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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0238
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dem Kaiser und seinem Bruder Konrad, dem Pfalzgrafen bei Rhein, wiederherzustellen.
Diesmal aber war alle Anstrengung, alles Drängen und Mühen vergebens, denn bei den
streitenden Brüdern überwogen die häuslichen Zwistigkeiten die Vernunftgründe guter
Ratschläge. Am Feste der Geburt der seligen Jungfrau Maria (8. September 1166), als es
gegen Abend ging, wurde Heinrich von leichten Fieberschauern erfaßt, die ihn im kom-
menden Winter nicht mehr losließen. Erglühend in brennender Hitze zerfielen seine Kör-
perkräfte, und eine große Mattigkeit, durch kein Mittel mehr heilbar, griff an sein Leben.
Nachdem die Krankheit während einiger Tage sich verschlimmert hatte, verteilte er sein
Vermögen, das er mit großer Sparsamkeit und Vorsorge angesammelt hatte. Zunächst
sorgte er für sein Kloster, daß es wegen der häufigen italischen Feldzüge, welche von ihm
unternommen worden waren, in seinen Besitzungen keinen Schaden erleiden könne. Im
übrigen hielt er es für besser, sein Geld zu verteilen und den Armen zu geben, als daß es
nach seinem Hinscheiden durch solche, welche nicht arm waren, verteilt und an solche,
welche ebenfalls nicht arm waren, gegeben würde. Er ließ liturgische Gefäße, nämlich
Kelche herstellen, ausgezeichnet durch edle Formen und von ansehnlichem Gewichte, und
verteilte sie an folgende Klöster der Diener Gottes: Altenmünster, Michelstadt, Hirsau,
Sinsheim, Odenheim, Schönau, Bronnbach, Eberback, Otterberg, Frankenthal (2 Kelche!),
Hagen und andere, in Orten, welche uns augenblicklich nicht einfallen. Das Kloster Lorsch
erhielt einen vergoldeten Kelch, zwei silberne Becken, ein silbernes Rauchfaß, ein Weih-
rauchschiffchen, zwei silberne Kannen und außerdem 5 V2 Pfund Gold im Gegenwert von
55 Mark Silber zum Ankauf von liturgischen Gewändern, woraus dann ein kostbares
Meßgewand, eine Dalmatika, eine Stola aus Goldbrokat, ein weiteres Meßgewand, drei
Chormäntel mit Goldbesatz, ein golddurchwirktes Altartuch, weitere einfachere aber
immerhin noch recht wertvolle Chormäntel und 6 seidene Stolen angekauft wurden. Fer-
ner erhielt Lorsch einen goldenen Fingerring mit einem kostbaren Stein und außerdem
15 Fuder alten Weines und einen Weinberg in Hemsbach (a. d. Bergstraße), dessen Ertrag
den Mönchen an des Testators Jahrestag zur Verfügung stehen sollte. Das übrige Geld
teilte er den Kirchen Gottes auf diese Weise zu: Sinsheim erhielt 45 Mark Silber zum
Ankauf eines Gutes, Schönau 20 zur Erbauung einer Kapelle, Hirsau 5, Odenheim 5,
Maulbronn 5, Sancta Candida 2, Kirchheim 2, Gottesau 2, Hagen 10, Frankenthal 8,
Gommersheim 3, Otterberg 3, Eberbach 5, Ebrach 5, Bronnbach 5, Lobenfeld 2, Mühl-
heim 2, Bolanden 2, Seebach 2, Höningen 2, Königsbrück 3 Mark Silber. Den Nonnen
und Witwen von Lorsch schenkte er 5 Talente, den Armen anläßlich seiner Bestattungs-
feier 3 Talente, dem Jerusalemer Hospital (in Lorsch) 1 Talent, den Schwestern in Bingen
(Gingen?) 30 Schilling, für die Erstellung eines Daches an der Kirche des Hl. Stephanus am
Heligenberg 50 Schilling, dem (Lorscher) Kustos 20 Schilling für Lichter, für den Gottes-
dienst der Mönche anläßlich seiner Beisetzung 30 Schilling. Für seine Grabplatte be-
stimmte er 20 Schilling und für die Kirche in Uraha (Urach oder Aurich) 40 Schilling.
Nach außen aber, nämlich seinen leiblichen Brüdern Siegward, Albert und Swigger, gab
er 30 Mark Silber, seinen Dienern 20, seinem Onkel Otto eine silberne Urne im Gewichte
von 5 Mark, den beiden Rittern, die ihm gedient hatten, zwei silberne Schüsseln. Alles in
allem, was er den Dienern Gottes geschenkt hatte: 193 (richtig: 192) Mark Silber und
18 34 Talente. Alle Kelche zusammen hatten ein Gewicht von 30 Mark; Schalen, Rauch-
faß, Schiffchen und Kannen wogen 9 Mark Silber und der goldene Ring hatte einen Wert
von 2 Mark Silber, was er nach außen verteilte, mit Urne und Schüsseln, 57 Mark Silber.
 
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