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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0331
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Zur Bautätigkeit Sixtus’ V. an S. Maria Maggiore in Rom 327
Ausbesserungsarbeiten.: Restaurierung und Erneuerungen am Campanile und eine Orgeltribüne16,
ferner, unter Paul IV. (1555-1559), die Fertigstellung eines Restes und die Erneuerung von Teilen des
rechten Seitenschiffgewölbes, welches die altehrwürdige Cappella del Presepe mit Einsturz bedrohte17,
oder — durch Gregor XIII. und Martino Lunghi — die Ersetzung des baufälligen mittelalterlichen Porti-
kus für das heilige Jahr 1575, auf den der Papst dann noch einen neuen Straßendurchbruch vom Lateran
her zuführen ließ18. Auch paßte man den alten Bau durch Korrekturen den Erfordernissen des im Geiste
der Gegenreformation, sich neu formierenden Gottesdienstes an, wobei sich bereits gewisse Ansätze für
die im letzten Viertel des Jahrhunderts einsetzenden größeren Veränderungen abzeichneten; das gilt
vor allem für die auf direkte Veranlassung des hl. Karl Borromäus, der von 1564-1572 Erzpriester von
S. Maria Maggiore war19, im Chor und Querhaus unternommenen Veränderungen. Greifbar werden von
diesen Arbeiten die Neu-Ausgestaltung der Apsis-Chorpartie mit der Errichtung eines neuen Gestühls,
welches das Mittelschiff gegen die Kreuzarme abtrennte (Abb. 236)20, und - Tendenzen des Quattrocento
zur Freilegung des Hauptraumes ganz entschieden wieder aufnehmend - die Niedrigerlegung der nun
abgeschnittenen Seitenschiff-Enden im Querhaus21. Wie man sich diese Umgestaltung im Chorraum
dachte, scheint durch eine allerdings stark schematische Grundrißzeichnung in der Albertina überliefert
(Abb. 238), welche noch vor 1573 entstanden sein muß; eine Vorstellung vom Aussehen der fertigen
Anlage vermittelt auch noch der spätere Stich bei De Angelis, tav. 101 (Abb. 239)22. Man erreichte damit
Boll. d’Arte, 1915, fig. 10). C. Bobromeo, De Fabrica Ecclesiae (1577), Ed. Arte Sacra, Milano 1952, fordert ausdrücklich um
der Sichtbarkeit willen, die Abstimmung von Kapellenöffnung und Interkolumnien.
16 Biasiotti, Melanges, 1915, p. 33.
17 Francini, Stationi, p. 18: ,,di questi navi piü piccoli Paolo IIII ristorö quella da man destra la quäle rovinava la Cappella
antichissima del Presepio con l’imagine del parto della B. Vergine tutta di Musaico guernita . . .“; Ms. Bianchini V, 154 v
(Abschrift nach Sirletos Text für C. Borromeo): „Collabentem restituit ni fallor Paulus quartus“ (SS-Gewölbe); De Angelis,
p. 94, läßt erkennen, daß schon damals ein Teil der im 15. Jh. begonnenen Seitenschiffwölbung fertiggestellt war.
18 cf. P. Ugonio, p. 66: „rifece di nuovo con i medesimi ornamenti“; ferner G. B. Baglione, Le vite de’ pittori scultori e architetti
del Pontificato di Gregorio XIII, del 1572 in fino a’ tempi di Papa Urbano VIII nel 1642, Roma 1642, ed. Mariani, p. 68, und
die Notizen Gugl. della Portas über den ruinösen Zustand des Portikusgewölbes, erw. bei G. Gronau, Über drei Skizzen-
bücher des Guglielmo della Porta, Jb. d. Pr. Kupstslgn. 39, p. 19. Zu den Straßenregulierungen Gregors XIII s. Pastor IX,
pp. 815f.
