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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin
734. Ein verfälschter romanischer Leuchter. (Mit-
teilung auf der Haager Tagung 1935; vgl. Prot. S. 12, Nr. XI und
Archiv Nr. 1598—1599.)
Bei einem aus Münchner Kunsthandel angebotenen romanischen
Leuchter (Abb. 1 a u. b) im Typ der Rankenleuchter des 12./13. Jahr-
hunderts ist der obere Teil (Dorn, Teller und Nodus) wohl sicher
als original anzusprechen. Der untere Teil erscheint verdächtig
durch völlige Unklarheit der Zeichnung.
Zweifellos gibt es auch unter den erhaltenen mittelalterlichen
Bronzen nachlässige Arbeiten, aber es ist doch ein großer Unter-
Archiy Nr. 1599 (Abb. 1b)
schied zwischen der flüchtigen Ausführung der Zeichnung einer
bestimmten Zierform und dem bloßen Ausgehen auf den Eindruck
der Gesamterscheinung unter völliger Außerachtlassung des orga-
nischen Zusammenhangs der Ornamente, wie es bei dem vorliegen-
den Stück der Fall ist. Eine derartige geradezu impressionistische
Grundeinstellung zur Form ist mit dem, was wir vom Handwerks-
betrieb des Mittelalters wissen, nicht vereinbar, entspricht aber
durchaus der Mentalität des 19. Jahrhunderts.
Hinzu kommt, daß das Oberteil des Leuchters natürliche
Abnützungsspuren zeigt, während bei dem Unterteil gratige Ränder
der Einritzungen und Rauheiten des im Wachsausschmelz-Ver-
fahren hergestellten Gusses stehen geblieben sind.
B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin
734. Ein verfälschter romanischer Leuchter. (Mit-
teilung auf der Haager Tagung 1935; vgl. Prot. S. 12, Nr. XI und
Archiv Nr. 1598—1599.)
Bei einem aus Münchner Kunsthandel angebotenen romanischen
Leuchter (Abb. 1 a u. b) im Typ der Rankenleuchter des 12./13. Jahr-
hunderts ist der obere Teil (Dorn, Teller und Nodus) wohl sicher
als original anzusprechen. Der untere Teil erscheint verdächtig
durch völlige Unklarheit der Zeichnung.
Zweifellos gibt es auch unter den erhaltenen mittelalterlichen
Bronzen nachlässige Arbeiten, aber es ist doch ein großer Unter-
Archiy Nr. 1599 (Abb. 1b)
schied zwischen der flüchtigen Ausführung der Zeichnung einer
bestimmten Zierform und dem bloßen Ausgehen auf den Eindruck
der Gesamterscheinung unter völliger Außerachtlassung des orga-
nischen Zusammenhangs der Ornamente, wie es bei dem vorliegen-
den Stück der Fall ist. Eine derartige geradezu impressionistische
Grundeinstellung zur Form ist mit dem, was wir vom Handwerks-
betrieb des Mittelalters wissen, nicht vereinbar, entspricht aber
durchaus der Mentalität des 19. Jahrhunderts.
Hinzu kommt, daß das Oberteil des Leuchters natürliche
Abnützungsspuren zeigt, während bei dem Unterteil gratige Ränder
der Einritzungen und Rauheiten des im Wachsausschmelz-Ver-
fahren hergestellten Gusses stehen geblieben sind.