippodroms, unterirdische Zisternen und verhältnismäßig gut
erhaltene Stadtmauern.
In Alexandria hat es das, was die Archäologen mit dem italienischen Terminus
„zona monumentale“ bezeichnen, bisher nicht gegeben. Diese „zona“ kann erst nach
Abschluß der polnischen Ausgrabungen auf dem Gelände des Kom el-Dikka ent-
stehen. Doch ist die bestehende historische Zäsur zwischen Altem und Neuem
hier derartig einschneidend und augenfällig, daß man auf der Suche nach antiken
Spuren ein viel größeres Vorstellungsvermögen mitbringen muß, als in den Ruinen
anderer antiker Städte oder Tempelanlagen.
Deshalb ist das Bild von den Relikten des antiken Alexandria, wie es uns vom Foto-
grafen vermittelt wird, auf viel schwierigeren Voraussetzungen gegründet, die
mehr eingehende Studien erforderlich machten, als es beispielsweise bei einer Doku-
mentation über die berühmten thebanischen Nekropolen, die Pyramiden in Giseh
oder die Mastabas in Sakkara der Fall wäre. Aus dieser Sicht gewinnt der Bildband
seinen besonderen Wert, der durch die reiche Literatur über das antike Alexandria
nicht gemindert werden kann.
 
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