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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0211
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205

ches Abrinsberc zum Hl. Stephan genannt wird, fünf Huben im Dorf Sahssenheim maior
(Großsachsen südl. Weinheim), welche 16 Unzen als Zins abwerfen, welche der Herr Abt
Anshelm seligen Angedenkens aus seinem Eigentum ausgeschieden und jenem Kloster
zum Heile seiner Seele übergeben hat. Wir bezeugen vor dem Herrn, daß genannter
Weingarten, als er übergeben wurde, so ausgeschunden und heruntergewirtschaftet war,
daß von demselben nicht einmal ein halbes Ohm Wein gekeltert werden konnte. Damit
nun unsere Brüder nicht meinen sollen, sie wären zu kurz gekommen, und dem Verwalter
Vorwürfe machen könnten, geben wir einen uns gehörigen Anteil des Zehnten vom
Mulenberg (Mühlherg nördl. des Mühltales hei Handschuhsheim) dazu, der Jahr für
Jahr ungefähr ein Fuder Wein ausmacht, aber auch mehr, sogar mehr als zwei, auch drei
Fuder einbringen kann. Nun ist aber der Zehnte jenes Weingartens von unserem Vor-
gänger, Abt Gerold, den Mönchen, die ebenfalls auf dem Abrinsberg (Heiligenberg) und
zwar im oberen Kloster (zu St. Michael) wohnen, bereits zu Lehen gegeben worden. Wir
besitzen aber auch noch einen Weingarten, nämlich Butenstal (Budenstall, Busgental,
zwischen Neuenheim und Handschuhsheim), der uns bisher den Tischwein lieferte. Den
Zehnten von diesem Weingarten haben wir in ähnlicher Weise mit jenen Mönchen aus-
getauscht und mit ihrer gütigen Zustimmung gekeltert. Und so haben wir, wie gesagt,
alles in Bausch und Bogen den vorgenannten Mönchen zum Geschenk gemacht. Damit
dieser Tausch unverbrüchlich bestehen bleibe, wurde er erst im Klosterkapitel durch die
Mönche, dann im Dorfe Handschuhsheim durch den Klostervogt und endlich in öffent-
licher Versammlung durch das ganze Klostergesinde bestätigt. Und weil der Rat der
Mönche einstimmig war und beide vertragsschließenden Parteien Vorteile aus demselben
genießen, wurde bestimmt, die Vereinbarung schriftlich und ordnungsgemäß abzufassen
und mit dem Siegel des Hl. Nazarius zu fertigen. Zeugen dieses Handels sind der Abt
Diemo und von den Mönchen der Kämmerer Diemo, der Propst Wezel, der Dekan
Burkard, der Pförtner Ermbert, Marquard, Gerlach, Diemar, Ludwig und die übrigen
Mönche der Reihe nach. Von den Laien aber der Vogt Konad (von Bickenbach?). Von
den Dienstleuten: Arnold, Rumhard, Gernod, Hartbert. Vom Gesinde: Hildebert,
Marcolf, Anshelm, Ebbo, Reginbodo, ein anderer Marcolf, Hildibert, Bobbo, Diepold
und viele andere. Geschehen im Jahre 1130 nach des Herrn Menschwerdung, unter der
Regierung von Lothar (IL, 1125—1137, aus dem Hause Supplinburg), dem römischen
Kaiser (seit 4. Juni 1133) und allezeit Mehrer des Reiches. Marquard, nur dem Namen
nach Mönch, hat das geschrieben und glücklich vollendet. Amen.

VERMERK 144

Um jene Zeit gründete ein gewisser Diener Gottes namens Anselm, ein frommer und
reicher Mann, das Klösterchen Niwenburg (Neuburg bei Heidelberg), ließ die Kirche
bauen und zu Ehren des heiligen Apostels Bartholomäus einweihen. Er sorgte auch für
Wohnbauten für die dortigen Diener Gottes. Nach besten Kräften stattete er seine Neu-
gründung mit Vermögen und Liegenschaften aus, welch letztere später durch die Fürsorge
des Herrn Heinrich, unseres Abtes, wie in seiner Lebensbeschreibung noch zu berichten
sein wird, vermehrt und verbessert wurden.
 
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