Der Mensch und die Pflanzen- und Tierwelt im Volkslied. 71
obachten, so wird das, was den Augen der Mitmenschen ver-
borgen, ihnen kund.
Es ist Niemand im Wald, der dich hören wird,
Als die kleinen Waldvöglein,
Die fliegen den grünen Wald, aus und ein.
(Schwaben 161, vgl. Lh. I 125.)
Und nicht nur Gelegenheit haben sie. sondern auch Neu-
gierde alles auszuspüren. Wie zwei Leichen im Walde ge-
funden werden,
Da sind die Vögel weit und breit
Zu ihnen hingeflogen,
Zu sehen was an diesen Ort
Alldorten sei geschehen. (Lh. I 181.)
Auch von einer im Wald Ermordeten heißt cs:
Und als drei viertel Jahr um war
Da hat man sie getroffen,
Da sind die Vöglein weit und breit
Hoch über ihr geflogen. (Erzgeb. 87.)
Daher sind die Vögel allwissend.r)
In älteren Volksliedern nennt der Verfasser gern in der
letzten Strophe, wenn nicht seinen Namen, doch seinen Beruf
usw.; wenn er das aber nicht tun will, sagt er: Vögel haben
das Lied irgendwo gefunden, drei Gänse haben es über den
Rhein gebracht, drei Hühner es aus dem Mist gescharrt. (Wm.
Jb. HI 290.)
Ebenso sagen englische Kinder, wenn sie in die Enge
getrieben werden mit der Frage, woher sie etwas wissen,
„a little bird told me.“
Der Vogel ist also im Stande als Weissager aufzutreten:
Ich ging wohl über Berg und Thal,
Da sang ein schönes Nachtigall;
Sie sang so hübsch, sie sang so fein,
Sie sagt, ich sollt’ noch glücklich sein.
(Mosel 41, vgl. Nassau 142, Wm. Jb. 111 309.)
Da kam das kleine Waldvögelein
Und sang das Liedelein:
„Begraben muss du werden
Wohl in die grüne Erden,
Vor lauter Liebestreu.“ (Itzgrund 11 171.)
0 Gubernatis Zool. Myth. II 172 ff.
obachten, so wird das, was den Augen der Mitmenschen ver-
borgen, ihnen kund.
Es ist Niemand im Wald, der dich hören wird,
Als die kleinen Waldvöglein,
Die fliegen den grünen Wald, aus und ein.
(Schwaben 161, vgl. Lh. I 125.)
Und nicht nur Gelegenheit haben sie. sondern auch Neu-
gierde alles auszuspüren. Wie zwei Leichen im Walde ge-
funden werden,
Da sind die Vögel weit und breit
Zu ihnen hingeflogen,
Zu sehen was an diesen Ort
Alldorten sei geschehen. (Lh. I 181.)
Auch von einer im Wald Ermordeten heißt cs:
Und als drei viertel Jahr um war
Da hat man sie getroffen,
Da sind die Vöglein weit und breit
Hoch über ihr geflogen. (Erzgeb. 87.)
Daher sind die Vögel allwissend.r)
In älteren Volksliedern nennt der Verfasser gern in der
letzten Strophe, wenn nicht seinen Namen, doch seinen Beruf
usw.; wenn er das aber nicht tun will, sagt er: Vögel haben
das Lied irgendwo gefunden, drei Gänse haben es über den
Rhein gebracht, drei Hühner es aus dem Mist gescharrt. (Wm.
Jb. HI 290.)
Ebenso sagen englische Kinder, wenn sie in die Enge
getrieben werden mit der Frage, woher sie etwas wissen,
„a little bird told me.“
Der Vogel ist also im Stande als Weissager aufzutreten:
Ich ging wohl über Berg und Thal,
Da sang ein schönes Nachtigall;
Sie sang so hübsch, sie sang so fein,
Sie sagt, ich sollt’ noch glücklich sein.
(Mosel 41, vgl. Nassau 142, Wm. Jb. 111 309.)
Da kam das kleine Waldvögelein
Und sang das Liedelein:
„Begraben muss du werden
Wohl in die grüne Erden,
Vor lauter Liebestreu.“ (Itzgrund 11 171.)
0 Gubernatis Zool. Myth. II 172 ff.