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Einleitung.
noopolis12), Kene (462), Abydos, Koptos13), Theben, Elephantine14). Ist da ein Fehlschluß
möglich? Wir werden sagen dürfen, daß diese Ware über das ganze Land hin verbreitet war,
wie die Kleinbronzen15) und die Ostraka16); jedoch im Faijum und im Delta ungleich beliebter
war als im oberen Tal; auch dieser Schluß ist berechtigt, zumal wenn man sich erinnert,
daß gerade im Norden die Ruinen viel mehr durch die Feuchtigkeit des Bodens gelitten haben
als im Süden. Für die richtige Beurteilung der Kultur des Deltas werden also auch von diesen
kleinen Monumenten neue Aufschlüsse erwartet werden dürfen.
Die Herkunftslisten lehren ferner eine fundamentale Tatsache. Einem hinreichend bekannten
Brauch entsprechend haben die Griechen Ägyptens wie die Eingeborenen selbst ihren Toten
Bilder ins Grab mitgegeben17). Zäh haben auch die Mischlinge der Kaiserzeit daran festgehalten;
das lehren uns einzelne Funde in Abusir el-Mäläk, Hawara, Antinoopolis18). Aber die Typen dien-
ten dem Toten kaum, wie man gesagt hat, zur Unterhaltung, sondern waren seine Schützer auf
dem Weg zum Jenseits. Das lehrt ihre inhaltliche Deutung. — Dies aber nicht allein. Mehrmals
sind sie in den Ruinen der Häuser gefunden19). Sie waren also Teile der Ausstattung
der Wohnungen, gehörten zur Umgebung der Lebenden, reden von ihrem Geschmack,
ihrer Bildung. Was den Lebenden bewegt, welche Formen des Glaubens ihn beherrschen, zeigen
sie bis jetzt am besten von all unseren Quellen.
Material.
Um unsere Figuren herzustellen, haben die Handwerker verschiedene Stoffe verwendet:
Fayence, Stuck, Ton. Die Statistik des Erhaltenen zeigt, daß zu ungunsten der zwei erstgenannten
der Ton, der in allen Qualitäten und Farben vorkommt, weit überwiegt. Bestimmte Gründe für
dieses Verhältnis sind nicht überliefert, bisher auch nicht angeführt. Zunächst mag in Betracht
kommen, daß während der Ton zumeist leicht erreichbar und billig ist, der Stuck infolge seiner
geringeren Haltbarkeit unrentabel sein muß, infolge seines speckigen Aussehens bei den Käufern
sich nicht durchsetzen konnte; wiewohl er in der Töpferwerkstatt für die Tonformen gerne ge-
braucht ward und jedermann, seit langer Zeit, seine Verwendung in der Dekorationsmalerei und
12) Gayet, Annales du Musee Guimet XXX, 2, pl. 3.$
13) A. J. Reinach, Bull, de la soc. des fouilles Archeol. 111, 1912, 69 ff.
14) 444; vgl. auch Zucker, Arch. Anz. 1906, 129; 1908, 194.
15) Herkunft: Abusir, Abydos, Alexandria, Daphne, Edfu, Elephantine, Faijum, Koptos, Meir, Mit-Rahine, Oxyrhynchos,
Sais, Theben, Zagazig usw. für alle möglichen ägyptisch-griechischen Motive (vor allem Edgar, Greek Bronzes, Perdrizet, Coll.
Fouquet; viele unpublizierte Stücke in Berlin).
16) Wilcken, Ostraka I, 20—26. Ist darum die Kultur in Nubien eingewandert (v. Bissing, Sitzb. Münch. Ak. 1910, 3,
S. 8,1), weil dieser Kram auch in Nubien gefunden wird?
17) Vgl. Anm. 4; Schreiber, Kom esch-Schukafa (Sieglin-Exped. I) S. 213 ff geht mir viel zu weit in seiner Zuweisung
zur Totenausrüstung.
18) Abusir el-M., vgl. Nr. 202: „neben dem Kopf einer Kinderleiche gef.": so Möller. Hawara: Petrie, Memphis IV, pl. XIV,
Kinderleiche mit Ausrüstung, darunter ein liegender Löwe, Harpokrates (Fayence). (Hier zu Häupten des Kinds das Tafel-
bildchen des Weibs, Taf. 26.). Vielleicht auch Salamune: s. Nr. 218. Antinoopolis: Das neuerdings öfter abgebildete „Lara-
rium der Leukaionia", das Gayet so gefunden haben will. Warum gibt er nur Photos vom jetzigen Aufbau im Mus. Guimet?
Wer Gayets Art kennt, die Ausgrabungen in der Stadt zu behandeln und die Ergebnisse zu publizieren, wird entschuldigt
sein, wenn er skeptisch ist.. Seine Erklärungen der Einzelfiguren sind ebenso dürftig wie die Zusammenstellung des Ganzen
rätselhaft.
19) Vgl. die einwandfreien Angaben von Petrie in seinem Memphis III, 45 und Roman Ehnäs. Auch Wilcken bezeugt
mir das ausdrücklich für Ehnäs (Excerpt aus dem Tagebuch; Papyri in Häusern, Wilcken, Grundzüge S. XX). Die Köms
von Eschmunön (Anm. 3), Elephantine (Anm. 14), von Bubastis (Anm. 5) und Naukratis (Anm. 2) haben mit Nekropol nichts
zu tun. Ebenso in Arsinoe, Darb Gerse, el-Kantara, Umm el-Barakät und sonst.