19 Die Reformen begannen unter Paul III.; sein mächtiger Neffe Kardinal Aless. Farnese setzte 1542 neue Statuten für die
Kanoniker und 1544 Guido Asc. Sforza unter Pius IV. solche für die Basilika fest. (Ms. Bianchini V, pp. 24 f., 26 f.) Am 12. und
21. Dez. 1561 sind dann auf Vorschlag des hl. Karl Borromäus erlassene Anordnungen Pauls IV. zur Regelung des Chordienstes
der Benefiziaten und anderer Kleriker datiert (cf. Taccone-Gallucci, p. 38), denen am 20. Juni 1564 ein neues Statut für die-
selben von Kard. Ascanio Sforza folgte (Taccone-Gallucci, p. 45; Ms. Bianchini V, pp. 24, 26). Am 1. Sept. 1562 gab es auch
eine Neuregelung für die Poenitenziare in S. Maria Maggiore (De Angelis, p. 106; Taccone-Gallucci, p. 45).
20 cf. Tacconi-Gallucci, p. 58f.; Ms. Bianchini V,p. 55; Ciacconius III, p. 900, sagt vom hl. Karl Borromäus ausdrücklich:
„Chorum restaurari procuravit“ und verweist ebenso wie Bianchini auf die Inschrift: ,,S. Carolus Borromaeus huius Basilicae
Archipresbyter Cardinalis Canonicorum Odaeum magnificentius imae apsidi circumduxit institutis beneficiarii octodecim ac
duodecim etiam Clericis Templi cultum mirifice auxit.“ Die persönliche Anteilnahme Carlo Borromeos spürt man auch in seinem
Brief vom 7. Jan. 1573 an das Kapitel: ,,quanto alla fabrica incominciata so bene ehe non ho io apigliarmene pensiero, ma mas-
simamente essendo toccata la cura di codesta chiesa a Monsignor Ill(ustrisci)mus Sforza [der Nachfolger Borromeos als Erz-
priester] inclinatissimo all’ornamento di essa . . .“, Taccone-Gallucci, p. 59; BianchiniV, pp. 56 f., 59, 64v; De Angelis, p. 94
(zit. Anm. 21) undp. 158: ,,. . . opus fuerit de mandato . . . Illmi ac Revmi Domini Cardinalis Borromaei“. Zur Hochlegung und
Aussonderung des Chores s. auch C. Borromeo, De Fabrica . . ., pp. 34—36.
21 cf. De Angelis, p. 94: ,,Ad harum navium caput, occasione Chori ampliandi ob beneficiatorum numerum a Pio Quarto
auctum, crux, quae per Chorum penetrabat, et ad parvas ianuas pertingebat, fuit obstructo, velut hodie cernimus, cum pro
Choro inserviat. Et in crucis concameratione, antequam . . . Cardinalis Rothomangensis insignia apparebant: et eodem tempore
denuö duos parietes usque ad Ecclesia medium construxit quo minores concamerationes magis perstarent sic praeter manu-
scriptum habet . . .“
22 Die Zeichnung, welche hier mit frdl. Erlaubnis der Albertina zum erstenmal abgedruckt wird, fand sich in der Abtlg. Ital.
Architektur der Staatl. Graph. Sammlung Albertina, Wien (Rom XVIII/I/1 bzw. n. 588; 47,8 X 35,9 cm, geklebt, Feder laviert,
Wasserzeichen: Schild mit Lilie über ,,M“ mit Querstrich, rückseitig beschriftet: ,,di s(an)ta maria magiore coro come lo voleva il
po(ntefice ? = beschnitten)“. Das Blatt zeigt eine grobe Skizze der bestehenden Architektur (gedeckt, grau laviert), der
projektierten gemauerten Trennwände gegen die Seitenschiffe und der Oratorien-Schranken (hell, grau laviert) sowie des
hölzernen Gestühls und der Schranken zwischen den Säulen vor dem Hochaltar (gelblich laviert). Deutlichste, im
Vergleich mit Uff. A. 216 (Abb. 237) und De Angelis, tav. 56 (Abb. 241) festzustellende Ungenauigkeiten: Position der
beiden nordwestl. Säulen der Hochschiffwände, Ort des Hochaltars und der Säulen in den kl. Oratorien sowie die Wendeltreppe
 
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