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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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170

Helios (Nr. 282—283). Kybele.

Maß: 11. 9,5 cm, Br. 8,2 cm. — Herkunft: Aus Darb Gerse. — Material: Graubrauner Ton
mit schwarzbraunem Firnis. — Erhaltung: An den Ecken und am Stiel abgebrochen. — Erwähnt:
7,3; 169,4.
283. Helios auf Zweigespann. (Tafel 27.)
Berlin 12713. Über die Ecken einer profilierten, nach der Mitte zurückgebogenen Basis
springen die zwei Rosse in starkem Galopp empor und seitlich auseinander, so daß ihre Vorder-
teile bis zu den Schulterblättern in Dreiviertel- Ansicht zu sehen sind. Um den Hals tragen
sie an Doppelriemen hufeisenförmige Behänge. Mähne zwischen den Ohren zum Schopf ge-
bunden. Der Wagenkasten hat eine quadratische, von Doppelleisten eingefaßte Vorderseite mit
gerauhter Mittelfläche (Wagenkorb?), sitzt aber ohne Angabe der Räder auf der Basis auf.
Der Gott ragt mit dem Oberkörper aus dem Wagen hervor. Auf zweireihigen Ringellocken
Diadem; Ärmelgewand, Gürtel, Mantel, der vor der Brust geknotet, die 1. Schulter und Arm
bedeckt. In der L. Scheide mit Schwert? In der r. Hand eine Geißel, die über den Wagenrand
herabhängt (kaum Schlange).
Rückseite: weißer Überzug.
Maß: H. 22,7 cm, Br. 23 cm. — Herkunft: Unbekannt. — Material: Lederbrauner, z. T. röt-
licher Ton; Reste von Weiß. — Erhaltung: Vor dem Brand einige Verletzungen; mehrere Risse
und Brüche. — Arbeit: Sehr roh verputzt. — Erwähnt: 169, 7.
22. Kybele (Tafel 27).
Für die phrygischen Kulte in Ägypten sind direkte Zeugnisse selten. Abgesehen von dem,
was der Eumolpide Timotheos (in Alexandrien ?) über ihre Mythen geschrieben1) und was ale-
xandrinische Dichter poetisch geformt haben2), bleibt eine Inschrift aus der Zeit des II. Ptole-
maeers3), in der Μόσχος 6 ιερευς τον ναόν και το τέμενος Άγδίστει έπηκόωι ίδρύσατο, und der Spottname
des Ptolemaios Philopator „Γάλλος"4). Viel späterer Zeit gehört dann die Gleichung des Attis
mit Osiris, der Kybele mit Isis an, die mehr gelehrter Spekulation als der Volksreligion ent-
stammt5). Ganz vereinzelt, darum nicht minder wichtig, zeigen Münzen von Alexandrien, die
in Pius', Marcus' und Caracallas Zeit ausgegeben sind, das Bild der Göttin ohne fremde Zu-
taten in bekannten Typen6).
Unsere Terrakotte 284 tritt als frühhellenistisches Zeugnis — diesen Ansatz verlangt der Stil
— hinzu, gleichviel ob sie in Ägypten gefertigt oder eingeführt ist —- nur vorausgesetzt, daß
sie nicht erst im neueren Kunsthandel dahin verschleppt wurde7). Wie dem auch sei, nötig

1) Vgl. H. Hepding, Attis, seine Mythen und sein Kult 37 ff., 103ff. Nach dem, was erhalten ist, erzählte Timotheos,
den Mythos der Agdistis, d. h. der Göttin von Pessinus. (Er ist auch bei der Legende vom Sarapis beteiligt.) Da die oben
und Anm. 3 genannten Inschriften diese Agdistis nennen, deren Name sonst nicht oft begegnet, ist wenigstens möglich,
daß die Magna Mater als Agdistis, d. h. die pessinuntische, in Ägypten Ansehen gewann durch die vermittelnde Tätigkeit
des Timotheos, und zwar hier früher als im Westen des Mittelmeers.

2) Hepding 139 ff.

3) Dittenberger, Oriens Graecus 28. Öfter zitiert: Bouche-Leclerq, Hist, des Lagides I, 242, 3; 111, 214, 2. Otto, Prie-
ster und Tempel I, 137, 1; 399, 1, der den ιερευς wohl m. R. für einen griechischen Priester hält. (Über έπήκοος Weinreich,
Athen. Mitteil. 1912, Iff.) Vgl. ferner die Inschrift, Bull. Soc. Alex. I (1898) 41 Nr. 5; Preisigke, Sammelbuch Nr. 306:
υπέρ βασιλέως Πτολεμαίου του Πτολεμαίου Σωτήρος "Αδιστι Αιοσκόροις Πτολεμαίφ Σωτήρι Σιμωνίδης; Vgl. noch unten Nr. 312a.

4) Bouche Leclerq a. a. 0. I, 327, 2.

5) Zeugnisse: Reitzenstein, Poimandres 86, 3. 98 f. Hepding, Attis 34 f., z. B. auch Apuleius Met. XI, 5 im Gebet.

6) Dattari 2687—2690 (Pius); 3629 (Faustina jun.); 4036 (Domna).

7) Da ist ein non liquet fast nötig: der Stil ist durch den Kulttypus gebunden. Die Ausführung ist gut, feingesparte
Bemalung und Technik zeigen nichts Ungewöhnliches (Vorderseite Form, Rückenplatte angesetzt, unten offen); der Ton,
 
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