Einleitung.
noopolis12), Kene (462), Abydos, Koptos13), Theben, Elephantine14). Ist da ein Fehlschluß
möglich? Wir werden sagen dürfen, daß diese Ware über das ganze Land hin verbreitet war,
wie die Kleinbronzen15) und die Ostraka16); jedoch im Faijum und im Delta ungleich beliebter
war als im oberen Tal; auch dieser Schluß ist berechtigt, zumal wenn man sich erinnert,
daß gerade im Norden die Ruinen viel mehr durch die Feuchtigkeit des Bodens gelitten haben
als im Süden. Für die richtige Beurteilung der Kultur des Deltas werden also auch von diesen
kleinen Monumenten neue Aufschlüsse erwartet werden dürfen.
Die Herkunftslisten lehren ferner eine fundamentale Tatsache. Einem hinreichend bekannten
Brauch entsprechend haben die Griechen Ägyptens wie die Eingeborenen selbst ihren Toten
Bilder ins Grab mitgegeben17). Zäh haben auch die Mischlinge der Kaiserzeit daran festgehalten;
das lehren uns einzelne Funde in Abusir el-Mäläk, Hawara, Antinoopolis18). Aber die Typen dien-
ten dem Toten kaum, wie man gesagt hat, zur Unterhaltung, sondern waren seine Schützer auf
dem Weg zum Jenseits. Das lehrt ihre inhaltliche Deutung. — Dies aber nicht allein. Mehrmals
sind sie in den Ruinen der Häuser gefunden19). Sie waren also Teile der Ausstattung
der Wohnungen, gehörten zur Umgebung der Lebenden, reden von ihrem Geschmack,
ihrer Bildung. Was den Lebenden bewegt, welche Formen des Glaubens ihn beherrschen, zeigen
sie bis jetzt am besten von all unseren Quellen.
Material.
Um unsere Figuren herzustellen, haben die Handwerker verschiedene Stoffe verwendet:
Fayence, Stuck, Ton. Die Statistik des Erhaltenen zeigt, daß zu ungunsten der zwei erstgenannten
der Ton, der in allen Qualitäten und Farben vorkommt, weit überwiegt. Bestimmte Gründe für
dieses Verhältnis sind nicht überliefert, bisher auch nicht angeführt. Zunächst mag in Betracht
kommen, daß während der Ton zumeist leicht erreichbar und billig ist, der Stuck infolge seiner
geringeren Haltbarkeit unrentabel sein muß, infolge seines speckigen Aussehens bei den Käufern
sich nicht durchsetzen konnte; wiewohl er in der Töpferwerkstatt für die Tonformen gerne ge-
braucht ward und jedermann, seit langer Zeit, seine Verwendung in der Dekorationsmalerei und
12) Gayet, Annales du Musee Guimet XXX, 2, pl. 3.$
13) A. J. Reinach, Bull, de la soc. des fouilles Archeol. 111, 1912, 69 ff.
14) 444; vgl. auch Zucker, Arch. Anz. 1906, 129; 1908, 194.
15) Herkunft: Abusir, Abydos, Alexandria, Daphne, Edfu, Elephantine, Faijum, Koptos, Meir, Mit-Rahine, Oxyrhynchos,
Sais, Theben, Zagazig usw. für alle möglichen ägyptisch-griechischen Motive (vor allem Edgar, Greek Bronzes, Perdrizet, Coll.
Fouquet; viele unpublizierte Stücke in Berlin).
16) Wilcken, Ostraka I, 20—26. Ist darum die Kultur in Nubien eingewandert (v. Bissing, Sitzb. Münch. Ak. 1910, 3,
S. 8,1), weil dieser Kram auch in Nubien gefunden wird?
17) Vgl. Anm. 4; Schreiber, Kom esch-Schukafa (Sieglin-Exped. I) S. 213 ff geht mir viel zu weit in seiner Zuweisung
zur Totenausrüstung.
18) Abusir el-M., vgl. Nr. 202: „neben dem Kopf einer Kinderleiche gef.": so Möller. Hawara: Petrie, Memphis IV, pl. XIV,
Kinderleiche mit Ausrüstung, darunter ein liegender Löwe, Harpokrates (Fayence). (Hier zu Häupten des Kinds das Tafel-
bildchen des Weibs, Taf. 26.). Vielleicht auch Salamune: s. Nr. 218. Antinoopolis: Das neuerdings öfter abgebildete „Lara-
rium der Leukaionia", das Gayet so gefunden haben will. Warum gibt er nur Photos vom jetzigen Aufbau im Mus. Guimet?
Wer Gayets Art kennt, die Ausgrabungen in der Stadt zu behandeln und die Ergebnisse zu publizieren, wird entschuldigt
sein, wenn er skeptisch ist.. Seine Erklärungen der Einzelfiguren sind ebenso dürftig wie die Zusammenstellung des Ganzen
rätselhaft.
19) Vgl. die einwandfreien Angaben von Petrie in seinem Memphis III, 45 und Roman Ehnäs. Auch Wilcken bezeugt
mir das ausdrücklich für Ehnäs (Excerpt aus dem Tagebuch; Papyri in Häusern, Wilcken, Grundzüge S. XX). Die Köms
von Eschmunön (Anm. 3), Elephantine (Anm. 14), von Bubastis (Anm. 5) und Naukratis (Anm. 2) haben mit Nekropol nichts
zu tun. Ebenso in Arsinoe, Darb Gerse, el-Kantara, Umm el-Barakät und sonst.