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Bibliotheca Hertziana [Editor]; Bruhns, Leo [Honoree]; Wolff Metternich, Franz [Honoree]; Schudt, Ludwig [Honoree]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0130
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126

Martin Gosebruch


77. Giotto, Stefaneschi-Altarwerk, Apostel, darunter Johannes Evangelista links außen, Andreas rechts außen, Bartholomäus
in der Mitte. Rechte Tafel der vorderen Predella

kommen auf den Miniaturen des Georgscodex vor - ist gegenüber dem ,,heiligen“ Christusthron merklich
schlichter und sachlicher, verrät aber in seiner dinglichen und raumperspektivischen Darstellung die
Meisterhand.
Neben der Mittelgruppe wenden sich zwei hellgekleidete, rauchfaßtragende Engel dem Thron zu. Links
davon Petrus in blauem Gewand und hellockerfarbenem Mantel, rechts Jakobus in rosa Gewand und
blauem Mantel, der einen grünen Umschlag sehen läßt. Er trägt ein rotes Buch in der Linken, den Pilger-
stab in der Rechten, Petrus einen Kreuzstab und den Schlüssel. Beide Figuren wenden sich leicht der
Mitte zu, denn sie gehören noch zur unmittelbaren Umgebung der Madonna.
Unter allen Attributen, die von den Aposteln der Predellentafeln getragen werden, sind Kreuzstab und
Pilgerstock des Petrus und Jakobus die längsten Zeichen, was immerhin auf die Sorgsamkeit weist, mit
der sich der Maler um feine Mittel der Heraushebung bemüht hat. Die rechte Predellentafel, unterhalb der
„Enthauptung Pauli“, trägt fünf Apostel (Abb. 77). Von links beginnend sehen wir Johannes Evangelista,
der den Kopf nach rechts ins Profil hält. Über grünem Gewand trägt er den rosa Mantel. Der nächste
Apostel, in zinnoberrotem Gewand unter blauem Mantel, ein zinnoberrotes Buch in der Hand, wendet
sich immer noch leicht nach rechts, läßt aber seine Augen davon abweichend mehr nach vorn blicken.
Bartholomäus im weißen Priestergewand mit goldenen Ornamenten scheint für die Anordnung auf der
Mittelachse besonders geeignet86. Er blickt nun nach links hinüber, wohin auch das ihn bezeichnende
Messer gehalten ist, während sich folgerichtig das rote Buch auf der rechten Seite befindet. Wie nun schon
erwartet werden kann, blickt der vierte Apostel wieder nach rechts. Über dem Gewand in Rosa trägt er
den gelben Mantel, das Buch ist grün. Die rechte Hand bleibt vom Mantel verhüllt. Als Eckfigur vermag
Andreas die stattliche Gestalt eines alten Mannes mit Bart und kräftigem Haupthaar sowie seinen Kreuz-
stab einzusetzen. Wer mit der Aufmerksamkeit, zu der Giotto selbst erzieht, dieses Kreuz betrachtet,
mag aus seiner besonderen Größe und der Form der Arme den Hinweis auf besondere Bedeutung nehmen
und das Kreuz des Königreichs Jerusalem als gemeint vermuten, das König Robert von Neapel in seinem
Wappen führte. Andreas trägt den grünen Mantel über rotem Gewand.
An der Apostelreihung ist demnach zweierlei interessant. Einmal die durch den Rhythmus der Zu- und

86 Bartholomäus trägt dieses Gewand bei Giotto schon auf dem Pfingstbild des Obergadens von S. Francesco zu Assisi.
 
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