ine schwere Wunde, die der Wiener Kunst in jüngster
Zeit geschlagen wurde, bricht auf, wenn der Name
„Tilgner” genannt wird. Mit erneuter Trauer werden die Kunst-
freunde die Nachricht vernehmen, dass das letzte Stück von
dem Neben dieses grossen Meisters, der letzte Rest unmittel-
barer Erinnerung an eine rastlose Schaffensfreudigkeit nun-
mehr auch zu sein aufhört: Das wohlbekannte Atelier im
Schwarzenberg’schen Gartenpalais wird aufgelöst, sein Inhalt
zerstreut.
Neben der nüchternen, weissgetünchten Bildhauerwerk-
stätte, in der mit Thon und Gips gehandhabt wurde, die
Scalpellini den Marmor meisselten, hatte sich Tilgner ein
trautes, heimliches Studio, einen Empfangsraum eingerichtet,
der auf den Besucher mit dem Reize des Contrastes wirkte.
Denn was sich der Künstler draussen, mitten unter der Arbeit
versagen musste, hatte er hier vereinigt, seine Freude an der
Farbe, sein decoratives Talent, sein Gefällen an einem behag-
lichen Euxus und seine Sammellust.
Tilgner sammelte gern und viel, aber nicht planlos.
Man fühlt den Dingen, die er in seinem Studio und in seiner
Wohnung zusammentrug, förmlich nach, dass er in ihnen
etwas suchte und fand, das seiner künstlerischen Eigenart
congenial war, das ihn da und'dort, oft kaum merklich für